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Diepolder, Hans
Griechische Vasen — Kunstwerke aus den Berliner Sammlungen, Band 6: Berlin: Verlag Gebr. Mann, 1947

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https://doi.org/10.11588/diglit.65336#0036
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Statik eine einzige Figur, der Satyr Orochares. Auf dem Haupte
einen Kranz, greift er mit der Linken in die Saiten einer Leier,
während er mit der Rechten ein Trinkgefäß zum Munde führt.
Über ihm zieht sich um den Hals ein breites Efeuband, beziehungs-
volle Hindeutung auf seinen Bereich und den Zweck des Gefäßes.
Was ist nun hier in dem Wesen dieser Gestalt und ihrem Zu-
sammenklang mit dem Ornamentband an Stimmung und Natur-
poesie eingefangen, wie hat sich nun gegenüber dem erzählenden
Charakter der früheren Bilder seelischer und menschlicher Gehalt
in einer Figur verdichtet!
Aber diese Dekorationsweise ist für die Bauchamphora ein Sonder-
fall. Ihr entsprechen besser andere Amphorenformen, die, wenn
auch früher schon vorhanden, jetzt zu neuer Geltung gelangen.
Eine von ihnen ist die panathenäische Amphora, deren Auftreten
mit der Neustiftung des großen Panathenäenfestes (566 v. Chr.) zu-
sammenhängt. Sie enthielt das 01, das als Siegespreis verliehen
wurde. Dieser Bestimmung entsprechend trägt sie auf der Vorder-
seite das Bild der Burggöttin Athena, der Herrin des Festes, auf der
Rückseite die Darstellung derjenigen Kampfart, in der der Sieg ge-
wonnen war. Aus Tradition behielten diese Preisgefäße die schwarz-
figurige Dekorationsweise noch in einer Zeit bei, als der schwarz-
figurige Stil schon überlebt war. Die hier wiedergegebene (Abb. 20)
ist wenig jünger als unsere Bauchamphora. Aber vom ausgehenden
6. Jahrhundert ab werden mit dieser Form auch andere Darstellun-
gen verbunden, in eben der Art der Anordnung, die jene Bauch-
amphora (Titelbild) zeigt: je eine Figur auf jeder Seite, beide viel-
fach inhaltlich aufeinander bezogen, so daß hierbei im Umlauf der
Komposition zugleich eine Art neuer Raumdimension für die Hand-
lung gewonnen ist. Es ist unschwer zu erkennen, worauf die neue
Bedeutung dieser Form beruht: mit ihrer schwebenderen Statik,
ihrer strafferen Rundung muß sie als der Körperlichkeit der Figuren
jener Zeit entsprechend empfunden worden sein.
Hatte diese Form ihre Blütezeit am Anfang des 5. Jahrhunderts,
so wird sie kurz darauf zurückgedrängt durch eine andere, eine

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