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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 1.1896/​1897

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Nr. 9 (28. November 1896)
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https://doi.org/10.11588/diglit.55168#0108
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zwecEdienlih und anfprechend abfindet. Hollakys MWandmalereten für
die Aula der Realfchule in Lichterfelde zeichnen fih durh feines Stil
gefühl und originelle Umbildung iratitioneller dekorativer Ornament-
jormen aus. _

Das ernfte, anfpruchslofe Arbeiten des £ichterfelder Künftlerflubs
wird uns hoffenilich noch öfter Gelegenheit geben, zu betonen, daß es
auch außerhalb der großen Centren eine Kunft giebt, die dazu herufen
ift, intime Sühlung mit ihrer näheren Umgebung zu pflegen, und {0
der Entwickehung des Kunftfchaffens wie des Kunftempfindens erfprieß-
liche Dienfte zu leiften. 2 G, .

Berlitt. — Wie inder Derhandlung des DereinsBerliner Künftler
mitgetheilt wurde, hat die Ynternationale Ausftellung mit einem fehr
beirächtlidhen Deftzit abgefchloffen, im Gegenfage zu Oden beiden
Zubiläumsausftellungen von 1886 und 1891. Das Defizit ift zu gleichen


reicht eine Summe von etwa 160000 Mark. Diefes Defizit ift aber
nur ein. ziffermäßiges, da es durch den AWenausban des Ausftelungs-
‚palaftes verurfacht wurde, zu. dem Dder Staat nur einen Cheil der
Koften beitrug, während die Stadt Berlin einen Sufchuß verweigerte,
_ Das finanzielle Ergebnif der Knternationalen Ausftelung war an und
für {ich betrachtet ein außerordentlich günftiges.

AMünden, — Der Derein für Originalradirung hatte in
feiner Ilegten Sigung eine reihe Sammlung von Blättern nieder-

ländifcher und franzöfifher Meifter aus tem Beftande der Kunfihand-
lung von Ulrich Prige zur Yusftellung gebracht. Befondere Aui-
meı ffamFeit erreaten die Arbeiten des WNiederländers Ch. Storm von
s’Gravesende durch die Weichheit der Behandlung, die dem großen
Zuge der Nadelführung Feinen AYbbruch thut. Don dem Sranzofen
Maunrin werden fertige 3lätter vorgelegt aus der Serie „La Jeneusse”,
Eine eigenartige Mifcdhung von Crocfenftiftbehandlung und Radirung
zeigen die Blätter von Lonis Legrand, die zu der Kollektion „Femme
se coiffant“ gehören. Y. £unois „Donae“ weijt eine nachahmens-
werthe Sortentwickelung des lithographifhen Derfahrens auf, während
fi@ Paillards „Amfterdamer Hafen“ in den SGrenzen der reinen
Radiung hält. Die zwanglofe Befpredhung folcher zur Dorlage ae:
fangenden Blätter bewährt fih als überaus zwecmäßig für die Der:
vollfommnung Fünftlerifcher Technik und Reproduktionsweife,

Rom. — Dır Deut{qhe Künftlerverein in Rom hat anläglich
der Dermählung des Kronprinzen von Italien eine SGlükwunfchadreffe
herftellen laffen, die dem jungen Paar in diefen CTagen durch Der-
mittlung der deutfchen Botfchaft überreicht wurde. Das Titelblatt der
mit reichem Pergament-Einband verfehenen Aodreffe ift in Aquarell von
Max $leifcher gemalt. Es zeigt in {hlichter, ernfter Sarbenftimmung
die Ktalia mit dem Liebesgoit auf Marmorftufen ruhend, an denen die
Wauppenfchilde der beiden Fürftenhäufer angebracht find. MUrcber die
weipße Marmorbrüftung hinweg fchaut man in einen Lorbeerhain und
weiter hinaus auf cine mächtige feljenFüft-.



— AUls Nachfolger des verftorbenen Erdmann Encke ift der BZild-
hauer Prof. £udwig Manzel zum Senatsmitgliede der Akademie
der Künfte gewählt worden. Der neue Senator ift am 3. Kunt 1858
zu Kagendorf geboren. Seine Fünftlerifjhe Ausbildung erhielt er von
‚1875 bis 1881 auf der Berliner Akademie.,
für den Meifter das gegenwärtige Yahr: Für feinen Stettiner Brunnen
„ errang er die große goldene Medaille und einen der vier Preife, welche
die Stadt Berlin aus Anlaf der 200 jährigen Zubelfeier der AFademie
_ der Künfte geftiftet hatte. Bei der Feftfizung, die zu Ddiefer Feier
veranftaltet wurde, mard die Verleihung des Profefjforlitels an Manzel
— beFannt gegeben. .

— —€ von Nechtrig hat das Modell 3zu dem Moltfe-Denkmal
in Breslau vollendet. Der Feldmarichall ift vom Iangen NMilitärmantel
_ umhbhüllt, der vorn den Neberrotf und den Orden pour le merite {ehen
/& läßt. 3n der einen Hand hält Moltfe einen Plan, die Geberde der
Rechten fcheint darauf hinzudenten, daß der Seneral eben feinen
‘ Oiffizieren die Mrdres ertheilt. Die Kigur aus Bronze {teht auf einem
fchlanfen Sockel aus Sranit mit terraffenartigem Unterbau. AUuf den
vorderen Stufen ift die nordifche Siegesgöttin Freya zu Pferde Ddar-
geftellt, mwie fie dem Sieger den Kranz reicht. Diefe Jdealgeftalt ift
von höchftem Reiz, und auch das Pferd, zu dem der Katfer aus feinem
Marftall ein Dorbild zur Derfügung geftellt hat, ift ungemein wirkungs-
voll dargeftellt und durchgearbeitet. Trophäen aus dem Ddent{h»
franzöfifchen Kriege fAließen die Gruppe na Iinfs ab.

. — Der Bofmaler Profe{for Conrad Freyberg hat ein für das
“ Zayd/chloß Leßlingen gemaltes größeres Gruppenbild vollendet, weldhes
— den Kaifer im Kreife der Herren darftellt, melche auf größeren Sagden
— feine Gefellfchaft bilden. Unter den mehr als 50 wohlgelungenen
— Portraits fieht man Ddiejenigen des Reichsfanzlers Fürften zu Hohen:
_ Iohe, fowie der Chefs des Militär- und des Civilfabinets, des Generals
/ der Knfanterte von Hahnke und des Wirkıichen Geheimen Raths

_ Dr. vont £ucanus. Das Bild ift als Gegenftück zu einer früheren
— Schöpfung deffelben Malers (Kaifer Wilhelm I. im Kreife feiner Xagd-
— genofjen. darftellend) entworfen. Profefjor Conrad Freyberg hatte die
Ehre, gelegentlich der diesjährigen Leßlinger Jagd das Gemälde per-
— fönlih zu überceihen und an dem Jagd-Diner theilzunehmen.


— Die Weuwahlen für die gefqhäftsführende Kommiffion
der Großen Kunftausftellung Berlin 1897 haben {ftattgefunden.
Es find in Kommiffion vom Derein Berliner Künftler gewählt worden:
Als Mitalieder die Maler Prof. Ernft Körner, Hans KLoofchen, Willy
Döring, die Bildhauer Prof. Dr. Ferdinand Harkger und Sofeph Uphues
und Architekt Karl Hoffacker; als Erfagmänner wurden auserfehen die
Maler Ernft Bausmann, Prof. H. Fechner und Schmidt-Michelfen, f{o-
mwie Bildhauer Mar Unger. Die Akademie der Künfte entfandte in
die Kommiffion die Maler Prof. Mar Koner, Hans Herrmann und
Beorg Koch, die Bildhauer Prof. Ernft Herter und Prof. Mar Baum-
bach, fowie den Kupferftecher Prof. Suftav Eilers als Mitglieder, die
Maler Prof. Julius Yacob, Oito von Kameke, den Bildhauer Prof.
Alerander Ealandrelli und Banmeifter H. Seeling als Stellvertreter,
Die Konftitnirung der AusftelungsFommijfion für 1897 erfolgt Ourch
den Kultusminifter, der fih durch Delegirte vertreten läßf. ;

— Xn München ift der £andfchaftsmaler Diedrih Xangko im
UAlter von zz Kahren geftorben.

— Jn Breslau ftarb im 69. Lebensjahre der Architektur: und
Sandichaftsmaler Ndalbert Wölfl, der fih mit feinen Wiedergaben
monumentaler Bauwerfe und malerifch-intereffanter Partieen von ben
Straßen und Plägen Breslaus ein Derdienft um die Gef{hidhte der
Stadt ermorben hat. Geboren zu Franfenftein am 9. Mat 1827, ftudirte
er zunächft, erwählte aber 1850 die Kunft zum XLebensberufe und wurde
ein Schüiler des durch feine Dortraits der Breslauer £okalberühmtheiten
aus den vierziger und fünfziger Yahren bekannten Profefjors Ernft
Refch. Seine Ausbildung vervollffändigte er auf größeren Studienreifen,

“ welche ihnm durch Deutichland, Mefterreih 1und OMbertitalien führten.
Bald wendete er fich mit befonderer Morliebe der Architekturmalerei 3u. -
Das Breslauer Mufeum befißt fechs der beften von Wölfl’s Gemälden:
„Das Rathhaus (1859) mit deffen wohlgelungener, jeßt fcltener ge-
wordener farbiger WNachbildung der Schlefijhe Kunftverein im Sahre
1860 {einen Mitgliedernm eine fchöne Gabe darbot, zwei pittoresfe
„OÖhleanfichten“ (1861), „Die Kirhe zu St. Barbara und Ddie
(nunmehr abgeriffene) „Barbara:-Ecfe“, endlih „Die Kirche zu St. Maria-
Maydalena“ mit reicher Staffage (1867). Außer den Rathhausbildern
hat namentlich auch die Wiedergabe der Elifabethkirche eine weite Der-





; berg fand die Nebergabe des Grabdenkmals Robert Warth-
müllers an die Hinterbliebenen ftatt. Ein aus Kunftgenoffen be:
{tehendes Komitee, unter denen wir die Profefforen A. von Werner,
- Knille, fechner, Ewald, Herter, die Maler Hoeniger, Krufe, . LeiftiFow,
Meyer, den Bıldhanuer Sauenfch, den Architekten Profefjor Spath nennen,
hatte fich im Frühjahr d. X gebildet, um dem Derftorbenen ein würdiges
Bedächtnifmal zu ftiften. In das aus dunfkelrothem fhwedifhen
- Sranit na einem Entwurf des Banmeijfters €, Müller errichtete Erb-
— begräbnif mwar eine von Profejjor Herter modellirte Reliefplatte ein-
— gelaffen, die fpäter in Marmor oder Brofze ausgeführt werden {oll.
— Das Bildwerk {tellt dte frauernde Kunft mit den Attributen der Malerei:
- DPafette und Pinfel dar. * - ; O ‘

— Der aroße Yusfhuß für ein in Maydeburg zu errichtendes
_ Bismark=-Denkmal hat nunmehr feine entgültige Ent{heidung ge-
‚Fällt. €s waren zu dem engeren Wettbemwerb fieben Künftler einge=“
fladen worden, von denen einer, Herr Profeffor Otto Leffing, feine
Zufage nicht hatte erfüllen Fönnen; die Entwürfe der Übrigen fechs
Herren: Bärwald Baumbach, Echtermeier, Sög, Habs und
Magnuffen find feit dem ı. November im Kunftgewerbe-Mujenm aus-
geft. It gewefen, wo fie zunächft von dem ‚engeren Ausfchuffe unter
Binzuziehung des Profeffors Maifon aus Münden als Fünftleri{dhen
Beiraths und während der leßien drei Cage von dem SGefammtfomite
befichtigt worden find. Der gefchäftsführende Ausjhuß hatte fih mitf
erhebliyer Mehrheit dahtr {hlüffig gemacht, dem aroßen Komite den
- Entwurf der Profefforen €. Edhtermeier und H. Dfeifer in Braun:
 
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