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Deutsche Kunst: illustrirte Zeitschrift für das gesammte deutsche Kunstschaffen ; Centralorgan deutscher Kunst- u. Künstlervereine — 2.1897/​1898

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Nr. 1 (2. Oktober 1897)
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https://doi.org/10.11588/diglit.69999#0001
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mische Kunst.

Illustrirte Zeitschrift für das gesamnrte deutsche Kunstschaffen.
——
(Lentral-Drgan deutscher Kunst- und Künstler-Vereine.

Alle 14 Tage erscheint eine Nummer.
Preis vierteljährlich 2.80 Mark.
Postzeitungsliste Nr. 1174.
herausgegeben von
Alle 14 Tage erscheint eine Nummer.
OkUlM Inserate: 40 Pfennige für die 4 ge-
' spaltene Nonpareille-Feile.
Schrrfkleikung und Verwaltung Berlin V^.57, Skeinmehstr. 26.

Publikationsorgan des Deutschen Kunstvereins in Berlin, des Schlesischen Kunstvcrcins in Breslau, des Kunstrereins für das Grosiherzogthum Hessen in Darmstadt, des Anhaltischen Kunst-
vereins in Dessau, des württembergijchen kunstvercins in Stuttgart, des Schleswig-Holsteinischen Kunstvereins in kiel, der kunstvcreine in München, Vldcnburg, Mannheim, Nürnberg, Gera,
Altenburg, Elberfeld, Barmen, Bielefeld, Görlitz, Danzig, Königsberg, Stettin u. a.

Uv. 1.

2. Gktodev 189?.

II. Jahrgang.

Arnold Böcklin zum 70. Geburtstag.

Von Max Jordan.

ir, du wunderbarster unter den Künstlern der Gegenwart
— 'Arnold Böcklin — einen Heilgruß zuzurufen an
der Schwelle des achten Jahrzehntes, die Du jetzt
betrittst, kann unser Blatt sich nicht versagen. Das


verleumdete Areopag trat einhellig meinem Wunsche bei und der
Minister ermächtigte mich, den Meister aufzufordern, zu malen,
was er wolle. So viel ich weiß, war das der erste Auftrag
für eine öffentliche Gemäldesammlung, den Böcklin erhielt —

köstlichste Geschenk der Gottheit — Jugend im Alter — ist Dir zu

seine heimath Basel ausgenommen. Immer aber soll dabei un-

Theil gewor-
den.» Wie ein
kräftigerBaum
steht Deine ge-
drungene Ge-
stalt vor unse-
ren Blicken; die
Rinde fängt
wohl zu brök-
kelnan,aberdie
Aeste strotzen
von saftigem
Laub und in
seinen geheim-
nißvollen
Schatten singt
noch immer die
Nachtigall und
tummeln sich
Märchenge-
schöpfe.
Schweigend
in Bewunde-
rung genießen,
was Deine


Böcklin-Medaille von Hans Sandreuter, Basel.
Herausgegeben vom Tomits für die Böcklin-Feier in Basel.
Alleinverkauf durch Georg u. Tie, Buch- und Kunsthandlung in Basel (Preis in Bronze M. 16, in Silber M. 44.

vergessen sein,
was Graf
Schack schon
lange zuvor für
einen Künstler
gethan, der am
Beginn der
sechziger Jahre
noch als eine
sehr problema-
tische Gestalt
erschien. Ls ge-
hörte damals
kein geringer
Muth dazu,
BilderbeiBöck-
lin zu bestellen,
und ehrend soll
man zu aller
Zeit anerken-
nen,daß Schack
wenn immer
auch bestärkt
durch noch ein-
sichtsvollere

Zauberhände uns verschwenderisch geschenkt, das ist die wahre Feier,
die wir Dir bereiten können — nimm's, so bitten wir, nicht für-
ungut, wenn der Mund überläuft von dem, dessen das Herz voll
ist. Und nun gar die Tinte! Ich glaube, Du herrlicher, gehörst
zu denen, die diesen Saft am meisten verachten; aber sei's drum,
heute riskiren wir einmal selbst Deinen Unmuth; wir kleinen
wollen uns auch einmal fühlen, indem wir Dich bei Namen rufen.
Unser heutiges Geschlecht, das so einig ist in der Bewunderung
Böcklin's, mag es uns Aelteren kaum glauben, daß auch er
sich mühsam emporgerungen hat. Als ich vor zwanzig Jahren
in der preußischen Kunstkommission, unterstützt von Reinhold
Begas, den Antrag stellte, Arnold Böcklin einen Staatsauftrag
zu ertheilen, da war es keine Uebertreibung, wenn ich hinzu-
fügte: der größte Poet unserer Jahre darbt. Aber dieser viel-

Autoritäten, nicht müde wurde, seine Sammlung mit Werken dieses
„Sonderlings" zu schmücken. Schack ist manchmal etwas pedantisch
in seinen Urtheilen, aber Böcklin gegenüber hat er, fast Allen voran,
bewiesen, daß er einen freien Blick besaß, der nicht bloß das
Gerühmte, sondern mehr noch das wahrhaft Rühmliche erkannte
oder sagen wir: daran glaubte. Denn der Glaube an das
Genie ist die beste Tugend des gebildeten Menschen. Und ihn hat
dieser Glaube nicht betrogen, denn in manchem Betracht gehören
die Böcklin's der Schackothek (wie der Münchener sagt) zu den
erfreulichsten und jedenfalls zu den verständlichsten Schöpfungen
des Färben-Zauberers, dessen Seele zu jener Zeit sich in der
Sonne des Südens badete. Auch eine Bemerkung des geist-
vollen Mäcen über seinen Liebling ist mir sehr zutreffend
erschienen. Wie mißlich es auch ist, Künstler von dem ursprüng-
 
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