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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0437

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WIXHAUSEN • PFARRKIRCHE

Bibliografie: Hans-Eberhard Ruhl, Darmstadt-Wixhausen. Eckdaten und Grundlinien seiner Geschichte, Darm-
stadt-Wixhausen 1995, S. 132-134, 462, 464 (Beschreibung der Fundsituation, Erwähnung der Katalogisierung des
Scherbenfundes durch das CVMA [s. Gegenwärtiger Bestand]; dem Typoskript von Daniel Hess folgend Beschrei-
bung der Scherben nach Gruppen mit Datierung um 1370-1410); Hess 1999, S. 187, Anm. 15 (sieht das Scherbenkon-
volut stilistisch auf einer Stufe stehend mit den Verglasungsresten aus dem Ostchor der ehern. Prämonstratenser-Klos-
terkirche in Arnstein a. d. Lahn, heute Münster, LWL-Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Westfälisches
Landesmuseum, Datierung 4. Viertel 14. Jh.); Hans-Eberhard Ruhl, Kunst, Kirche und Dorfmuseum auf dem evan-
gelischen Pfarrhof in Darmstadt-Wixhausen, Darmstadt-Wixhausen 2005, S. 10-12 mit Farbabb. (Zusammenfassung
von Ruhl 1995).
Gegenwärtiger Bestand: Als spätbarocker Bau enthält die Pfarrkirche von Wixhausen - einem nördlich von Darm-
stadt gelegenen, 1977 eingemeindeten Dorf - keine mittelalterlichen Glasmalereien1. Mit ihrem Vorgänger ist jedoch
ein Konvolut von Scherben zu verbinden, das im Zuge der Kirchenrenovierung 1991/92 beim Einbau einer neuen
Bodenheizung im Schiff gefunden wurde. Der Fund umfasst nach der ersten Bestandsaufnahme von Daniel Hess
(Der Scherbenfund zu Darmstadt-Wixhausen. Scherbenkatalog und kunsthistorische Einordnung, Freiburg i. Br.
1992 [Typoskript]; Freiburg i. Br., CVMA, Archiv) 201 bemalte und 53 unbemalte Glasstücke und -Scherben, die
größtenteils der Zeit um 1400 angehören und im Turm der Pfarrkirche in Auswahl in einer Vitrine präsentiert werden
(Abb. 268-272).
Geschichte des Baues: Nachdem die mittelalterliche Kirche zu Wixhausen bereits gegen Ende des 17. Jahrhunderts
baufällig war und in den 1760er-Jahren schließlich Gewölbe und Dachwerk einzustürzen drohten, entschloss man sich
zu einem Um- bzw. Neubau, mit dessen Planung verschiedene Baumeister - darunter der Ingenieur-Leutnant Johann
Jakob Hill - betraut wurden. Einer der Umbaupläne Hills sah vor, den bestehenden Bau lediglich zu modifizieren.
Seiner Zeichnung zufolge handelte es sich um einen längsrechteckigen Saal, der an einen offenbar älteren Turm im
Westen angebaut war und nach Osten in einen jüngeren, einseitig leicht eingezogenen Chor mit 3/8-Schluss und vier
zweibahnigen Maßwerkfenstern mündete (Fig. 406). Erhalten blieb im Neubau aber nur der Turm, dessen Erbauung
in das 12. Jahrhundert datiert wird2.
Für die Datierung der abgebrochenen Bauteile liegen nur wenige Anhaltspunkte vor. Dass das Schiff älter als der
Chor gewesen sein muss, ist nicht nur aus der Grundrissdisposition, sondern auch aus den Fenstern zu erschließen,
die im Schiff einbahnig waren und tief in das Mauerwerk einschnitten, während sie im Chor - wie erwähnt - zwei-
bahnig und mit Maßwerk versehen waren. In den Schriftquellen wird eine Kirche in Wixhausen erstmals im Jahr 1295
erwähnt, als der Mainzer Erzbischof Gerhard II. von Eppstein das als Kapelle bezeichnete, vorhin zu der Pfarr gen
Genauen gehörige Gotteshaus, das unter dem Patronat der Grafen von Katzenelnbogen gestanden haben dürfte, von
dessen Mutterkirche abtrennte3 4. Zu dieser Zeit könnte das bis 1773 erhaltene Kirchenschiff schon bestanden haben.
Seine Erweiterung um einen geräumigen Chor wurde um 1400 vorgenommen. Dafür sprechen nicht nur ein figürlich

1 Im Chor befinden sich zwei 1997 eingesetzte Farbfenster nach Ent-
würfen von Thomas Duttenhoefer (»Physik-Fenster«); s. Ruhl 2005
(s. Bibi.), S. 4-8.
2 Diehl 1931, S. mf. Zum Vorgänger- und zum bestehenden, nach
Plänen von Johann M. Schuhknecht ausgeführten Bau s. Schmidt
1993,1, S. 164-167, 319, Ruhl 1995 (s. Bibk), S. 5S—67, 97-118, 128-131,
134k, 274-292, Scholz, Darmstadt, 1999, S. 113k, Nr. 172, und Dehio
Hessen, II, 2008, S. 179.
3 Darmstadt, HStA, Best. A 1, Nachweis; Vogt 1913, S. 70, Nr. 396.
Zum Patronat s. Demandt 1966, S. 159, Nr. 267.
4 Von Magnus Backes wurde der Chorneubau einschließlich der
Konsolfigur eines Jünglings »um 1500« datiert; s. Dehio Hessen 0982,

S. 939, und auch Dehio Hessen, II, 2008, S. 179. Daniel Hess hat eine
Datierung um 1400 vorgeschlagen (vgl. Gegenwärtiger Bestand), worin
ihm Ruhl 1995 (s. Bibi.), S. 130k, gefolgt ist. Das Fragment des Sakra-
mentshauses wurde in der Literatur stets ins ausgehende 14. Jh. datiert;
s. bereits Dehio Hessen H982, S. 939. Ruhl, a.a.O, S. 130, weist auf
verwandte Werke in Bingen und Eltville hin. Zu Letzterem ausführ-
lich: Rudolf Wesenberg, Das gotische Sakramentshaus. Entstehung
und künstlerische Gestaltung dargestellt an Beispielen Hessens und
des Mittelrheingebietes, Phil. Diss. Gießen 1937, S. i6f.; Herchen-
röder 1965, S. 135k, Abb. 457 (mit Datierung Ende 14. Jh.).
5 Hess’ Zählung der Scherben setzt bei Nr. 63 aus, sodass sich bei 254
Scherben insgesamt 255 Nummern ergeben.
 
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