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Deutscher Wille: des Kunstwarts — 29,3.1916

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Heft 18 (2. Juniheft 1916)
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Vom Heute fürs Morgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.14293#0321

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wissen Grenze aneignen. Die aber,
welche sich in einer stetigen erotischen
Manie befinden, auszusallen, zu er-
regen, im Brennpunkt der Wünsche
der Männer zu stehen, die werden
die allerletzten, die ungebärdigsten
Techniken der Modeerfindungen sich
dienlich nrachen. Sie sind es, welche
die Auswüchse immer wieder psle-
gen. Die anständigen Frauen wür-
den sogar, wenn sie starke erotische
Wünsche hätten, diese doch nicht an
die Ossentlichkeit tragen. — Diese
Frauen mit den ungehemmten eroti-
schen Begehrungsvorstellungen jedoch
traten jetzt hervor. Der Krieg hat sie
gerade gezüchtet. — Die Zahl der
Männer ist doch jetzt in der Heimat
kleiner als im Frieden. Die Frauen,
welche jetzt erotisch-ungehemmt ihren
Begehrungs- und Bewunderungser-
werb wie früher einheimsen wollen,
müssen größere Auswendungen
machen, um bei der gewaltigeren
Zahl der Konkurrentinnen bestehen
zu können. Das Angebot ist größer
wie die Nachsrage, wobei Angebot
mit den Frauen, welche ihren Tribut
sordern, Nachsrage mit Männerwelt
identisch zu setzen wäre.

Natürlich kann all das ganz un-
bewußt geschehen, aber die wahn-
witzigen Modetorheiten vieler Frauen
sind nur aus diesem erotischen Be-
gehrungstriebe heraus zu verstehen.
Diese Frauen sind selbst Opser ihrer
Hemmungslosigkeit. Sie stehen aber
nicht für die deutschen Frauen an
sich. Sie müssen als Sonderer-
scheinungen betrachtet werden.
Deshalb ist es also nicht nötig, in
diesen Modetorheiten irgend etwas
sehr Tragisches zu sehen. Man soll
sie bekämpsen. Aber sie sind kein
Grund, über die Verderbtheit im all-
gemeinen zu klagen. Und wenn erst
mal die tieseren Beweggründe dieser
Modegeschöpse ersüllt sind, wird ein
gewisses Sauberkeitsgesühl manche
weitere Ausschreitungen der Mode
verhindern. sinj Spier-München

Jn eigner Sache

nsälle." Einige unsrer Freunde
wundern sich, daß wir aus aller-
hand „Ansälle" nicht antworten. Da
behauptet der eine, der Kunstwart
hätte Chamberlain angegrissen, weil
er ein „Aberläuser" sei. Was nicht
wahr ist. Der andre: unser Blatt
brächte „ossiziöse" Artikel. Was
desgleichen ist. Der Dritte sagt, es
nenne sich „ironisch" „Deutscher
Wille" und es leide an „Willens-
schwäche". Was beweist, daß er uns
nicht versteht. Und so weiter. Aber
die so schreiben, schreiben auch wie-
der Aussätze, die uns nützlich schei-
nen — sollen wir daran mitarbei-
ten, ihre Versasser in der öfsentlichen
Meinung herabzusetzen und dadurch
ihre Wirkung zu verringern? Dann
täten wir, was sie uns gegenüber
tun. Zu solcher Polemik würden
wir uns während des Krieges nur
im Falle der Notwehr sür berechtigt
halten, also wenn wir bemerkten,
daß unsre Leserzahl sich infolge der
Angrisse gegen uns verminderte.
Wir bemerken aber gerade das
Gegenteil.

Preisänderung. Die deut-
schen Buchhändler haben dte Ver-
leger dringend ersucht, ihre Preise
„schleunigst" zu erhöhen. Der
Kunstwart hat aber seinen alten
Preis und seinen alten Nmsang noch
nicht wieder eingesührt. Lr soll von
jetzt ab 3,60 M. vierteljährlich kosten.
Vor dem Krieg kostete er bekanntlich
^,30 M. Wir werden uns be-
mühen, das Bestellgeld immer so
niedrig zu halten, wie das angesichts
der vom Buchhandel mit vollem
Recht geltend gemachten Verhältnisse
nur irgend angeht, und werden des-
halb wegen der Unberechenbarkeit
der Materialpreisbewegung auch
innerhalb der Iahrgänge den
Preis anpassen. Hofsen wir, daß
wir ihn bald wieder herabsetzen
können! A

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