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Derwein, Herbert
Das Zisterzienserkloster Schönau mit den Zeichnungen des 16. Jahrhunderts aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg — Frankfurt/​M., 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.2053#0007
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<1us den Verschlingungen der Welt wollten sich die Zister-
zienser lösen, und die Armut nannten sie die Amme ihreS
Ordens. Dennoch haben sie tieser als irgendeine geistliche
Gemeinschaft des Mittelalters eingegriffen in die materielle
Kultur. AbseitS von Städten, Dörfern, Verkehrsstrahen la-
gen ihre Klöster in strenger Beschlossenheit. Die Mönche zo-
gen nicht zur Seelsorge unter die Laien hinaus, die Kirchen
waren den Weltlichen gewöhnlich verschlossen. Aber die
Wirksamkeit der Zisterzienser ist noch heute vielfach sichtbar.
Denn mit einer unvergleichlichen Zähigkeit haben sie Oed-
land urbar gemacht, dichte unzugängliche Wälder gelichtet,
Moore entwässert, Kanäle und Wege gebaut. Aeberall gal-
ten sie als die besten Landwirte. Llnd ihre grohartige Mit-
wirkung an dem Kolonisationswerk des Ostens sichert ihnen
für alle Zeit einen Chrenplatz in der deutschen Geschichte.

Ihren Aamen leiteten die Zisterzienser vom Kloster Cite-
aux — lateinisch Listercium — ab, das 1098 der asketisch
gesinnte Abt Robert in einer öden, sumpfigen Gegend Bur-
gunds gründete. Aber entscheidend für die Entwicklung des
Ordens wurde erst, dah der größte Mönch des Mittelalters,
der hl. Bernhard, Zisterzienser und bald darauf — 1115 —
Abt des Tochterklosters Clairveaux wurde. Sein Wirken
und das Gewicht seiner Persönlichkeit gaben der neuen Be-
wegung bald eine ungeahnte Bedeutung, liehen sie zum
Hauptträger der Klosterreform während des 12. Iahrhun-
derts werden. Dankbar nannten sich nach ihm die Zister-
zienser auch Söhne des hl. Bernhard, den sie als eigent-
lichen Ordensheiligen verehrten, gleichgestellt mit dem hl.
Benedikt. 2m ganzen Abendland mehren sich nun schnell
die Klöster, — Tausende strömen dem Orden zu, darunter
Erzbischöfe und Fürsten. And gerade in den Tagen, als

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