Wenn Vas kulturelle Deutschtum rn der Diaspora als Schutzmittel gegen
die Aufsaugung durch die Rasse niederer Kultur benützt wird, so kann es
von den Zwischenvölkern der geschlossenen Siedelungen in den Dienst einer
deutschfeindlichen nationalen Machtpolitik gestellt werden. Dafür sind die
preußischen Polen ein lehrreiches Beispiel.
Kulturdeutschtum und Deutschenhaß sind sehr gut ver-
einbar. Davon wissen die Deutsch«Osterreicher ein Lied zu singen.
Der deutsche Anternehmer ist willkommen und wird dennoch ein „Aus-
beuter" slawischer Arbeitskraft gescholten. Daß er diese Arbeitskraft erst
erschlossen hat, wird von den Massen aus Gedankenlosigkeit, von einem
Leile der geistigen Oberschicht aus Berechnung nicht zugestanden — wohl
aber werden ihm die Millionen vorgerechnet, die er dem slawischen „Volks-
vermögen^ entzogen hat.
Das gemütliche Wienertum war bei den nichtdeutschen Völkern Oster»
reichs beliebt — aber die Wiener als politischer Körper erfahren die schärfste
Verurteilung, seitdem sie sich der äußeren slawischen Volksausbreitung
entgegenstellen.
Nicht anders erging es den deutschen Sozialdemokraten Osterreichs,
als sie dem tschechischen Separatismus entgegentraten. Das tschechische
Volk legt uneingestanden sehr großen Wert darauf, daß die deutsche Rni«
versität in Prag bleibe — es verlangt aber von den deutschen Lehrern
und Studenten den Verzicht auf den äußeren Ausdruck ihrer Zugehörig-
keit zum deutschen akademischen Bürgertume, weil diese Außerlichkeit einer
kulturellen Minderheit den slawischen Charakter der Stadt gefährde.
In der magyarischen Monatsschrift „Das neue Iahrhundert" wünscht
ein hervorragender magyarischer Volkswirt den Zuzug deutschen Kapitals
nach Ungarn, lehnt aber ausdrücklich den Zuzug deutscher Menschen ab.
„Die verhaßten deutschen Ketten müssen sür immer gesprengt werden",
sprach jüngst der Dumapräsident. Die Glieder dieser Kette sind die zahl«
reichen Vertreter deutscher Kulturarbeit in Rußland. Sie gelten den
echt russischen Leuten als die Vorposten einer deutschen nationalen Macht-
politik.
Immer wieder stoßen wir auf dieselben Formen des Verhältnisses zwi«
schen dem deutschen Volke und seinen Nachbarn: das unpersönliche
Deutschtum ist willkommen, der deutsche Mensch als Träger dieses
Deutschtums unbeliebt und gefürchtet.
Dieses unselige Verhältnis hat sich seit Iahrhunderten nicht geändert.
Immer schätzten unsere Rachbarn die deutsche Kulturarbeit — immer aber
sahen sie scheel auf den politischen und wirtschaftlichen Erfolg dieser
Arbeit für das deutsche Volk.
Immer wieder suchen wir unsere Schuld zu ergründen, und zahllos
sind die Ratschläge, wie wir uns den Zwischenvölkern gegenüber zu be-
nehmen hätten, um ihre Sympathien zu gewinnen. Richt minder zahl-
reich sind die nationalen und politischen Kraftmeier, die unser Interesse
am besten zu wahren glauben, wenn sie fremde Ansprüche und Wünsche
grundsätzlich als unberechtigt ablehnen. Der goldene Mittelweg führt
auch hier am raschesten an das Ziel. Wir müssen uns im Verkehre mit
nichtdeutschen Völkern jene ruhige Sicherheit aneignen, die ich als eine
Legierung selbstbewußten Volkstums mit verständnisvollem Welt-
bürgertum bezeichnen möchte. Weltbürgertum ist nicht die Verneinung
von Volkstum, sondern sein „Gegenteil", seine Ergänzung.
die Aufsaugung durch die Rasse niederer Kultur benützt wird, so kann es
von den Zwischenvölkern der geschlossenen Siedelungen in den Dienst einer
deutschfeindlichen nationalen Machtpolitik gestellt werden. Dafür sind die
preußischen Polen ein lehrreiches Beispiel.
Kulturdeutschtum und Deutschenhaß sind sehr gut ver-
einbar. Davon wissen die Deutsch«Osterreicher ein Lied zu singen.
Der deutsche Anternehmer ist willkommen und wird dennoch ein „Aus-
beuter" slawischer Arbeitskraft gescholten. Daß er diese Arbeitskraft erst
erschlossen hat, wird von den Massen aus Gedankenlosigkeit, von einem
Leile der geistigen Oberschicht aus Berechnung nicht zugestanden — wohl
aber werden ihm die Millionen vorgerechnet, die er dem slawischen „Volks-
vermögen^ entzogen hat.
Das gemütliche Wienertum war bei den nichtdeutschen Völkern Oster»
reichs beliebt — aber die Wiener als politischer Körper erfahren die schärfste
Verurteilung, seitdem sie sich der äußeren slawischen Volksausbreitung
entgegenstellen.
Nicht anders erging es den deutschen Sozialdemokraten Osterreichs,
als sie dem tschechischen Separatismus entgegentraten. Das tschechische
Volk legt uneingestanden sehr großen Wert darauf, daß die deutsche Rni«
versität in Prag bleibe — es verlangt aber von den deutschen Lehrern
und Studenten den Verzicht auf den äußeren Ausdruck ihrer Zugehörig-
keit zum deutschen akademischen Bürgertume, weil diese Außerlichkeit einer
kulturellen Minderheit den slawischen Charakter der Stadt gefährde.
In der magyarischen Monatsschrift „Das neue Iahrhundert" wünscht
ein hervorragender magyarischer Volkswirt den Zuzug deutschen Kapitals
nach Ungarn, lehnt aber ausdrücklich den Zuzug deutscher Menschen ab.
„Die verhaßten deutschen Ketten müssen sür immer gesprengt werden",
sprach jüngst der Dumapräsident. Die Glieder dieser Kette sind die zahl«
reichen Vertreter deutscher Kulturarbeit in Rußland. Sie gelten den
echt russischen Leuten als die Vorposten einer deutschen nationalen Macht-
politik.
Immer wieder stoßen wir auf dieselben Formen des Verhältnisses zwi«
schen dem deutschen Volke und seinen Nachbarn: das unpersönliche
Deutschtum ist willkommen, der deutsche Mensch als Träger dieses
Deutschtums unbeliebt und gefürchtet.
Dieses unselige Verhältnis hat sich seit Iahrhunderten nicht geändert.
Immer schätzten unsere Rachbarn die deutsche Kulturarbeit — immer aber
sahen sie scheel auf den politischen und wirtschaftlichen Erfolg dieser
Arbeit für das deutsche Volk.
Immer wieder suchen wir unsere Schuld zu ergründen, und zahllos
sind die Ratschläge, wie wir uns den Zwischenvölkern gegenüber zu be-
nehmen hätten, um ihre Sympathien zu gewinnen. Richt minder zahl-
reich sind die nationalen und politischen Kraftmeier, die unser Interesse
am besten zu wahren glauben, wenn sie fremde Ansprüche und Wünsche
grundsätzlich als unberechtigt ablehnen. Der goldene Mittelweg führt
auch hier am raschesten an das Ziel. Wir müssen uns im Verkehre mit
nichtdeutschen Völkern jene ruhige Sicherheit aneignen, die ich als eine
Legierung selbstbewußten Volkstums mit verständnisvollem Welt-
bürgertum bezeichnen möchte. Weltbürgertum ist nicht die Verneinung
von Volkstum, sondern sein „Gegenteil", seine Ergänzung.