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Gast, Uwe; Rauch, Ivo
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,1: Berlin: Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.52850#0162

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GRONAU • PFARRKIRCHE

161

Vorbemerkung zum Katalog: Die Scheibe wurde im
August 2003 in situ untersucht und fotografiert.
LANGHAUSFENSTER süd III Fig. 93, 95, Abb. 53
DARBRINGUNG IM TEMPEL Fig. 93, 95, Abb. 54
H. 44,5 cm, B. 47,6-48,3 cm.
Inschriften: Im Nimbus Mariens in gotischer Minuskel:
• S(ancta) ■ maria ■ dei ■ genitrix. Mit hebräisch anmutenden
Inschriften sind der Gürtel des Gewandes des Hohepriesters
und die das mosaische Gesetz symbolisierenden Tafeln auf
dem Altar versehen. In beiden Fällen handelt es sich um eine
Mischung aus realen und erfundenen hebräischen Buchstaben,
die inhaltlich keinen Sinn ergeben6.
Erhaltung: Die Scheibe ist anscheinend allseitig beschnitten.
Nur so ist zu erklären, dass große Teile der Darstellung - der
Fliesenboden unten und der architektonische Abschluss des
Altarraums oben - verloren sind bei ansonsten gutem Erhal-
tungszustand. Im Zuge dieses Eingriffs dürften Fehlstellen
mit ausgeschiedenen Stücken geflickt und die ganze Scheibe
neu verbleit worden sein. Von diesen Maßnahmen wie von
zwei störenden Sprüngen abgesehen, die durch den Körper des
Christusknaben und die Altartafeln im Hintergrund verlaufen,
befinden sich die noch vorhandenen Teile in vorzüglichem Zu-
stand. Auf einigen kleinen, vor allem hellen Glasstücken sind
innenseitig flächendeckende, z.T. abblätternde Rückstände aus
Kitt und Leinöl zu beobachten. Außenseitig weisen nur die ro-
ten und violetten Gläser mehr oder minder ausgeprägte Korro-
sionserscheinungen auf. - Eine Schutzverglasung wurde 1995
von der Werkstatt Münch, Groß-Umstadt, angebracht7.

1 Einsingbach 1969,1, S. 182; Dehio Hessen, II, 2008, S. 379.
2 Nach brieflicher Mitteilung von Eberhard Kühner (f), Gronau
(11. Nov. 1992), soll das Glasgemälde auf dem Speicher der Kirche gele-
gen haben - eine Angabe, die sich nicht verifizieren ließ.
3 Berlin, SMB - Alte Nationalgalerie, Inv. Nr. Fohr Nr. 1. Siehe hierzu:
Rudolf Kunz, Die Kirche in Gronau bei Bensheim, in: GbllBergstra-
ße 18, 1985, S. 222k; Von Caspar David Friedrich bis Adolph Menzel.
Aquarelle und Zeichnungen der Romantik. Aus der Nationalgalerie
Berlin/DDR, hrsg. von Gottfried Riemann und Klaus A. Schröder,
München 1990, S. 155, Nr. 77 (Gottfried Riemann).
4 Müller 1937, S.241; Einsingbach 1969, I, S. 182; die Quellen
ausführlich behandelt von Karl Henkelmann, in: Kdm. Hessen, Kr.
Bensheim, 1914, Anhang S. 297-299. Die Fenstergewände der 1827 ab-
gebrochenen Kirche wurden von Großherzogin Wilhelmine von Hes-
sen erworben und für den Bau der Kirchenruine auf dem Heiligenberg
bei Seeheim-Jugenheim verwendet (Baureste und andere Kunstwerke
des Mittelalters im Großherzogthum Hessen, in: Intelligenzblatt für
die Provinz Oberhessen 2, 1835, S. 152k, 159-161, hier S. 152; Adolf
Zeller, Die Ausgrabungen auf dem Heiligenberg bei Jugenheim, in:
Quartalbll. des Historischen Vereins für das Großherzogthum Hessen
NF 4/3, 1906, S. 55-70, hier S. 56, Abb. 2).
5 In der Akte Betr. Schenkungen und Stiftungen Gronau findet sich
dafür zwar keinerlei Hinweis, doch sind verschiedene Schenkungen
- 1861 zwei Bilder, 1862 ein Kruzifix - überliefert; Darmstadt, HStA,
Best. G 15 Bensheim, Nr. K96.
6 Scholz, Bergstraße, 1994, S. 56 (Nr. 75).
7 Freundliche Auskunft von Pfarrer Peter Voß, Bensheim-Gronau
(21. Jan. 2009).


Fig. 93. Darbringung im Tempel. Gronau, Pfarrkirche, Lhs. s III.
Mittelrhein, um 1460/70.


Fig. 94. Darstellung des Ersten Gebots aus dem Zehn-Gebote-
Fenster. Ehern. Boppard, Karmeliter-Klosterkirche.
Köln, Museum Schnütgen. Mittelrhein, um 1445.
 
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