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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0170

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HÄHNLEIN • PFARRKIRCHE / HERRNSHEIM • GOTTLIEBENKAPELLE

169

ANHANG: VERLORENE GLASMALEREIEN
Laut einem Bericht des Pfarrers Levin Christoph Rübe befanden sich 1720 außer der Christophorus-Scheibe noch
drei weitere Glasgemälde in der bald darauf niedergelegten alten Kirche: eine Scheibe mit der Geburt Christi und der
Verkündigung an die Hirten, eine Scheibe mit einer Darstellung des Hl. Georg sowie eine dritte Scheibe unbekannten
Inhalts (s. Reg. Nr. 22). Danach werden diese Glasgemälde, deren Entstehungszeit nicht überliefert ist, nicht mehr
erwähnt, sodass sie möglicherweise nicht in den Neubau übernommen worden sind. Ob sie anderweitig Verwendung
fanden oder zerstört wurden, ist nicht bekannt.

HERRNSHEIM • GOTTLIEBENKAPELLE

Bibliografie: Fritz Reuter, Die Gottlieben-Kapelle in Herrnsheim, in: Wormser Monatsspiegel 1973/12, S. 5-8,
hier S. 7 (»einige spätgotische Scheiben«); Spille 1992, S. 202 (pauschale Erwähnung mit unpräziser Datierung: »In
den bunt verglasten Fenstern einige Scheiben aus dem 15. Jh.«).

Gegenwärtiger Bestand: In der Kapelle der neuromanischen, nach Süden ausgerichteten Anlage befinden sich der-
zeit drei mittelalterliche Glasmalereien: zwei Fragmente der Maßwerkverglasung des Chorfensters I der Zisterzienser-
Klosterkirche Hauterive (Kt. Fribourg), 2. Viertel 14. Jahrhundert, sowie eine Rundscheibe unbekannter Herkunft
mit dem Agnus Dei, die wohl ebenfalls zu einer Maßwerkverglasung des 14. Jahrhunderts gehört hat (Abb. 61). Da
zwei der drei Maßwerkscheiben bereits im Band CVMA

Schweiz III, 1965 bearbeitet worden sind und zudem ihr
Verbleib in der Kapelle nicht gesichert ist1, findet im Fol-
genden nur das Agnus Dei Berücksichtigung. Die übrigen
Glasmalereien in Kapelle und Kreuzgang stammen aus
der Erbauungszeit bzw. aus den frühen i93oer-Jahren2.
1 Beer 1965, S. 83, 94, Taf. 8/a-c, behandelt unter dem Standort
»Schloß Herrnsheim bei Worms, Gottliebenkapelle« (sic!) drei Frag-
mente aus Hauterive: den »Adler mit Jungen, auf dem Neste sitzend«,
den »Phönix, dem Feuer entsteigend« und den »Strauß, mit der Kraft
seines Blickes die Eier ausbrütend« (S. 94). Von diesen Fragmenten ist
der Phönix, der - wie seine Einfassung erkennen lässt - damals in einem
anderen Fenster als Adler und Strauß eingesetzt gewesen sein muss,
nicht mehr vorhanden. Wann das Fragment entfernt worden ist, ist
der heutigen Besitzerin der Kapelle, Frau Cornelia von Bodenhausen,
Brüssel/Worms, nicht bekannt. Frau von Bodenhausen sei an dieser
Stelle für ihr Entgegenkommen, den Bestand untersuchen zu dürfen,
herzlich gedankt.
- Direkt beim Eingang in die Kapelle ist im ersten Fenster der Ostseite
der Hl. Michael als Drachentöter dargestellt. Er wird von den Wappen
der Eheleute Cornelius Wilhelm Freiherr von Heyl zu Herrnsheim und
Sophie, geb. von Stein, begleitet; die Inschrift JUNI 186/ / JUNI 1892
weist auf eine Entstehung anlässlich der Silbernen Hochzeit des Paares
hin. Das zweite Fenster mit dem gekreuzigten Christus im Weinstock
muss nach Ausweis der Wappenallianz und der Inschrift - APRIL
1907 / [•■•]/ APRIL 1932 - anlässlich der Silbernen Hochzeit von Cor-
nelius Freiherr von Heyl zu Herrnsheim und Prinzessin Mathilde zu
Isenburg-Büdingen entstanden sein. Erstere Darstellung wurde von
Otto Hupp entworfen (Otto Bücher, Der Heraldiker Otto Hupp und
seine Schöpfungen für Rheinhessen und die Pfalz, in: Der Wormsgau


Fig. 101. Herrnsheim, Gottliebenkapelle. Blick aus der Nordwestecke
des Kreuzgangs auf die Westseite des 1891/92 von Gabriel von Seidl
errichteten Kapellenbaues.

16, 1992-1995, S. 127-184, hier S. 136); die ausführende Werkstatt ist
in beiden Fällen unbekannt. Ein drittes, schlecht beleuchtetes Wap-
penfenster befindet sich im Chor oberhalb der Sakristei. - Im Zentrum
der Fensterrose des Kreuzgangs ist eine Darstellung der Kreuzigung
Christi aus der Werkstatt von Carl de Bouche angebracht.
 
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