Funktionsbegriff der Moderne einmal dazu,
begrifflich und formal die (symbolische)
Macht der Gegenstände zu brechen. Doch
diese Macht ist bis heute nicht gebrochen
worden. Machtsymbole wirken immer noch,
weil sie (auch) archetypisch sind. Auch die Mo-
derne hat sie zwar nicht beabsichtigt gestal-
tet, aber z.T. mitgestaltet. (Bsp. Charles
Eames)
Humor / Travestie heute
Wenn Designer heute in ihrer Gestaltung mit
Machtsymbolik bewußt umgehen, dann fällt
eine bestimmte Technik auf. Was heute im
Zusammenhang mit Macht gestaltet wird,
sind Ansätze, die man unter dem Titel Hu-
mor oder Travestie zusammenfassen kann.
Dabei gehen Designer ohne Probleme in die
feudale Geschichte zurück, zitieren ihre Sym-
bole. Vivienne Westwood provoziert hier
nicht nur, sondern zieht ihre Kreativität aus
solchen Historischen Zitaten. Westwoods Stär-
ke - und dies macht auch die Travestie in die-
sem Fall aus - liegt in ihren kontrastreichen
Kombinationen. Hier kombiniert sie schotti-
sche Folklore (Kilt, Burlington-Strümpfe) mit
der Zeit des Rokoko (hochhackige Schleifen-
schuhe, justau-corps.
(Abb. vorhergehende Seite)
Das architektonische Element, das in der
Architekturgeschichte zu gleichen Teilen eine
statische Rolle und eine symboiische Rolle,
die des Machtausdrucks, gespielt hat, ist
die Säule. Die Säule hat z.B. auch einen Ort
symbolisch hervorgehoben. So hat der Stuhl,
neben eine Säule gesetzt, den Sitzenden stets
als Mächtigen charakterisiert. Von dieser
Säulensymbolik ist hier dagegen, am Anfang
der Postmoderne, 1977/8, so gut wie nichts
übriggeblieben, außer daß das Zitat der Säu-
le immer noch wirkt. Robert und Trixi
Haussmann gehen mit der Säule bewußt acht-
los um und konterkarieren sie auf zwei Wei-
sen. Erstens, indem sie sie zur Kommode
degradieren. Und zweitens, darin enthalten,
indem sie sie durch Schubladen zerlegen.
5
Auch Starck hat einige Historische Zitate ge-
staltet, sich darin mit dem Sozialprestige be-
schäftigt, aber ebenfalls nicht, um Neuauf-
lagen zu gestalten, sondern um Position zu
beziehen. Bei seinem Sessel Richard III liegt
die Travestie im gestalteten Gegensatz von
vorn und hinten, den Starck wie folgt kom-
mentiert: „Von vorne ein richtiger Bürger.
Und wenn man ihn umdreht, dann hat der
Gute unter seinem Lendenschurz nicht mal
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begrifflich und formal die (symbolische)
Macht der Gegenstände zu brechen. Doch
diese Macht ist bis heute nicht gebrochen
worden. Machtsymbole wirken immer noch,
weil sie (auch) archetypisch sind. Auch die Mo-
derne hat sie zwar nicht beabsichtigt gestal-
tet, aber z.T. mitgestaltet. (Bsp. Charles
Eames)
Humor / Travestie heute
Wenn Designer heute in ihrer Gestaltung mit
Machtsymbolik bewußt umgehen, dann fällt
eine bestimmte Technik auf. Was heute im
Zusammenhang mit Macht gestaltet wird,
sind Ansätze, die man unter dem Titel Hu-
mor oder Travestie zusammenfassen kann.
Dabei gehen Designer ohne Probleme in die
feudale Geschichte zurück, zitieren ihre Sym-
bole. Vivienne Westwood provoziert hier
nicht nur, sondern zieht ihre Kreativität aus
solchen Historischen Zitaten. Westwoods Stär-
ke - und dies macht auch die Travestie in die-
sem Fall aus - liegt in ihren kontrastreichen
Kombinationen. Hier kombiniert sie schotti-
sche Folklore (Kilt, Burlington-Strümpfe) mit
der Zeit des Rokoko (hochhackige Schleifen-
schuhe, justau-corps.
(Abb. vorhergehende Seite)
Das architektonische Element, das in der
Architekturgeschichte zu gleichen Teilen eine
statische Rolle und eine symboiische Rolle,
die des Machtausdrucks, gespielt hat, ist
die Säule. Die Säule hat z.B. auch einen Ort
symbolisch hervorgehoben. So hat der Stuhl,
neben eine Säule gesetzt, den Sitzenden stets
als Mächtigen charakterisiert. Von dieser
Säulensymbolik ist hier dagegen, am Anfang
der Postmoderne, 1977/8, so gut wie nichts
übriggeblieben, außer daß das Zitat der Säu-
le immer noch wirkt. Robert und Trixi
Haussmann gehen mit der Säule bewußt acht-
los um und konterkarieren sie auf zwei Wei-
sen. Erstens, indem sie sie zur Kommode
degradieren. Und zweitens, darin enthalten,
indem sie sie durch Schubladen zerlegen.
5
Auch Starck hat einige Historische Zitate ge-
staltet, sich darin mit dem Sozialprestige be-
schäftigt, aber ebenfalls nicht, um Neuauf-
lagen zu gestalten, sondern um Position zu
beziehen. Bei seinem Sessel Richard III liegt
die Travestie im gestalteten Gegensatz von
vorn und hinten, den Starck wie folgt kom-
mentiert: „Von vorne ein richtiger Bürger.
Und wenn man ihn umdreht, dann hat der
Gute unter seinem Lendenschurz nicht mal
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