Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dézallier d'Argenville, Antoine Joseph
Des Herrn Dezallier von Argenville Cammerraths und Mitglieds der königlichen Gesellschaften der Wissenschaften zu London und Montpellier Conchyliologie oder Abhandlung von den Schnecken, Muscheln und andern Schaalthieren welche in der See, in süssen Wassern und auf dem Lande gefunden werden: Nebst der Zoomorphose oder Abbildung und Beschreibung der Thiere welche die Gehäuse bewohnen ; Aus dem Französischen übersetzt und mit Anmerkungen vermehrt. Mit ein und vierzig Kupfertafeln — Wien: Krauß, 1772 [VD18 11116145-003]

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.65685#0042

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
22 Drittes Capitel-
Geben auch einige in Ansehung der Erzeugung der Conchylien zu, daß sie zu gewissen
Zeiten dicker sind und Eyer legen, so Läugnen sie doch die Verschiedenheit des Geschlechts,
ihre Begattung und das Lebendiggebahren.
Aelmn erzählet, wie Aldrovandus r) berichtet, daß es in dem rothen Meer
SchaaMche gebe, die sich gatten, und so scharfe Zähne und schneidende Lippen an ihrem
Munde haben, daß sie alles zerschneiden was ihnen vorkommt. Man hat grosse Ur-
sache, sie für Pupurschnecken zu halten. Eben dieser AlDrovandus K) ist in An-
sehung der Schaalthiere einer ganz andern Meinung ; er glaubt sie hätten keinen ei-
gelltüchen Saamen ihr Geschlecht dadurch fortzupflanzen, sondern sie wüchsen wie die
Pflanzen durch Sprossen.
Ein anderer Schriftsteller der eigene Beobachtungen über die Erdschnecken an-
gestellt und gefunden hatte, daß sich dieselben im Junius paaren, und ihre Eyer aus-
brüten, behauptete eben dies von den Mießmuscheln und Austern. Er versichert, die
Fischer zögen den Eyerstock der Austern im May heraus, zerschnitten ihn mit einem
Messer und würfen die zerschnittenen Theile, die sie koswra nennen, wieder ins Meer,
um daraus wieder andere hervorzubringen. Ein anderer Reisebeschreiber w) berich-
tet, man säe die Austern m der Levante an den Seeufern , wo, so viel man weiß,
ihr liebster Aufenthalt ist.
Viele bemerkten, daß die Eyer der Austern untüchtig zur Erzeugung sind; und
blos zum Kennzeichen dienen, daß sich das Schaalthier Wohl befindet. Sie legen ih-
re Eyer allezeit im Vollmond, und wenn es etwas heiß ist. Andere behaupten, die
Austern legten ihre Eyer zu einer Jahrzeit, da sie voll Schleim und nicht recht gesund
sind; sie sind alsdeun voll rbthlichter Würmer, die, weil sie ihre Geburt erleich-
tern, ^ccoucKsurZ n) genennet werden. Diese Eyer sind, mit dem Vergrösserungs-
glase betrachtet,- nichts anders, als kleine Austern in Schaalen.
Die meisten Naturgeschichtschreiber halten die Schaalthiere für Zwitter, und
gründen sich auf die Erfahrung bey den Erdschnecken, die sich mit beyderley Geburts-
gliedern begatten. Nach der Meinung anderer ist ihr Körper durch eine Scheidewand
abgetheilet, und hat ein männliches Glied, in Gestalt eines Wurms nahe bey der Mut-
ter, oder einem mit Eyern angefüllten Eyerstock o).

Von den Kinkhörnern behauptet man die Fortpflanzung durch Eyer, welche in
Klumpen eingeschloffen sind. Ueberhaupts alle Schaalthiere laichen oder legen Eyer.
Die Keime der einen so wohl als der andern enthalten die Materie ihres Jungen, es
mag auch in der Folge noch so dick und noch so groß werden, eben so gut in sich, als

r) Os 7s/?<rss//, 107.
8enren vero nnllum eile eorum putanönm
ell; lecl ^uo ^iximu8 inoclo plantis alli-
milantur. Os ^s/?sssr'/, 24s.
^snnio inennte in coitu Nas coclUeas vicli-
mu8. LrFs^, 164. Klents Klais
loeluram in mars eiieium. iKc).

der
-n) 6M'r// relsrt 8ilantino8 oüres
lerere.
n) Tllsi lnr la marine äe8 ^nsien8 xar kl.
Osr/Mr^sr, 292.
0) Lolliforme aliornm infe6lorum oviöuiüui
limile, eiusöem (^uo^ue in coclrlea viees
tuÜrnere xrobabils eli.
 
Annotationen