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Hess, Daniel
Die mittelalterlichen Glasmalereien in Frankfurt und im Rhein-Main-Gebiet: Hessen und Rheinhessen — Corpus vitrearum medii aevi - Deutschland, Band 3,2: Berlin: Dt. Verl. für Kunstwiss., 1999

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https://doi.org/10.11588/diglit.52864#0202
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GLASMALEREIEN DES 1$. JAHRHUNDERTS

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übrigen Fensters nicht ab; sie gehen folglich auf das Konto ver-
schiedener Werkstattmitarbeiter.
Komposition: Die aus einem zentralen Blütenstengel sich zu bei-
den Seiten ausrollenden, lappigen Blätter lassen sich mit der
Komposition des Tabernakelturms nicht verbinden. Durch einen
breiten, profilierten Steinrahmen vom darunterliegenden Feld
getrennt, dienen die Blätter lediglich als dekorative Füllung der
Kopfscheiben. Im Gegensatz zur Mittellanzette, in der die
Bekrönung bis in die Kopfscheibe hineinwächst, handelt es sich
hier um eine unorthodoxe Lösung, die in den übrigen Fenstern
nicht mehr auftritt.
Farbigkeit: Gelbe Blätter und Blütenstengel mit dünner, weißer
Steinrahmung.
CVMA A 10256, 10258
1A/1C MASSWERKDREIPÄSSE MIT SONNE
Fig. 132, Abb. 128
H. 37,5/36,5 cm, B. 33/38 cm.
Erhaltung: Der originale Sonnenkopf in iC war von Linnemann
1891 ausgebaut und kopiert worden; das Original gelangte
schließlich über die Sammlung Linnemann in das Hessische Lan-
desmuseum Darmstadt (Abb. 291). Sprünge und Sprungbleie;
Außenbemalung in Schattenlagen.
Ikonographie: Die Darstellung der Sonne steht in Zusammen-
hang mit der im Maßwerkfünfstrahl dargestellten Maria auf der
Mondsichel und bezieht sich auf die Offenbarung Johannis 12,1,
wo es heißt, daß »ein Weib mit der Sonne bekleidet, und der
Mond unter ihren Füßen« am Himmel erscheine.
Farbigkeit: Rotes Sonnengesicht mit gelben Strahlen; weiße
Steineinfassung.
CVMA A 326/3,6 (MF)

2B MASSWERKFÜNFPASS MIT MARIA
IM STRAHLENKRANZ Fig. 132, Abb. 128
H. 103 cm, B. 102 cm; Durchmesser 47,5 cm (Binnenkreis).
Erhaltung: Offenbar stand Maria ursprünglich auf einer Mond-
sichel und trug ein Sternendiadem, wie aus einem Vorzustands-
photo und der Bestandsaufnahme Linnemanns von 1891 hervor-
geht38. Diese legen ferner nahe, daß Linnemann lediglich den
Kopf und Teile des über die Mondsichel fallenden Gewands
ergänzt hat. Einzelne Zwickel- und Dreipaßfüllungen wurden
vertauscht wieder eingebaut; dieser Zustand wurde anläßlich des
Ausbaus und der Restaurierung von 1899 wieder behoben, wie
aus einem Vergleich von Vor- und Nachzustandsphotos hervor-
geht. Nachdem die Scheiben im Krieg beschädigt worden waren,
entfernte Matheis 1958/59 sowohl die Mondsichel in den unte-
ren beiden Dreipässen und den unteren Zwickel als auch das
Diadem im oberen Dreipaß und ersetzte sie durch einfache
Strahlen39. Ferner doublierte er den Christuskopf trocken und
vertauschte beim Einbau wahrscheinlich wiederum einzelne
Paßformen. Violett außen flächig korrodiert und verkrustet; Lot
partiell ausgebrochen, zahlreiche Sprungbleie.
Ikonographie, Komposition: Ikonographisch handelt es sich um
eine Wiederholung der zentralen Darstellung dieses Fensters in
10/1 ib, jedoch wird die Kirchenpatronin im Maßwerk als Halb-
figur wiedergegeben. Möglicherweise geht auch dieses Motiv, das
sich in zeitgenössischen Kupferstichen und Tafelgemälden etwas
seltener findet, auf eine Vorlage zurück.
Farbigkeit: Über einem roten Untergewand trägt Maria einen
weißen Mantel mit rotviolettem Futter. Inkarnate grisaillefarben,
Haare silbergelb, Nimben rot mit weißem Rand. Gelbe Strahlen
und abwechselnd gelbe und weiße Kugeln auf blauem Damast-
grund.
CVMA A 10260

CHORFENSTER nord II

Fig. 107E, 133-137, Abb. 150-163, Farbtaf. XXII-XXIV

Zu Aufbau und Abmessungen s. S. 182. Die heutige Anordnung der Figuren- und Architekturscheiben geht mit Aus-
nahme der Zeilen 1-6 und der Bekrönungen in Zeile 9 auf den Bestand von 1846/48 zurück. Bei der Renovierung des
Fensters durch Linnemann 1899/1900 wurden die bis dahin in den unteren Zeilen deponierten Restscheiben des
14. Jahrhunderts entfernt und die Zeilen 5-6 (mit Ausnahme von 6b) sowie Zeile 9 zur Vereinheitlichung der Kompo-
sition mit Architekturbekrönungen versehen. Es handelt sich dabei um historistische Neuschöpfungen Linnemanns.
In den Feldern 10/11a befand sich ursprünglich die Hl. Juliana, die Linnemann auf Grund des abweichenden Damast-
musters nach Fenster süd II transferierte und durch eine Neuschöpfung mit dem Hl. Stephanus ersetzte.

6b BRUSTBILD EINES KIRCHENVATERS
Fig. 133, Abb. 153, 160, Farbtaf. XXIV
Diese Scheibe befand sich zuvor in Zeile 9, wo sie von zwei Ast-
werkbekrönungen flankiert wurde; letztere übertrug Linnemann
auf Grund des abweichenden Damastmusters nach Fenster süd
II und schuf damit wieder Platz für einen fensterüberspannen-
den Arkadenbogen.
H. 75 cm, B. 48,5 cm.
Erhaltung: Bis auf wenige Sprungbleie und Ergänzungen Linne-
manns sehr gut erhalten; wenig Lochfraß und vereinzelter
Schwarzlotverlust in den violetten Gläsern. Reste einer Außen-
bemalung.

Kerze dargestellt; so etwa im Kupferstich L. 385 von Israhel van Mecke-
nem (vgl. weiter Braun, 1943, S. 39f.).
37 Vgl. dazu Jane Campbell Hutchison, 1972, S. 34, sowie Kat. Ausst.
Frankfurt/Main 1985, S. 102, Nr. 26.
38 Die alten Photos vor 1891 und zwischen 1891 und 1899 lassen dies
nurmehr erahnen; Gerstenmaier (s. Bibi.), 1986, S. 40, überliefert, daß
sowohl Mond als auch Sternendiadem Marias bei der Restaurierung 1958
entfernt, bzw. erneuert worden seien.
39 1945 wurde zur Reparatur einer Fehlstelle im linken Dreipaß ein Flü-
gel eingesetzt; vgl. hierzu das Photo bei Gerstenmaier (s. Bibi.), 1986,
Abb. 016/45. Der Flügel wurde später wieder entfernt; weitere Eingriffe
von 1945 sind nicht bekannt.
 
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