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Delbrück, Richard
Das römische Herrscherbild: Die Münzbildnisse von Maximinus bis Carinus — Das römische Herrscherbild, Abteilung 3 ; 2: Berlin, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.41957#0034
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Typik der Münzbildnisse

Die früheren europäischen Nebenmünzstätten Viminacium (Taf. 14, 27—33)
und Köln (Taf. 14, 35—43) folgen im ganzen den römischen Haarmoden; nur über-
nimmt Köln, wo die Prägung 257 beginnt, nicht mehr die etwas später einsetzende
formellere Frisur des Gallienus mit Randwelle, die hingegen in Mailand, seit 259/60,
überwiegt (Taf. 15, 44—46). Eine lokale Variante für Salonina mit sehr kurzem
Nackenschirm kommt in Viminacium vor (Taf. 14, 33).
Unter der Alleinherrschaft des Gallienus, 260—268, wird seine Haartracht mit
einer vierten, der „pompösen“, Frisur ins Heroische gesteigert. Sie geht aus von
der früheren „Tollenfrisur“, jedoch ist das Haar üppiger, die langen losen Strähnen
sind seiner Masse eingegliedert; das sehr volle, in der Mitte angescheitelte Stirnhaar
wird als Anastole in zwei schweren, vorhängenden Wellen nach den Seiten geführt;
die Ohren liegen frei. Der Bart bleibt unverändert, dicht gelockt, tief herabwachsend
(Taf. 15, 54f.; 16, 60). Die „pompöse“ Frisur ist datiert zuerst zum Consulat 261,
herrscht bei den Decennalia 262 vor und bleibt dann ziemlich unverändert, seit
etwa 265 meist glatter und geschlossener (Taf. 17, 67—71). Das Vorbild war Alexander
der Große. — Hauptsächlich auf späten Medaillons, aber auch auf Münzen, ist
noch eine fünfte Phase festzustellen, die „geschlossene“ Frisur. Das schwere volle
Haar bedeckt die Ohren zur Hälfte, seine Masse ist noch runder geballt, auch die
geteilte Stirnwelle eingegliedert; nur an den Rändern lösen sich die Strähnen von-
einander (Taf. 17, 75—79). Götterfrisuren, wie beim Eubuleus, mögen hier ein-
gewirkt haben. Der Tod des Gallienus unterbrach hier eine fortschreitende, auf die
constantinische Haarmode hinzielende Entwicklung. — Die übrigen Münzstätten
nehmen die „pompöse“ Frisur der Decennalia mit einiger Verspätung an und bleiben
im wesentlichen bei ihr (Taf. 18, 80—90). — Die Frisuren der Apotheoseporträts
des Gallienus als Demeter und Genius Populi Romani (Taf. 17, 72—74) stehen für
sich, ebenso die historisierende Haartracht auf Mailänder Aurei von 265, deren
Porträt Augustus angeglichen ist (Taf. 18, 83).
die gallischen Kaiser. — Die Entwicklung der Frisuren im gallischen Teil-
reich verläuft selbständig. Postumus trägt zwar anfangs als General des Gallienus
ungefähr dessen Frisur, nur schlichter: halblanges Haar in dünnen, leicht gewellten
Strähnen, vorn etwas länger und nach den Seiten gelegt, im Nacken auseinander-
gestrichen; der stattliche Sackbart ist lose durchgekämmt (Taf. 19, 1—5). Bald
findet er seinen eigenen Stil, wenn auch gewiß angeregt durch die gleichzeitige
Steigerung der Frisuren des Gallienus. Das Haar ist voller und länger, die einzelnen
Strähnen sind kürzer, dick und zugespitzt, lösen sich voneinander, teilen sich und
bilden schließlich eine stark belebte, wirre Masse, in der Art antoninischer Kunst-
frisuren, auch mit gelocktem Bart (Taf. 19, 6—15). Ein bestimmtes Vorbild wird
aber wohl nicht befolgt, auch nicht Severus, dem das Porträt anschließt. Es war
wohl die Mode beim gallischen Adel. (Die gleichzeitigen Prunkfrisuren des Gallienus
sind geschlossen, mit betonter Stirntour, Kurzbart.) Laelianus folgt Postumus
mit einer gewissen Mäßigung (Taf. 20, A, 1). Marius fällt aus der Reihe; er hat
Soldatenfrisur, Kurzhaar und Kurzbart (Taf. 20, B, 1—3). Victorinus schließt
zuerst wieder Postumus und Laelianus an (Taf. 20, C, 1—8), bald aber Traianus
 
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