SEEHEIM • PFARRKIRCHE
43 5
LANGHAUSFENSTER süd VI
Fig. 404E, Abb. 267
4b HL. BISCHOF (WOLFGANG?), HL. SEBASTIAN
Fig. 404!., Abb. 267
H. 50,5 cm, B. 41,5 cm.
Erhaltung: Im Gewand des Bischofs und am Boden sind grö-
ßere Partien einschließlich der verlorenen Inschrift ergänzt.
Die Figuren sind durch zahlreiche, mit Sprungbleien geflickte
Sprünge in ihrer Komposition gestört; an den hellen Gläsern
ist außenseitig leichter Lochfraß festzustellen. Die Braunlot-
Bemalung ist mitunter blättrig und vereinzelt abgängig. Blei-
netz neu (Restaurierung 1959/60?).
Ikonografie, Komposition: Da mehrere heilige Bischöfe - u.a.
auch der Mainzer Bistumsheilige Martin13 - ein Kirchenmodell
als Attribut aufweisen, ist der hier dargestellte Bischof nicht
zweifelsfrei zu identifizieren. Es dürfte sich aber am ehesten
um den Hl. Wolfgang handeln, dem in Seeheim eine abgegan-
gene Kapelle geweiht gewesen sein soll14. Ein unmittelbares
Vorbild für die Komposition der Figur lässt sich ebenso we-
Fig. 404. ES Lhs. s VI. M 1:15
nig benennen wie für die Darstellung des Hl. Sebastian, des-
sen tänzerische Haltung und hinter den Rücken gebundener
rechter Arm freilich an die Sebastiansfigur des Meisters E.S.
erinnern (L. 158)15.
Farbigkeit, Technik: Die Figuren auf graugrünem Fliesenbo-
den stehend; der Hl. Bischof in blaugrauer Dalmatik und rotem
Pluviale, Inkarnat weiß, Haare silbergelb, auch Mitra, Nim-
bus, Bischofsstab und Kirchenmodell weiß bzw. silbergelb; der
Hl. Sebastian mit silbergelbem Lendentuch bekleidet, Inkar-
nat weiß, Haare, Nimbus, Pfeile und Baumstumpf silbergelb;
Modellierung der Binnenformen und Zeichnung mit braunem
Lot.
Stil, Datierung: In ihrem kleinen Format, der dadurch be-
schränkten Farbpalette bei zugleich vermehrtem Einsatz von
Fig. 405. Hll. Wolfgang(?) und Sebastian. Langhaus s VI.
Mittelrhein (Mainz?), um 1500.
Silbergelbmalerei steht die Scheibe der Kabinettscheibenpro-
duktion am Mittelrhein um 1500 nahe. Auffallend ist vor allem
die skizzenhafte Gestaltung der Köpfe beider Heiligen, die mit
unsicheren, suchenden Strichen angelegt sind. Sie erinnern da-
rin an die etwas jüngere, um 1515 entstandene Darstellung des
Hl. Nikolaus aus Heldenbergen (s. S. 192L, Abb. 73), dessen
Gesicht mit ähnlichen gestalterischen Mitteln gezeichnet und
charakterisiert worden ist.
Mittelrhein (Mainz?), um 1500.
CVMA G 8826, Großdia G III 89
ANHANG: VERLORENE GLASMALEREIEN
In der älteren Literatur zu Seeheim werden drei Scheiben erwähnt, die 1S82 noch vorhanden gewesen sein sollen und
danach verschwunden sind: Darstellungen des Hl. Laurentius, des Hl. Nikolaus und der Ermordung Abels durch Kain
(s. Bibliografie). Zu Aussehen und Alter dieser Scheiben liegen keinerlei Angaben vor; die beiden Heiligen könnten
jedoch Pendants zu den erhaltenen Figuren des Hl. Bischofs und des Hl. Sebastian gewesen sein, während in der alt-
testamentlichen, im Mittelalter an einen Zyklus gebundenen Darstellung des Brudermordes am ehesten eine Stiftung
nachmittelalterlicher Zeit zu vermuten ist.
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LANGHAUSFENSTER süd VI
Fig. 404E, Abb. 267
4b HL. BISCHOF (WOLFGANG?), HL. SEBASTIAN
Fig. 404!., Abb. 267
H. 50,5 cm, B. 41,5 cm.
Erhaltung: Im Gewand des Bischofs und am Boden sind grö-
ßere Partien einschließlich der verlorenen Inschrift ergänzt.
Die Figuren sind durch zahlreiche, mit Sprungbleien geflickte
Sprünge in ihrer Komposition gestört; an den hellen Gläsern
ist außenseitig leichter Lochfraß festzustellen. Die Braunlot-
Bemalung ist mitunter blättrig und vereinzelt abgängig. Blei-
netz neu (Restaurierung 1959/60?).
Ikonografie, Komposition: Da mehrere heilige Bischöfe - u.a.
auch der Mainzer Bistumsheilige Martin13 - ein Kirchenmodell
als Attribut aufweisen, ist der hier dargestellte Bischof nicht
zweifelsfrei zu identifizieren. Es dürfte sich aber am ehesten
um den Hl. Wolfgang handeln, dem in Seeheim eine abgegan-
gene Kapelle geweiht gewesen sein soll14. Ein unmittelbares
Vorbild für die Komposition der Figur lässt sich ebenso we-
Fig. 404. ES Lhs. s VI. M 1:15
nig benennen wie für die Darstellung des Hl. Sebastian, des-
sen tänzerische Haltung und hinter den Rücken gebundener
rechter Arm freilich an die Sebastiansfigur des Meisters E.S.
erinnern (L. 158)15.
Farbigkeit, Technik: Die Figuren auf graugrünem Fliesenbo-
den stehend; der Hl. Bischof in blaugrauer Dalmatik und rotem
Pluviale, Inkarnat weiß, Haare silbergelb, auch Mitra, Nim-
bus, Bischofsstab und Kirchenmodell weiß bzw. silbergelb; der
Hl. Sebastian mit silbergelbem Lendentuch bekleidet, Inkar-
nat weiß, Haare, Nimbus, Pfeile und Baumstumpf silbergelb;
Modellierung der Binnenformen und Zeichnung mit braunem
Lot.
Stil, Datierung: In ihrem kleinen Format, der dadurch be-
schränkten Farbpalette bei zugleich vermehrtem Einsatz von
Fig. 405. Hll. Wolfgang(?) und Sebastian. Langhaus s VI.
Mittelrhein (Mainz?), um 1500.
Silbergelbmalerei steht die Scheibe der Kabinettscheibenpro-
duktion am Mittelrhein um 1500 nahe. Auffallend ist vor allem
die skizzenhafte Gestaltung der Köpfe beider Heiligen, die mit
unsicheren, suchenden Strichen angelegt sind. Sie erinnern da-
rin an die etwas jüngere, um 1515 entstandene Darstellung des
Hl. Nikolaus aus Heldenbergen (s. S. 192L, Abb. 73), dessen
Gesicht mit ähnlichen gestalterischen Mitteln gezeichnet und
charakterisiert worden ist.
Mittelrhein (Mainz?), um 1500.
CVMA G 8826, Großdia G III 89
ANHANG: VERLORENE GLASMALEREIEN
In der älteren Literatur zu Seeheim werden drei Scheiben erwähnt, die 1S82 noch vorhanden gewesen sein sollen und
danach verschwunden sind: Darstellungen des Hl. Laurentius, des Hl. Nikolaus und der Ermordung Abels durch Kain
(s. Bibliografie). Zu Aussehen und Alter dieser Scheiben liegen keinerlei Angaben vor; die beiden Heiligen könnten
jedoch Pendants zu den erhaltenen Figuren des Hl. Bischofs und des Hl. Sebastian gewesen sein, während in der alt-
testamentlichen, im Mittelalter an einen Zyklus gebundenen Darstellung des Brudermordes am ehesten eine Stiftung
nachmittelalterlicher Zeit zu vermuten ist.