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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0072

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ALSBACH ■ PFARRKIRCHE

Bibliografie: Dammann 1914, S. iS (Erwähnung der Chorverglasung von 1894, darin eingelassen »eine von anderer
Stelle herstammende Wappenscheibe«: »Wappen der Hohenlohe als Erben der Grafschaft Ziegenhain«); Rudolf Kunz,
Heimatbuch der Gemeinde Alsbach, Alsbach a. d. B. 1970, S. 189, Taf. 23 (bezieht das Wappen auf Margarete
von Hohenlohe-Weikersheim, Gemahlin Schenk Philipps II. von Erbach, des Bauherrn); Peter Lähn, Historischer
Rundgang durch die Alsbacher Kirche, in: 400 Jahre Evangelische Kirche Alsbach, Alsbach 2004, S. 22-39, hier S. 26
(verbindet das Wappen irrtümlich mit den Landgrafen von Hessen).
Gegenwärtiger Bestand: Als einziger Rest der mittelalterlichen Farbverglasung ist im Chorfenster nord II ein klei-
ner Schild mit dem Wappen Hohenlohe-Nidda-Ziegenhain aus der Zeit um 1460/70 erhalten (Abb. i)1.
Geschichte des Baues und seiner Verglasung: Innerhalb des Burgfriedens der Burg Bickenbach (bzw. Schloss
Alsbach) gelegen, wurde das Dorf Alsbach als deren Zubehör betrachtet und gelangte so mit der Burg im Laufe des
14./i5. Jahrhunderts in den Besitz der Schenken von Erbach2; die Geschichte der Kirche spiegelt den Wandel der ört-
lichen Herrschaftsverhältnisse wider. Ein den Hll. Katharina und Erasmus geweihter, 1347 erstmals erwähnter Bau
- zur Pfarrei Bickenbach im Bistum Mainz gehörend - war von Gräfin Agnes von Katzenelnbogen (f vor 1354), geb.
von Bickenbach, errichtet worden3. Noch in spätmittelalterliche Zeit fällt seine erste Erweiterung, von welcher allein
der kleine einjochige, mit einem Rippengewölbe versehene Chor mit 3/8-Schluss und die Untergeschosse des Turms
erhalten sind. Bau- und Patronatsherren waren nunmehr die Schenken von Erbach, deren Familienwappen auf dem
Schlussstein des Chores erscheint. Da die Form dieses Wappenschildes - im Verein mit der schlichten Architektur - eine
Datierung der Baumaßnahmen in die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts nahelegt, ist, unter Berücksichtigung des in
Glas erhaltenen Wappens Hohenlohe-Nidda-Ziegenhain, mit Bestimmtheit auf Philipp II. Schenk von Erbach (f 1477)
als Bauherrn zu schließen, der sich im Jahr 1451 mit Margarete von Hohenlohe-Weikersheim (f 1469) vermählt hatte,
bevor er im Jahr 1457 seinen Vater KonradIX. in der Herrschaft ablöste. Die für die Scheibenstiftung maßgebliche
Erweiterung der Kirche dürfte demnach, wie bereits Rudolf Kunz vermutet hat, zwischen 1457 und 1469 erfolgt sein.
Weitere Umbauten der Kirche in den Jahren 1571 und 1604/o^ff.4 - aus letzterer Zeit stammen das Schiff und vielleicht
die zu Rundbogenöffnungen erweiterten Chorfenster - sowie 1857 und ferner die Arbeiten an den Fenstern im Jahr
1840 haben von der einst zweifellos reicheren Farbverglasung nur mehr einen einzigen Rest übrig gelassen. Im Zuge
der Neuverglasung des Chores 1894 wurde der Wappenschild von der Werkstatt Beiler restauriert und in die Orna-
mentverglasung des Fensters nord II integriert. Alle Chorfenster besitzen eine unbelüftete Schutzverglasung.
Vorbemerkungzm Katalog: Die Scheibe wurde im September 2008 in situ untersucht und fotografiert.

CHORFENSTER nord II

Fig. 1, Abb. 1

4 WAPPEN HOHENLOHE-NIDDA-ZIEGENHAIN
Fig. 1, Abb. 1
H. 26,5 cm, B. 24,5 cm (mit Randblei).
Erhaltung: Vorzüglicher Zustand; lediglich ein Stück wurde
1894 durch die Werkstatt Beiler ergänzt; Verbleiung neu.

Rekonstruktion, Ikonografie, Ornament: Wie bei den nur weni-
ge Jahre älteren Resten eines genealogischen Wappenscheiben-
zyklus(?) Erzbischof Dietrichs von Erbach (Erbach, Schloss,
Rittersaal, Nr. 26k; Abb. i8f.) oder den etwas jüngeren Wap-
penscheiben Erbach-Bickenbach und Werdenberg aus Beer-

1 Die drei rundbogigen Chorfenster sind mit einer in Chor I figürli-
chen (Kreuzigung Christi), in den Seitenfenstern n II und s II orna-
mentalen Verglasung versehen, die laut Inschrift von der Familie
Becker in Alsbach gestiftet und 1894 von der Werkstatt Beiler, Heidel-
berg, ausgeführt wurde. Das Langhaus ist blank verglast.
2 Simon 1858, S. 177; Müller 1937, S. 5; zu den Herrschaftsverhält-
nissen ausführlich Kunz 1970 (s. Bibi.), S. 34-37.

3 Simon 1858, S. 177L; Müller 1937, S. 6, zur Ersterwähnung S. 5
(s. »Grundbesitz«); Demandt 1966, S. 91, Nr. 2. Die Quellen werden
ausführlich zitiert in: Reg. Katzenelnbogen, I, 1953, S. 312-315, 468,
Nr. 1015, 1622. - Zur Baugeschichte: Diehl 1931, S. 130L; grundlegend
Kunz 1970 (s. Bibi.), S. 189-191; Schmidt 1993, I, S. 30, 266; zuletzt
Dehio Hessen, II, 2008, S. 2.
4 Scholz, Darmstadt, 1999, S. 144L, 242, Nr. 220, 347.
 
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