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Kaushitaki-Upanishad 2,15.

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Der Vater: „Meine Lust und Unlust möge ich in dich legen.“
Der Sohn: „DeineLust undUnlust nehme ich in mich auf.“
Der Vater: „Meine Geschlechtslust, Liebeslust, Zeugungs-
kraft möge ich in dich legen.“
Der Sohn: „Deine Geschlechtslust, Liebeslust, Zeugungs-
kraft nehme ich in mich auf.“
Der Vater: „Meinen Gang möge ich in dich legen.“
Der Sohn: „Deinen Gang nehme ich in mich auf.“
Der Vater: „Mein Manas möge ich in dich legen.“
Der Sohn: „Dein Manas nehme ich in mich auf.“
Der Vater: „Mein Bewufstsein möge ich in dich legen.“
Der Sohn: „Dein Bewufstsein nehme ich in mich auf.“
Sollte jedoch der Vater nur noch mit Mühe (wörtlich: aus
der Nähe) sprechen können, so mag er zusammenfassend sagen:
„Meine Lebenskräfte (pränän) möge ich in dich legen“, und der
Sohn soll antworten: „Deine Lebenskräfte nehme ich in mich auf.“
Dann geht er, den Vater rechts behaltend, auf den Aus-
gang zu, und der Vater ruft ihm die Worte nach: „Möge
Glanz, Brahmanenwürde und Ruhm dir einwohnen!“ worauf
der Sohn über die linke Schulter nach ihm zurückblickt und,
indem er durch Vorhalten der Hand oder mit dem Ende des
Gewandes [sein Gesicht] bedeckt hält, die Worte spricht:
„Mögest du himmlische Welten und Freuden erlangen!“
Sollte der Vater wieder gesund werden, so mufs er unter
der Herrschaft des Sohnes wohnen, oder auch er mag als
Pilger (parivräjaka) umherziehen. Stirbt er hingegen, so nehmen
in der erwähnten Weise [die Lebenskräfte des Vaters] von dem
Sohne Besitz, so wie es sich gehört, — so wie es sich gehört.

Dritter Adhyäya.
Nach den mehr exoterischen und vorbereitenden Betrachtungen des
Ätman als personifizierten Gottes und als Prana im ersten und zweiten
Adhyäya folgt nun im dritten Adhyäya als der eigentliche Kern der Upani-
shad die philosophische Lehre vom Ätman. Nur die Einkleidung
ist mythisch, sofern der Gott Indra (der auch sonst als Personifikation des
Ätman erscheint, Ait. Ar. 2,2. Ait. Up. 1,3,14. Kaush. 2,6) die Erkenntnis
seiner als des Atman dem Pratardana mitteilt, nachdem dieser der Ver-
suchung, selbst zu wählen und dadurch schlechter zu wählen (wie Naciketas
 
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