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Decembrio, Pier Candido
Leben des Filippo Maria Visconti und Taten des Franzesco Sforza — Das Zeitalter der Renaissance, 1. Serie ; 7: Jena: Diederichs, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.55577#0014
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land, sondern durch seine Söhne auch von Piacenza, Como,
Bergamo, Tortona und Pavia. Kämpfe mit einer Guelfenliga,
hinter der König Robert von Neapel und der Papst standen,
nahmen freilich von jetzt an Matteos Lebensabend in Anspruch;
als die päpstliche Exkommunikation seine Stellung bedrohte,
hielt er es für das beste, seine ganze Gewalt in die Hände seines
Sohnes Galeazzo zu geben. Nur noch kurze Zeit lebte er und
seine letzten Tage verdüsterte die Angst vor den Folgen des
päpstlichen Bannes für sein Seelenheil. Er starb 1322.
Galeazzo und seine Brüder hatten keinen leichten Stand. Einige
Wochen mußte er sogar aus Mailand weichen. Auch nach seiner
Rückkehr Dezember 1322 waren noch lange nicht alle Schwierig-
keiten behoben. Im Jahr darauf bedrohte ihn eine Meuterei seiner
Schweizer Söldner und nur durch die Geistesgegenwart seines
Bruders Giovanni wurde die Gefahr abgewendet. Nun kam es
gar zu Differenzen in der eigenen Familie. Galeazzos selbstherr-
liche Neigungen verstimmten seine Brüder, besonders Marco;
auch mit seinem Vetter Lodrisio, dessen Treue er viel verdankte,
überwarf er sich. Die beiden meldeten Galeazzos zweifelhafte
Haltung im Kampfe zwischen Ludwig dem Bayern und dem
Papst dem Kaiser. Die Denunziation hatte vorerst zwar keinen
Erfolg, Ludwig ernannte kurz nach seiner Krönung in St. Am-
brogio 1327 Galeazzo zu seinem Vikar in Mailand. Aber nach-
träglich wirkte sie doch, denn am 5. Juli ließ Ludwig der Bayer
Galeazzo samt seinem Sohn Azzone und seinen Brüdern Lu-
chino und Giovanni verhaften. Stefano wurde die Nacht zuvor
tot aufgefunden, was der Chronist Corio auf Gift, Petrus Aza-
rius jedoch auf eine allzu eifrige Teilnahme Stefanos an den
unmenschlichen Zechereien der in Mailand einquartierten Deut-
schen zurückführt. Marco Visconti, der Ankläger seiner Brüder,
bedauerte die Folgen seines eifersüchtigen Schrittes, der seine
ganze Familie um ihren politischen Einfluß gebracht hatte, und
bemühte sich angelegentlichst, die Brüder wieder frei zu bekom-
men. Sie mußten aber, als dies gewährt wurde, Mailand verlassen
und dem Kaiser entgegengehen. Galeazzo starb in Toscana am
6. August 1328. Corio entwirft ein anziehendes Charakterbild
von ihm: ein Kriegsmann durch und durch sei er gewesen, groß-
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