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Dante
Monarchie — München, 1923

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https://doi.org/10.11588/diglit.41520#0064
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zu nennen. Drum sprach jener zu Moses: «Wer hat dich zum
Richter über uns gesetzt?» Hätte also Christus nicht unter ei-
nem ordentlichen Richter gelitten, so wäre jene Pein keine Be-
strafung gewesen; und der Richter konnte ein ordentlicher nur
sein, wenn er über das ganze menschliche Geschlecht Gerichts-
herr war, da das ganze menschliche Geschlecht dort im Fleische
Christi, der unsre Schmerzen trug, wie der Prophet sagt, oder
ausstand,bestraft wurde.Und über das ganze menschliche Ge-
schlecht wäre Kaiser Tiberius, dessen Statthalter Pilatus war,
Gerichtsherr nicht gewesen, wenn das römische Kaisertum nicht
nach Recht gewesen wäre. Deshalb ists,daß Herodes,wenn auch
nicht ahnend, was er tat, und ebenso Kaiphas,indem er dieWahr-
heit redete nach himmlischem Ratschluß, Christum an Pilatus
zur Verurteilung sandten, wie Lukas in seinem Evangelium über-
liefert. Es war nämlich Herodes nicht Statthalter des Tiberius
unter dem Banner des Adlers, oder unter dem Banner des Se-
nats, sondern König, zu seinem besondern Königreich von ihm
verordnet, und unter dem Banner des ihm an vertrauten König-
tums waltend.
Auf hören mögen sie denn, das römische Kaisertum schlecht zu
machen, die angeblichen Söhne der Kirche, wenn sie sehen, daß
ihr Bräutigam Christus es also zum Eingang und Ausgang seines
Heldentums guthieß. Und endlich dünkt mich, ist zur Genüge
offenbar, das römische Volk habe sich nach Recht das Weltkai-
sertum beigelegt./O glücklichesVolk,o du prangendes Ausonien!
wäre niemals jener Minderer deines Kaisertums geboren, oder
hätte ihn niemals seine fromme Absicht betrogen!
ES SCHLIESST DAS ZWEITE BUCH

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