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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0434

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SEEHEIM • PFARRKIRCHE

Bibliografie: Dammann 1914, S. 256t., Abb. 256 (nennt als Standort des Scheibenfragments das Lhs.-Fenster n III,
datiert es 16./17. Jh.; erwähnt zwei Glasgemälde mit dem Hl. Laurentius und »Kains Brudermord«, die 1882 noch
vorhanden gewesen sein sollen); Max Koppe, Aus Seeheims Vergangenheit, in: Bergsträßer Geschichtsbll. 3, 1926,
S. 17-26, 33-40, hier S. 36 (wie Dammann 1914; das Scheibenfragment nun in der Sakristei; erwähnt ferner eine nach
1882 verloren gegangene Darstellung des Hl. Nikolaus); Hermann Vogel, Zur Baugeschichte der Laurentiuskirche,
in: Seeheim im Spiegel seiner kirchengeschichtlichen Entwicklung. Ein Heimatbuch, (Seeheim) 1960, S. 6-17, hier S. 17
(Datierung »Anfang des 16. Jahrhunderts«; falsche Identifizierung des Bischofsheiligen); Rudolf Kunz, Kirchliche
Gebäude und Einrichtungen, in: Seeheim im Spiegel seiner kirchengeschichtlichen Entwicklung 1960 (s.o.), S. 36-44,
hier S. 42E (schließt von dem ehemals namentlich genannten Stifter auf eine Datierung um 1500); Hermann Vogel,
Die Glasbilder in den Fenstern der Laurentiuskirche zu Seeheim an der Bergstraße, (Seeheim-Jugenheim 1978), S. 12E,
Bild Nr. 11 (Datierung zwischen 1482 und 1503; biografische Angaben zur Person des ehemals inschriftlich überlie-
ferten Stifters und Überlegungen zur Identifizierung des Bischofsheiligen); Rudolf Kunz, Die Kirchen in Seeheim,
in: Seeheim-Jugenheim mit den Ortsteilen Balkhausen, Malchen, Ober-Beerbach, Steigerts, Stettbach im Wandel der
Zeiten. Ein Heimatbuch, (Seeheim-Jugenheim) 1981, S. 124-142, hier S. 136E (wie Kunz 1960); Hotz 1986, S. 72 (Er-
wähnung); Schmidt 1993,1, S. 312 (Erwähnung); Scholz, Darmstadt, 1999, S. 110, Nr. 167 (Datierung der verlorenen
Inschrift zwischen ca. 1460/70 und 1520/30); Dehio Hessen, II, 2008, S. 728 (»Reste eines Farbglasfensters mit Darstel-
lungen der hll. Wolfgang [?] und Sebastian, um 1500«).
Gegenwärtiger Bestand: Im Langhaus ist im Fenster süd VI ein Scheibenfragment mit einem Bischofsheiligen
(Wolfgang?) und dem Hl. Sebastian aus der Zeit der Kirchenerweiterung um 1500 erhalten (Fig. 405, Abb. 267). Die
ansonsten moderne, das Achsenfenster im Chor und zehn Einzelscheiben im Langhaus umfassende Farbverglasung
wurde 1986 von Joachim Pick bzw. bereits 1960 (Einbau 1967) von Hans Gottfried von Stockhausen geschaffen1.
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Der bis ins 13. Jahrhundert zurückgehende, von späteren Um-
bauten und Erweiterungen geprägte, ursprünglich dem Hl. Nikolaus(?) geweihte Bau2 - eine Saalkirche mit rechtecki-
gem Chorschluss und Chorturm (Fig. 403) - war zunächst Filialkirche der Pfarrkirche in Bickenbach, bis Seeheim 1545
selbst zur Pfarrei erhoben wurde. Seeheim gehörte zum Erzbistum Mainz und unterstand damit dem Archidiakon des
Stiftes St. Viktor. Das Patronatsrecht an der Kirche scheint das Zisterzienserinnenkloster Patershausen innegehabt
zu haben. Ihm war die Pfarrkirche in Bickenbach im Jahr 1267 geschenkt worden, und noch 1483 bei der Einrichtung
einer Frühmesse in Seeheim bestimmte die Äbtissin des Klosters den einzusetzenden Altaristen3. Erst seitdem die
Schenken von Erbach Seeheim zu Lehen trugen (1510), lag das Präsentationsrecht für den Nikolausaltar beim Haus
Erbach (1522 Schenk Eberhard von Erbach)4.
Ältester Bauteil der Kirche ist der wohl im frühen 13. Jahrhundert errichtete, im Erdgeschoss mit einem Kreuzgrat-
gewölbe versehene Chorturm, der den Nikolausaltar aufnahm und sein Licht durch ursprünglich schmale Lanzett-
fenster erhielt5. Noch vor der laut Inschrift über dem Westeingang im Jahr ijoj abgeschlossenen Erweiterung des
Langhauses zu einem Saal mit mindestens je zwei Maßwerkfenstern auf der Nord- und Südseite wurde an die Nord-
wand des Chores die heutige Sakristei angebaut. Die Lokalforschung sieht diesen Anbau in Zusammenhang mit der
Einrichtung einer Altar- und Messstiftung zu Ehren der Hll. Sebastian, Walburga und Barbara (1483), doch scheint

1 Chor: Achsenfenster mit Motiven nach der Apokalypse des Johan-
nes (Joachim Pick, 1986). Langhaus: Szenen aus Altem und Neuen Te-
stament, Heilige (Hans Gottfried von Stockhausen, 1960); Farbabb.
bei Vogel (1978) (s. Bibi.).
2 Demandt 1966, S. 151, Nr. 231. - Zum Bau und seiner Geschichte:
Dammann 1914, S. 253-256; Diehl 1931, S. 195; Vogel 1960 (s. Bibi.),
S. 6-16; Kunz 1981 (s. Bibi.), S. 132L; Schmidt 1993, I, S. 312; zuletzt
Dehio Hessen, II, 2008, S. 728.
3 Müller 1937, S. 68, 555; Demandt 1966, S. 96, Nr. 18; Rudolf

Kunz, Geschichte des Kirchspiels, in: Seeheim im Spiegel seiner kir-
chengeschichtlichen Entwicklung 1960 (s. Bibi.), S. 18-24, hier S. 21
(ohne Nachweis).
4 Würdtwein, I, 1769, S. 468; Historische Stätten Hessen A976,
S. 413 (Hellmuth Gensicke).
5 In der tiefen Laibung des noch einzig originalen Fensters auf der
Nordseite wurden bei der Restaurierung 1960/61 Wandmalereien frei-
gelegt, die z.T. noch aus der Erbauungszeit stammen; vgl. dazu Vogel
1960 (s. Bibi.), S. i6f.
 
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