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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,3.1916

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Heft 18 (2. Juniheft 1916)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14293#0319

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und es nicht verlassen konnten oder
wollten und ähnliche Opser der Völ-
kerentfremdung — sie sinden hier
Rat und Hilse, so weit die Mittel
der Auskunsts- und Hilssstelle rei-
chen. Auf Fragen nach dem Ver-
bleiben und Ergehen der Angehö-
rigen in der Fremde vermochte der
Spürsinn der Helferinnen schon man-
chesmal schneller Kunde zu erhalten,
als die unpersönliche Bemühung des
Staates. Ein bekannter Iugend-
psleger, der Lizentiat Sigismund
Schultze, sucht bei der Gefangenen-
seelsorge und der Freundschaftsarbeit
der Kirchen zu nützen. Zeichen des
Gedenkens und hofsenden Vertrau-
ens werden auch sonst vermittelt.
Rnd schon oft hat sich gezeigt, daß
eine in Deutschland dem Mitgliede
einer gegnerischen Nation erwiesene
Güte im Feindesland mit einer
Barmherzigkeit an einem deutschen
Landeskinde erwidert wurde. In
London gibt es ja auch ein großes
Gebäude, in dessen Zimmern Men-
schensreunde tätig sind, um die Kla-
gen der Deutschen, Ungarn und Oster-
reicher zu hören und nach ihrem
Vermögen ihre Wünsche zu ersüllen
— um die Weihnachtszeit wurden
dort monatlich an 20 000 Mark für
solche Angehörige der Mittelmächte
aufgebracht. Aber Schweden verkehrt
man mit den Deutschen in Rußland,
über die Schweiz mit den Deutschen
in Frankreich. So hat man auch die
Wiedervereinigung der Kinder mit
ihren Eltern betrieben, die bei
Kriegsausbruch in Feindesland
waren. Für all diese Tätigkeit be-
darf es natürlich auch des Geldes,
und so bittet die Auskunsts- und
Hilfsstelle um Unterstützung. Man
hofst, daß ihre Rechenschaftsberichte
dereinst in den Kriegsgeschichten und
Memoirenwerken auch als Doku-
mente der Zeit bestehen werden. jsmj

Auch etwas zum Bulgaren-
besuch

ulgarische Abgeordnete kommen
nach Deutschland, um deutsches
Leben und deutsche Art kennen zu
lernen.

Die Höflichkeit gebot, den
Bulgaren das zu zeigen, um des-
willen sie gekommenwaren: Deutsches.

Die Würde gebot, daß man den
Gästen vom besten eignen Gewächs
vorsetzte.

Die politische Klugheit ge-
bot, ihnen das Allerbeste und Größte
zu zeigen, das in Deutschland ent-
standen ist.

Zu diesem Zweck sührt man ihnen
in der Königlichen Oper in Berlin die
italienische „Aida" und in Hamburg
die französische „Mignon" vor. ^

„Der Nussische Bote"

as preußische Kriegsministerium
zibt eine große russische Zeitung
„Russki Westnik« („RussischerBote"),
heraus, die in erster Linie für die
russischen Kriegsgesangenen bestimmt
ist, aber auch von jeder Privatper-
son bezogen werden kann. Sie er-
scheint zweimal wöchentlich in For-
mat und Umsang der größten russi-
schen Zeitungen, bringt sortlaufende
Listen der in den verschiedenen La-
gern internierten russischen Gefan-
genen, die Heeresberichte sämt-
licher kriegführenden Staaten,
ungekürzt und unverändert, eine
Abersicht über die wichtigsten Tages-
ereignisse in allen Ländern und ein
sehr reichhaltiges Feuilleton. Alles,
was über russische Dinge berichtet
wird, ist durchweg russischen Zeitun-
gen entnommen, — die Leser wer-
den also nicht durch gesälschte Be-
richte aus der Heimat irregeführt.
Ebenso verzichtet die Zeitung darauf,
deutsche Preßstimmen zu den Er-
eignissen des Tages anzuführen; sie
hat die Kanzlerrede vom 5. April
vollständig wiedergegeben, aber ohne

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