Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Debler, Werner [Editor]; Aderbauer, Herbert [Oth.]
300 Jahre Dreifaltigkeitskapelle in Schwäbisch Gmünd: 1693 - 1993; Geschichte und Geschichten — Schwäbisch Gmünd, 1993

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.42984#0023
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
nommen wurden, so könnte damals auch die Inschrift entstanden sein. Jedenfalls darf sie
nicht als zuverlässiges zeitgenössisches Zeugnis aus dem Ende des 17. Jahrhunderts in
Anspruch genommen werden. Völlig gesichert ist für die Erstbezeugung der Kapelle somit
lediglich das Datum 1759 durch die heute noch vorhandene, gänzlich unverdächtige Jah-
reszahl über der Eingangstür.
Andererseits besteht kein Grund zu der Annahme, es habe vor 1759 keine Kapelle exi-
stiert und man habe damals die Gründungslegende mit der Jahreszahl 1693 erfunden.
Weder Rudolf Weser5 noch Albert Deibele6, beide vorzügliche Kenner der Gmünder
Quellen, konnten eine Bezeugung der Kapelle vor 1800 ermitteln. Beiläufig wird die Drei-
faltigkeitskapelle in dem sogenannten „Stiftungsbrief4 des Dreifaltigkeitsguts vom 8. No-
vember 1800 erwähnt7: „6 3/4tel Tagwerk Allmanns Plaz bey der heiligen Dreyfalltigkeits-
Kapell“.
Eine eigene Durchsicht der Ratsprotokolle 1689/95 und der für Februar bis August 1694
erhaltenen Stadtrechnung erbrachte keine Bestätigung für das angebliche Datum der Er-
bauung 1693 und die Kirchweihe im folgenden Jahr8. Ebensowenig erscheint die Dreifal-
tigkeitskapelle in den Gmünder Akten des Bistums Augsburg, die heute im Diözesanarchiv
Rottenburg verwahrt werden9. Mit diesem negativen Befund mußte eigentlich gerechnet
werden. Als private Feldkapelle bedurfte die Dreifaltigkeitskapelle keiner förmlichen
„Kirchweihe“ durch einen Weihbischof. Es genügte die Segnung durch den zuständigen
Ortspfarrer. Anders als die zur Leonhardspflege gehörige, in den Jahresrechnungen von St.
Leonhard seit 1784 bezeugte Riesenkapelle, bei der es sich nur um einen Bildstock an der
Mauer des Leonhardsfriedhofs gehandelt hat10, muß die Dreifaltigkeitskapelle in städti-
schen oder kirchlichen Akten vor 1800 nicht notwendigerweise eine Spur hinterlassen
haben. Familienunterlagen der Familien Franz oder Seybold aus der fraglichen Zeit sind
nicht erhalten geblieben. Selbstverständlich läßt sich nicht ausschließen, daß in Unterlagen
des 18. Jahrhunderts eine noch nicht entdeckte Erwähnung der Kapelle zu Tage tritt.
Es bleibt daher nur eine Glaubwürdigkeitsprüfung der mit der Inschrift des Altarblattes
im 18. Jahrhundert einsetzenden Überlieferungen. Die oben zitierte Inschrift nennt zwei
Personen, Abraham Franz und seine Ehefrau Ursula, im Zusammenhang mit der Jahreszahl
1693. Ein solches Ehepaar lebte 1693 tatsächlich in Gmünd, wie W. Debler ermitteln
konnte: der Goldschmied und Krämer Abraham Franz (1655-1726), seit 1676 verheiratet
mit Maria Ursula Dayblerin (+ 1699)". Da die Ehefrau Ursula bereits 1699 starb, läßt sich
unter der Voraussetzung, daß die beiden Personen tatsächlich die Stifter waren, die Erbau-

ÄNNVk - ,
P«T . ' '
PDA! INCARNATYM - . -
3 6" f $ _ '
i i N VA % 1 V S
— fi c S'kiifkr' ea tugtv;t
QMinia Wmj ^ I* r •»•»,<. JM;1 :f? \ £_
u.«Atv dj .<*..< »*/•, jtA<.
Kirchenbucheintrag: Abraham Frantz (hier mit tz geschrieben), geboren am 17. Januar 1655

19
 
Annotationen