Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Petzet, Michael [Editor]; Kratzsch, Klaus [Oth.]; Lampl, Sixtus [Oth.]
Denkmäler in Bayern (Band 1.15): Landkreis Miesbach: Ensembles, Baudenkmäler, archäologische Geländedenkmäler — München, Zürich: Verlag Schnell & Steiner, 1986

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65349#0194
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Gschwendt
An die sechs alten Bauernanwesen von Gschwendt, die über
die nördlichen Hänge des sog. Gschwendtner Berges verstreut
sind, haben sich die westlichen Neubaugebiete von Hausham
weit herangeschoben.
Eine in Gelände herausgehobene und von den anderen Bau-
ten abgesetzte Baugruppe bilden die Anwesen «Beim Wag-
ner», «Beim Bichlbauer» (Haus Nr. 32 und 33) und die «Eras-
muskapelle», die zum «Bichler» gehört.
Haus Nr. 32. Bauernhaus «Beim Wagner», Einfirstanlage,
Wohnteil mit Blockbau-Obergeschoß, 17. Jh. (Laubenbrü-
stung, Dachaufbau über Kniestock und Wirtschaftsteil neu-
zeitlich).
Die Angleichung des modernen Dachaufbaus an den histori-
schen Baukörper leider nicht zufriedenstellend gestaltet.
Haus Nr. 33. Bauernhaus «Beim Bichlbauern», Einfirstanlage,
Wohnteil mit Blockbau-Obergeschoß, 18. Jh. (Balusterlauben
und Dachaufbau neuzeitlich).
Stattlicher, im Oberstock sechs Achsen breiter Blockbau des
18. Jh., wie das Nachbarhaus quererschlossen.
Kapelle St. Erasmus, 1749 erbaut (zu Haus Nr. 33).
Der Ursprung der Kapelle geht auf ein Gelübde eines Bichler-
bauern zurück, der im österreichischen Erbfolgekrieg, als das
bayerische Oberland von Panduren- und Kroatenüberfällen
heimgesucht wurde, den Bau gelobte, wenn seiner Familie
kein Leid und seinem Hof kein Schaden geschehe.
Gunetsrain
Auch Unter- und Obergunetsrain am Stadelberg sind wie die
meisten Höfebildungen der Umgebung Ergebnis der Teilung
eines Urhofes, die hier im 16. Jh. erfolgte. Nach der Überliefe-
rung ist ein Streit zwischen zwei Brüdern Gunetsrainer der
Anlaß dafür gewesen, daß sich der eine nördlich, der andere
südlich eines Hügels neu angebaut hat, wie man heute noch
sehen kann.
Im unteren Hof war im 17. Jh. die Zahl der Kinder so groß
und das Auskommen so gering, daß die Gunetsrainer sich
auch als Zimmerer und Maurer verdingen mußten. Wolfgang,
geb. 1636, Sohn des Balthasar, ging nach München und ließ
sich als Stadtzimmermeister nieder, sein Stiefbruder Georg,
geb. 1641, wurde Hofbräuhauszimmermeister, dessen Bruder
Melchior, geb. 1656, Stadtzimmerpolier in München, ein wei-
terer Bruder Martin, geb. 1639, Stadtmaurermeister in Mün-
chen, war der Vater der bedeutenden Münchner Barockarchi-
tekten und Hofbaumeister Johann Baptist (1692-1762) und
Ignaz Anton Gunetsrhainer (1698-1764).
Haus Nr. 113. Ehern. Bauernhaus «Obergunetsrain», Einfirst-
anlage, Wohnteil mit verputztem Blockbau-Obergeschoß, mit
Laube und Giebellaube, im Kern lö.Jh.
Das obere Haus dürfte noch auf die Zeit der Teilung zurück-
gehen, wie die nachgotischen Pfettenkopfformen bestätigen.
Verputz, Fenster und biedermeierliche Kreuzstablauben stam-
men von einem Ausbau des mittleren 19. Jh.
Haus Nr. 114. Bauernhaus und Gasthaus «Untergunetsrain»,
Wohnteil verputzt, mit traufseitiger Laube und Giebelbalkon,
am Wirtschaftsteil Querbau mit Durchfahrt, Äußeres Mitte
19. Jh., im Kern 16./17.Jh.
Gunetsrainkapelle, wohl 18. Jh.
Die Kapelle, auf der Anhöhe zwischen beiden Höfen, ent-
stand wohl im mittleren 18.Jh., die Glocke im Dachreiter
trägt die Bezeichnung 1760.

Gschwendt, Haus Nr. 32, Bauernhaus



Gschwendt, Kapelle, Inneres


162
 
Annotationen