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Katharinenspital zu den Sondersiechen <Schwäbisch Gmünd> [Editor]; Stadtarchiv <Schwäbisch Gmünd> [Editor]; Deibele, Albert [Oth.]
Das Katharinenspital zu den Sondersiechen in Schwäbisch Gmünd: seine Geschichte, Verzeichnis der Urkunden, Akten und Bände mit Beilagen ; 1326 bis zur Gegenwart — Schwäbisch Gmünd, 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.37740#0136
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Es ist erfreulich, daß das zwar nicht sehr bequeme, aber ganz aus dieser
barocken Formenwelt hervorgegangene Gestühl erhalten ist (Abb. XXIV).
Wangen der Schauseiten zieren Reliefs in der Art von Pflanzen und Blüten-
rosetten, auch zwei Rautenfelder mit Blütenkörben gehören zum Inhalt. Der
Stichel hat den Reliefgrund genarbt, damit die scheinbar aufgelegten Formen
umso glänzender und geschmeidiger erscheinen. Von den Ausstattungsstük-
ken wären noch die beiden steinernen Opferstöcke zu erwähnen. Der niedere
trägt die Jahreszahl 1638 und geht auf Caspar Vogt zurück (Abb. XXIV).
Im Altarraum wird noch ein kleiner Engel des 18. Jahrhunderts und auf der
Empore ein kleines Kruzifix der nämlichen Zeit bewahrt.

Anmerkungen
1 Hugo Schnell, Der Hochaltar in der ehemaligen Franziskanerkirche in Schwäbisch
Gmünd, in: „Das Münster“ XIII. München 1960, S. 110.
2 Hugo Schnell, St. Franziskus Schwäbisch Gmünd, Kunstführer Nr. 739, 1. Auflage
1961, S. 8.
3 Die heilige Katharina war ihrer Legende zufolge (s. Legenda aurea, Über-
setzung Benz, Heidelberg o. J. S. 918—927) „eine hochgebildete christliche, aus könig-
lichem Blut stammende Jungfrau aus Alexandrien, die gelegentlich einer von Kaiser
Maxentius befohlenen Opferfeier diesem mit Freimut die Torheit des Götzendienstes
vorhielt und ihn aufforderte, Christ zu werden. Sie wurde deshalb zu einer Dispu-
tation mit fünfzig Philosophen, die der Kaiser zu ihrer Widerlegung herbeibefohlen
hatte, gezwungen; das Ergebnis jedoch war, daß diese sie nicht nur nicht besiegten,
sondern vielmehr, von ihren Darlegungen überzeugt, Christen und Märtyrer wurden.
Katharina wurde daraufhin verurteilt, von vier mit Messern und spitzen Nägeln be-
setzten Rädern zerschnitten zu werden. Als ein Engel dies verhinderte, indem er das
Martergerät zerbrach, wurde Katharina schließlich enthauptet.“ (nach Joseph Braun,
Tracht und Attribute der Heiligen in der deutschen Kunst, Nachdruck Stuttgart 1964,
S. 414).
4 Die Legende nennt „Götter“, das Bild zeigt unzweifelhaft das Standbild des Göt-
terboten Hermes, kenntlich an den Flügelschuhen, dem geflügelten Reisehut und
Heroldsstab. Nun dürfte aber nach dem Ort und der Art der Handlung zu schließen
es sich nicht um den griechischen Götterboten handeln, der „den Werken aller Men-
schen Anmut und Glanz verleiht“ (Odyssee), sondern um Hermes Trimegistos, der
in den religionsphilosophischen Spekulationen der Spätantike eine große Rolle spielt.
Dieser sein griechischer Name geht auf Thot zurück, den ägyptischen Gott der
Schrift und der Gelehrsamkeit. Er spielt in der hermetischen Literatur, die vom Pla-
tonismus bestimmt und stark panteistisch ist, die Rolle eines Weisen und Gesetz-
gebers. Bis in die Neuzeit herein war er unvergessen als der größte Zauberer. So
gesehen und gelesen rundet diese Gestalt den Bildtext ab.
5 Nach der Überlieferung war der Kanzelaufgang früher an der Außenseite der
Südwand. Der heute vermauerte Zutritt zur Kanzel zeichnet sich im Innern durch
eine Wandvertiefung und außen durch eine Haustein-Rahmung ab.
6 Siehe Kreuzanheftung der kleinen Passion 1509—1511. Es finden sich übrigens
noch mehrere Motive und Einzelheiten, die unmittelbar oder mittelbar auf Dürer
zurückgehen dürften.

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