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Dehio, Georg
Das Straßburger Münster — München, 1922

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https://doi.org/10.11588/diglit.12157#0010
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Eine christliche Gemeinde bestand in Straßburg schon in der letzten
Zeit der Römerherrschaft. Die Alemannen und Franken siedelten
sich in der östlichen Vorstadt, zu beiden Seiten der heutigen Lang-
straße an, während die alte Stadt innerhalb der römischen Mauern
verödete. In der Vorstadt haben wir die älteste bischöfliche Kathe-
dralkirche zu suchen. Sie ging bei einem Überfall des Herzogs
Hermann von Schwaben im Jahre 1002 zugrunde. Bischof Werner
wählte für den Neubau, zu dem der Grundstein 1015 gelegt wurde,
einen freien Platz (vermutlich das alte Forum) innerhalb des römi-
schen Kastells. Sein Nachfolger Wilhelm (1028—1047), ein Urenkel
Kaiser Ottos des Großen und Oheim Kaiser Konrads IL, setzte den
Bau fort und hat ihn wohl im wesentlichen vollendet. Von diesem
ältesten Bau sind nur geringe Mauerteile der Krypta erhalten (Abb. 9).
Doch kennen wir den Grundriß. Die von J. Knauth nach den Aus-
grabungsergebnissen aufgezeichnete Rekonstruktion darf im wesent-
lichen für gesichert gelten (Abb. 44, 45). Sie beweist zunächst, daß
der heute bestehende (im 12. u. 13. Jahrh. erneuerte) Bau die Grund-
linie desUrbaus beibehalten hat. Mithin war das Straßburger Münster
um die Zeit seiner Entstehung die größte deutsche Kirche und wurde
auch von keiner französischen übertroffen. Eine sehr bedeutende
monumentale Absicht spricht sich in der Anordnung aus. Die Längs-
achse der Kirche ist auf das damals noch stehende römische Stadttor
(in der Mitte der heutigen Krämergasse) gerichtet gewesen; zwischen

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