Denkmalpflege auf dem Lande.
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deutende Errungenschaft unserer Tage. Der Idealismus gewinnt neuen Boden.
Das Kräftig-Volkstümliche bricht wieder durch und findet Freunde und
Beschützer in allen Schichten der Bevölkerung. Mit der Freude an dem
Bodenwüchsigen, an der intimeren Schönheit der Natur, der Landschaft, an
der Volkskunst wächst das Verlangen, diese zu schützen und sie kommenden
Zeiten und Geschlechtern zum Genüsse wie zur Befruchtung zu erhalten.
Kurz, es sind Bestrebungen zutage getreten, die auf eine Erweiterung des
Denkmalbegriffes hinauslaufen und ihren Ausdruck in dem bezeichnenden
Schlagworte «Heimatschutz“ gefunden haben.
Die Heimatschutzbestrebungen sind bei ihrem ersten selbständigen Her-
vortreten nicht überall mit offenen Armen aufgenommen worden. Man hielt
sie für uferlos, erblickte in ihnen eine von Überschwang und nervöser Empfind-
samkeit eingegebene Regung, belächelte sie als unpraktische Schwärmerei,
die ihre Ziele zu weit stecke. Zugegeben, daß gewisse Übertreibungen, wie
sie dem Neuen, auch dem kräftigen Neuen niemals fehlen, anfänglich mit
untergelaufen sind, der Heimatschutz ist doch wohl im Begriffe, zu beweisen,
daß jener Geist der Überschwenglichkeit nicht der seine ist und daß seine
Bestrebungen bei allem Idealismus, aus dem sie erwachsen sind, durchaus
auf gesundem und realem Boden stehen. Er hat gezeigt, daß er nichts anderes
ist und sein will als eine Zusammenfassung aller gleichartigen Bestrebungen,
insbesondere nichts anderes als eine Ergänzung und Erweiterung der Denk-
malpflege, als eine Einrichtung zur Unterstützung derselben bei derjenigen
Arbeit, die zwar immer vorwiegend ihre Sache bleiben wird, bei der sie
jedoch ihrer ganzen Art und Organisation nach naturgemäß Hilfe braucht.
Das ist die Arbeit, die sich einerseits den Schutz und die Pflege der kleineren
und unscheinbareren Denkmäler angelegen sein läßt, die sich andererseits
aber auch auf die Erhaltung des größeren Rahmens erstreckt, in welchem
die Errungenschaften der Denkmalpflege erst zur vollen Geltung kommen.
So ist der Heimatschutz also bemüht, vornehmlich auf demjenigen Arbeits-
gebiete zu helfen, das durch unseren verehrten Ausschuß, indem er mein
heutiges Thema auf die Tagesordnung setzte, zum bestimmten Begriffe ge-
macht worden ist, zum Begriffe nämlich der Denkmalpflege auf dem
Lande.
Ich fasse meinen Auftrag wohl nicht falsch auf, wenn ich das zur
Erörterung gestellte Thema in die beiden Fragen gliedere:
Wie steht es mit der Denkmalpflege auf dem Lande?
und
Was muß für sie geschehen?
Ehe auf die Beantwortung dieser Fragen eingegangen wird, erscheint
es jedoch geboten, das Gebiet zu begrenzen. Ich bitte, das »Land“ nicht
scharf als den Gegensatz zur »Stadt“ zu nehmen. Größere Baudenkmäler
auf dem Lande, wie Schlösser, Burgen, Klosteranlagen, Wallfahrtskirchen
u. dgl., sollen ausgeschlossen sein. In Betracht kommen dagegen Dorfkirchen
mit ihrem ganzen Zubehör, also nicht nur mit ihrem gesamten Ausbau und
ihrer Ausstattung, sondern auch mit ihren Kirchhöfen, ihren Umwehrungen,
dem sie umgebenden Baumbestände usw.; ferner das Pfarrhaus, die Mühle,
das Winzerhaus, der Bauernhof und der Gutshof, also die landwirtschaftlichen
Bauten in ihrem ganzen Umfange; aber auch die Wegekapellen, Stationen
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deutende Errungenschaft unserer Tage. Der Idealismus gewinnt neuen Boden.
Das Kräftig-Volkstümliche bricht wieder durch und findet Freunde und
Beschützer in allen Schichten der Bevölkerung. Mit der Freude an dem
Bodenwüchsigen, an der intimeren Schönheit der Natur, der Landschaft, an
der Volkskunst wächst das Verlangen, diese zu schützen und sie kommenden
Zeiten und Geschlechtern zum Genüsse wie zur Befruchtung zu erhalten.
Kurz, es sind Bestrebungen zutage getreten, die auf eine Erweiterung des
Denkmalbegriffes hinauslaufen und ihren Ausdruck in dem bezeichnenden
Schlagworte «Heimatschutz“ gefunden haben.
Die Heimatschutzbestrebungen sind bei ihrem ersten selbständigen Her-
vortreten nicht überall mit offenen Armen aufgenommen worden. Man hielt
sie für uferlos, erblickte in ihnen eine von Überschwang und nervöser Empfind-
samkeit eingegebene Regung, belächelte sie als unpraktische Schwärmerei,
die ihre Ziele zu weit stecke. Zugegeben, daß gewisse Übertreibungen, wie
sie dem Neuen, auch dem kräftigen Neuen niemals fehlen, anfänglich mit
untergelaufen sind, der Heimatschutz ist doch wohl im Begriffe, zu beweisen,
daß jener Geist der Überschwenglichkeit nicht der seine ist und daß seine
Bestrebungen bei allem Idealismus, aus dem sie erwachsen sind, durchaus
auf gesundem und realem Boden stehen. Er hat gezeigt, daß er nichts anderes
ist und sein will als eine Zusammenfassung aller gleichartigen Bestrebungen,
insbesondere nichts anderes als eine Ergänzung und Erweiterung der Denk-
malpflege, als eine Einrichtung zur Unterstützung derselben bei derjenigen
Arbeit, die zwar immer vorwiegend ihre Sache bleiben wird, bei der sie
jedoch ihrer ganzen Art und Organisation nach naturgemäß Hilfe braucht.
Das ist die Arbeit, die sich einerseits den Schutz und die Pflege der kleineren
und unscheinbareren Denkmäler angelegen sein läßt, die sich andererseits
aber auch auf die Erhaltung des größeren Rahmens erstreckt, in welchem
die Errungenschaften der Denkmalpflege erst zur vollen Geltung kommen.
So ist der Heimatschutz also bemüht, vornehmlich auf demjenigen Arbeits-
gebiete zu helfen, das durch unseren verehrten Ausschuß, indem er mein
heutiges Thema auf die Tagesordnung setzte, zum bestimmten Begriffe ge-
macht worden ist, zum Begriffe nämlich der Denkmalpflege auf dem
Lande.
Ich fasse meinen Auftrag wohl nicht falsch auf, wenn ich das zur
Erörterung gestellte Thema in die beiden Fragen gliedere:
Wie steht es mit der Denkmalpflege auf dem Lande?
und
Was muß für sie geschehen?
Ehe auf die Beantwortung dieser Fragen eingegangen wird, erscheint
es jedoch geboten, das Gebiet zu begrenzen. Ich bitte, das »Land“ nicht
scharf als den Gegensatz zur »Stadt“ zu nehmen. Größere Baudenkmäler
auf dem Lande, wie Schlösser, Burgen, Klosteranlagen, Wallfahrtskirchen
u. dgl., sollen ausgeschlossen sein. In Betracht kommen dagegen Dorfkirchen
mit ihrem ganzen Zubehör, also nicht nur mit ihrem gesamten Ausbau und
ihrer Ausstattung, sondern auch mit ihren Kirchhöfen, ihren Umwehrungen,
dem sie umgebenden Baumbestände usw.; ferner das Pfarrhaus, die Mühle,
das Winzerhaus, der Bauernhof und der Gutshof, also die landwirtschaftlichen
Bauten in ihrem ganzen Umfange; aber auch die Wegekapellen, Stationen