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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0229
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lediglich eine ästhetische und konstruktive. Die Emporen fungieren
als Widerlager. Unter ihren Dächern liegen Strebebgg., die den
Anfallspunkt der Msch.Gwbb. mit den sehr starken (2 m) Um-
fassungsmauern in Verbindung setzen. Dem Hauptpfl. des inneren
Systems entspricht außerdem noch ein offener Strebebg. und eben-
solche treten am Chor auf. — Eine kleine Abweichung der jün-
geren Teile (Qsch. und Chor) liegt in der Dreiteilung der Emporen-
öffnung und in der Durchführung der Zwischendienste bis zum
Fußboden. Die Gesimse sind überall um die Dienste herum-
gekröpft, eine in Deutschland sonst nicht vorkommende Feinheit.
Die Kaptt. haben Knospenform, nur im l.Joch von W sind sie
von sprom. Bildung0. — Die innere Polychromie ist nach den.
vorgefundenen Resten erneuert. Sie zeigt ein Schwanken zwischen
dem got. System (ornamentale Hervorhebung der Glieder) und
dem rom. System (figürl. Flächenschmuck).

Das Äußere. Rauhes Bruchsteinmauerwerk aus Kalkstein und
Tonschiefer, Glieder aus Trachyt und Tuff. Dank der geringen
Längenausdehnung rücken die 7 Türme zu einer wirklichen Gruppe
zusammen: 2 große und starke an der WFassade, je 2 kleinere an
den Fronten des Qsch. (alle 6 mit Rhombendächern) und ein
hoher 8 eck. mit Spitzhelm über der Vierung. Die WFassade zeigt
die rom. Kompositionsweise im Begriff in die got. umzuschlagen;
d. i. bei einer noch wesentlich rom. empfundenen Verteilung der
Massen ist durch die Führung der vertikalen Glieder die Verselb-
ständigung der Türme von unten auf vorbereitet (die unmittelbar
vorangehende Entwicklungsstufe in Andernach). Im Mittelfeld eine
große aus Kreismaßwerk zusammengesetzte Rose; Vorbild am Qsch.
von Laon. Weniger konsequent ist die (wie ich glaube ursp. nicht
auf Türme berechnete) Gliederung der Qsch.Fronten; hier haben
die beiden ersten Geschosse durchlaufende horizontale und gar
keine vertikale Teilungen; über einem breiten Wasserschlag be-
ginnen dann unvermittelt die Türme. In allen Teilen sind Spitzbgg.
und Rundbgg. in frei malerischer Weise vermengt. Am Chor eine
Zwerggalerie mit wagerechtem Abschluß. Das unterspitzbg. Haupt-
portal hat im Feld einen Kleeblattbg., an der Archivolte reiches
Blattgewinde, von Bändern umschnürt, an den Gewänden je 3 Sil.
Am Fuß des inneren Bogenlaufes sitzen 2 Männer; der mit Mantel
und Schwert wird als der Bauherr Gf. Isenburg, der andere als
der Baumeister gedeutet. Sonst kommt am Gebäude figürlicher
Schmuck nicht vor.

Polychromie. Das bisher, im rom. Stil, gültige System der
Wandmalerei ist durch die got. Wanddurchbrechung unhaltbar ge-
worden; Menschendarstellung nur in den Zwickelflächen des Em-
porengeschosses und auch hier nur für Einzelfigg. Platz; im übrigen
 
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