Metadaten

Galerie Del Vecchio <Leipzig> [Hrsg.]
Gemälde-Sammlung moderner Meister: aus dem Besitz des Herrn C. H. in M.sowie Gemälde aus anderem Besitz ; [Auktion in Leipzig ... 25. März 1914] — Leipzig, 1914

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20350#0015
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
setzten „Spielenden Kindern" den ausgezeichneten Akt einer Nymphe, die ihr Haar
ordnet. Den Hintergrund füllt eine pittoreske Burgruine aus.

Eine Aufzählung der Bilder nach ihren stofflichen Vorwürfen ist schwer durch-
führbar. Es sei deshalb nur kurz erwähnt, daß sich unter den beteiligten Tiermalern
Zügel mit einem Freilichtbild befindet, daß eine Kuh und ihr Kälbchen darstellt. Der
bedeutende Katzenmaler Julius Adam offenbart seine gründliche Tierbeobachtung mit
einem amüsanten Kätzchen. Vor allen Dingen müssen wir hier auf Voltz, Alexander
Koester, Gebler und v. d. Vliet hinweisen, die prächtige Tierstücke gemalt haben:
Rinder, Schafe und Enten.

Eine gewisse Verwandtschaft mit Gabriel Max, der einen schönen Frauenkopf von
edlem Schnitt sowie eine drollige Affengruppe zeigt, offenbart A. Bertsik mit seiner
aristokratischen Blondine. Einen wundervollen Blick in den verträumten Nymphen-
burger Park gewährt F. Bayerlein, während Hans Dahl eine seiner flotten Marinen
darbietet, ein sonnenbeglänztes Fischerboot mit lustigen Mädels, umgaukelt von See-
möven. Lebhaftes Gefallen findet C. Ebert mit seinem Bilde „Sommerlust". Unter
den Zweigen uralter knorriger Eichen baden Kinder in einem kleinen Waldweiher.
Paul W. Ehrhardt hat auf seinem Gemälde „Dame in Blau" mit viel Geschmack ein
Farbenproblem gelöst. Die Arbeit wird sich in einer Umgebung von Biedermeisterstil
besonders stimmungsvoll ausnehmen. Der in Paris wirkende R. Finch hat ein junges,
nacktes Mädchen mit Papagei gemalt, die den Gedanken an japanische Schöne nahelegt.
In Franz Frankl begrüßen wir wieder einen überaus feinsinnigen Landschafter, der
unter anderem mit der in zartem Farbenduft gehüllten felsigen Donauenge bei Kelheim
und Motiven aus dem Heidelberger Schloß interessiert.

Vielseitiger ist Prof. M. Gaißer, der in seinen Bildern niederländische Eindrücke
verwertet. Wohlgelungen sind speziell seine flottgemalten und subtil ausgeführten
Zechergruppen in romantischen Wirtsstuben. Die meisten dieser Bilder gehören dem
Gebiete der Klein- und Feinmalerei an, die in der Sammlung u. a. auch durch
Bachrach-Baree, Flashar (entzückendes Jägerbild), Leopold Fritz, A. I. Franke
(studierender Gelehrter) vertreten ist. Hier ist Otto Gebler, der unübertreffliche Dar-
steller von Schafen, nochmals zu nennen. Auch die liebevoll ausgeführten fein deko-
rativen Erntebilder von C. A. Heinisch und G. Hemmerich dürfen ebensowenig
unerwähnt bleiben wie die köstliche Landschaft von Josef Israels und die Köpfe
Christian Heusers, Hugo Kaufmanns, die Bauernköpfe von C. Kronberger und
H. Lindenschmit. Es würde hier zuweit führen, auch nur andeutungsweise den Inhalt
der niedlichen Landschaftsbilder von Lier, Mesmer und Meyer-Burgbach, sowie
von Müller-Cornelius und Müller-Steinbach näher zu beschreiben. In diese
Gruppe gehört auch Ernst Müller mit seinem Postillon, und R. Nitsch mit der
Schlitzer Bäuerin. Aber auch Wilhelm Räubers frisch empfundene Zecherszene beim
„Satteltrunk" und Recknagls typische Gestalten eines Försters und eines Hofmanns
mögen hier genannt sein. H. Roger schildert das bunte Treiben des Marktes, und
besondere Perlen der Kleinmalerei liefern A. Splitgerber, der Landschaften von großer
Stimmungskraft und lebendiger Staffage beiträgt. Meister der Kleinmalerei dürfen wir
in G. Thomassin und Wilhelm Velten begrüßen. Der erstere variiert sein beliebtes
Thema: das heitere Treiben in einer Tiroler Dorfstraße und gibt fernerhin einige Aus-
schnitte aus dem Bauern-, Fuhrmanns- und Fischerleben. Velten hingegen brilliert
unter anderen mit feinen Landschaften, Jagdgruppen und militärischen Bildern. Prof.
Josef Wopfner verherrlicht die Poesie des Chiemsees.

IX
 
Annotationen