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Dannheimer, Hermann; Ulbert, Günter; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege [Mitarb.]
Die bajuwarischen Reihengräber von Feldmoching und Sendling: Stadt München — Materialhefte zur bayerischen Vorgeschichte, Band 8: Kallmünz/​Opf.: im Verlag Michael Lassleben, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.70075#0013
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A. DIE REIHENGRÄBER VON FELDMOCHING

Von Hermann Dannheimer

Einleitung

Etwa 8 km nördlich der Stadtmitte liegt die
1938 nach München eingemeindete Vorstadt
Feldmoching; sie ist aus einem alten Straßen-
dorf hervorgegangen. Bereits aus der Zeit des
Freisinger Bischofs Atto (783—811) liegt die
erste urkundliche Erwähnung des Ortes vor,
wo ein gewisser Job und dessen Gattin Helm-
pirich zwischen 790 und 803 ihren Besitz zu
Feldmobinga nach Freising übergeben1. Eine
andere Urkunde2 — ausgefertigt unter Bischof
Hitto (811—835) — bezeichnet das Dorf als
vicus publicus, woraus man auf eine größere
Bedeutung der Ansiedlung geschlossen hat3.
Eine Schenkungsurkunde4 aus der Zeit zwi-
schen 805 und 808 bestätigt, daß Ratolt pres-
biter ad F eldmohingun seinen dortigen Besitz
dem Dom zu Freising geschenkt hat; ähnlich
ist der Inhalt der Traditio Liutfridi -presbiteri
ad Feldmocbinga vom 17. April 8175. Vom
Vorhandensein einer Pfarrkirche wird in die-
ser frühen Zeit nicht berichtet. Ob man aus der
Erwähnung von Priestern auf eine solche schließen

darf, sei dahingestellt. Die heutige Kirche ist St.
Peter und Paul geweiht. Ihr Westturm und das
Langhaus sind im Kern romanisch6. Über das Bau-
jahr und den Zeitpunkt der Weihe liegen aber
leider keine schriftlichen Zeugnisse vor.
Den Namen der Niederlassung stellt B. Eberl7
zu der kleinen Gruppe von Siedlungsbezeich-
nungen, bei der der Nachweis für die Bildung
aus einer patronymischen Bezeichnung mit dem
Suffix -ingen gelingt. Die Erwähnung der viri
qui vocantur Mohingara (zwischen 806 und
808)8 gibt einen Hinweis in dieser Richtung.
Das ehemalige Dorf und der uns interessie-
rende Teil der zugehörigen Gemarkung liegt
auf den würmeiszeitlichen wasserdurchlässigen
Schottern der Niederterrasse, die nur von einer
dünnen Verwitterungsschicht überdeckt sind9.
In unmittelbarer Nähe reichen im Westen die
Ausläufer des Dachauer Mooses heran, das
nach dem Abschmelzen der Eismassen dort zu
wachsen begann und für lange Zeit mensch-
licher Besiedlung eine Grenze gesetzt hat.

Fundgesdiidite

Als im Jahr 1917 im Flurbezirk „Mooswiesen“,
südwestlich der Ortschaft, durch das Landes-
amt für Denkmalpflege gefährdete Grabhügel
aus der Bronzezeit geöffnet werden mußten,

fand man in einem dieser Tumuli auch
eine völkerwanderungszeitliche Nachbestattung.
(Karte Taf. 15 Nr. 7)10. Ein einfaches Eisenmes-
ser und ein kleiner Bronzering bildeten die

1) Th. Bitterauf, Die Traditionen des Hochstifts Freising 1 (1905) Nr. 135. — Ausführlicher hat sich kürz-
lich A. v. Reitzenstein mit den ersten urkundlichen Nachrichten auseinandergesetzt: Frühe Ge-
schichte rund um München (1956) 199 ff. Er macht a. a. O. 201 f. die Beziehung einer Urkunde aus
dem Jahre 748 (Bitterauf Nr. 2: Machinga) auf Feldmoching wahrscheinlich.
2) Bitterauf Nr. 372.
3) A. Mayer u. G. Westermayer, Statistische Beschreibung des Erzbisthums München-Freising 2 (1880)
495. — Nach H. Dachs (Die ostbairischen Grenzmarken 13, 1924, 75 f.) wurden Fiskalorte mit derarti-
gen Attributen versehen.
4) Bitterauf Nr. 220.
5) Siehe Anm. 2.
6) Dehio-Gall, Handbuch d. dtsch. Kunstdenkmäler, Oberbayern (1952) 30.
7) B. Eberl, Die bayerischen Ortsnamen als Grundlage der Siedlungsgeschichte 1 (1925) 25 ff.
8) Bitterauf Nr. 235.
9) Vgl. O. Feichtmaier u. CI. Lebling, Erläuterungen zur geol. Ausgabe des Blattes 638 München der
geol. Karte des Deutschen Reiches 1:100 000 (1921).
10) Die Fundstellen werden in der Kartenbeilage in der gleichen Reihenfolge geführt.

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