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Dehio, Georg
Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler (Band 4): Südwestdeutschland — Berlin, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.10980#0401
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Portal ist diese Nische aus vielen Gründen dennoch nicht. Wo-
hin auch sollte es geführt haben, da für Verbindung sowohl mit
der Straße, als mit dem Bruderhof schon gesorgt war? Um so
wahrscheinlicher, daß hier der überlieferte Laurentiusaltar ge-
standen hat. Nach ihm wurde der ganze Flügel „Laurentius-Kap."
genannt; vgl. auch das rom. Glasgemälde in dem darüber befind-
lichen Fenster mit dem Bilde dieses Heiligen. Die rom. Blende
auf dem Hintergrunde der Nische, wahrscheinlich kleeblattförmig,
wurde durch den Durchbruch eines frgot. Fensters beseitigt; seit-
lich darunter eine kleine spgot. Tür, die zum „Leichhof" führt.
Eine analoge Altarnische muß für das SKreuz zum mindesten ge-
plant gewesen sein (vgl. den Vorsprung an der Außenwand), doch
ist hier alles durch die Anlage der astronomischen Uhr in der
protestantischen Zeit des 16. Jh. so verändert, daß eine sichere
Beurteilung nicht mehr möglich ist.

IV. Das Querhaus ist in 2 Sch. zerlegt. 2 mächtige Rundpfll.
tragen die Doppelbgg., die die Vierung gegen die Flügel ab-
grenzen. 2 andere, schlankere Pfll. stehen in der Mitte der Flügel,
so daß diese in je 4 Kreuzgwbb. aufgeteilt werden. Diese An-
ordnung ist erst in einem späteren Stadium der Bauführung ge-
troffen worden. Voran ging ein Projekt auf Teilung der Flügel
in 2 schmalrechteckige Gwbb. Aber auch dieses entsprach nicht
der ersten Absicht. Worauf diese eigentlich hinauslief, läßt sich
nicht mehr mit Sicherheit ermitteln. Sollte es ein einziges großes
Kreuzgwb. werden? Oder hatte man ursp. überhaupt noch nicht
an Einwölbung gedacht? Für die letztere Möglichkeit könnte man
die verhältnismäßig geringe Stärke der OWand geltend machen.
Am meisten interessiert die Frage, woher die Kenntnis der Gwbb.
kam. Wohl nicht die einzige, aber sicher die wichtigste Quelle
war das Münster zu Basel. Die Form der großen Eckstrebepfll.
und der eigentümliche Fugenschnitt der Blendbgg. schon im Erd-
geschoß der NWand sind dafür beweisend. Unmittelbar franzö-
sischer Einfluß zeigt sich erst im jüngsten Teil, d. i. in den Gwbb.
und den OFenstern des SKreuzes. Der Unterschied der Konstruk-
tion ist höchst bedeutsam. Im NKreuz ist die Querschnittlinie der
Gwbb. so steil, daß sie noch über den Quergurten fast einen
halben Kreis beschreibt; die Kappen sind ringförmig aus Back-
steinen (ebensolche auch außen am Giebel des NKreuzes) mit reich-
lichem Mörtelguß hergestellt; sie sind nicht zwischen die Kreuz-
rippen eingespannt, sondern liegen auf ihnen; die Schlußsteine
bilden einen offenen Ring. Anders der SFlügel; hier tritt ein
Meister auf, der die got. Konstruktion mit voller Sicherheit be-
herrscht; alle Scheitel sind auf gleiche Höhe gebracht, die leicht
gehaltenen Kappen mit geringer Busung eingespannt. Im zweiten
 
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