Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Diez, Ernst; Burger, Fritz [Editor]; Brinckmann, Albert E. [Editor]
Handbuch der Kunstwissenschaft: Die Kunst der islamischen Völker — Berlin-Neubabelsberg: Akad. Verl.-Ges. Athenaion, 1915

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.66388#0067
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
DIE BESCHREIBUNG VON MASCUD1

37


Abb. 45. Privatgemach in Balkuwärä
(nach Herzfeld, Ausgrabungen von Samarra).

enthält die Tore, Ehrenhöfe und Thronsäle. Zum dritten Hof und nach der Flußseite waren
die im Spitzbogen getrennten Hallen offen und bildeten wie in Mschatta Dreibogenfronten.
An der Flußseite lag ein Garten mit einem Bootshafen. Auch in Balkuwärä fand E. Herzfeld
an dem ihr in Mschatta und Ochejdir zugedachten Platz und zwar rechts vom zweiten Hof,
den Plan der einstigen Moschee, die hier wieder nach der Art der Mussalias als Stützenhalle
gebaut war. Die Mauern dieses Schlosses sind, soweit sie noch unversehrt dem Schutt ent-
stiegen, mit prächtiger Stuckornamentik überzogen, die in Samarra auch in den Ruinen von
Privathäusern gefunden wurde.
Mit der Ausgrabung dieser Bauanlage gewann folgende Stelle des Mascüdi, die nicht nur über Bal-
kuwärä, sondern auch über die ähnlichen Anlagen von Ochejdir und Mschatta Klarheit bringt, von grund-
legende Bedeutung: „Al Muttawakkil führte zu seiner Zeit einen neuen Bau auf, wie man ihn bisher noch
nie gesehen hatte, bekannt als al-Hiri und die beiden Ärmel und die Riwäq’s (Komplex der Thronsäle). Auf
den Gedanken kam er dadurch, daß einer seiner Freunde, mit denen er die Nächte verplauderte, ihm eines
Nachts erzählte, einer von den Königen von Hirah, den Nucmaniden aus dem Hause der Banü Nasr, habe
in seiner Residenz, nämlich al-Hirah, einen neuen Bau aufgeführt, nach Form und Aussehen eines Kriegs-
lagers. Denn er war so von dem Verlangen und der Leidenschaft des Kriegers beherrscht, daß die
Erinnerung daran ihm unter seinen sonstigen Geschäften nicht schwinden sollte. Der Riwäq war der Empfangs-
raum des Fürsten und er war das Bruststück, und die beiden Ärmel lagen zur Rechten und Linken. In den
beiden Gebäudeteilen, d. h. in den Ärmeln, hielten sich die ihm Nahestehenden von seinem Hofstaate auf.
Im Rechten war eine Kammer für Gewänder, im Linken, was an Getränken gebraucht wurde. Der zum
Riwäq gehörige freie Platz berührte das Bruststück und die beiden Ärmel. Drei Tore führten zum Riwäq.
Diese Bauform heißt bis zu dieser Zeit „al-Hiri und die beiden Ärmel in Erinnerung an Hirah. Denn
die vornehmen Leute folgten Muttawakkil darin, diese Schöpfung nachzuahmen, und sie wurde in hohem
Masse verbreitet“. Auch Qassr el cÄschiq, eine Schloßruine am rechten Tigrisufer auf einem in die Ebene
vorspringenden Hügel, zeigt die übliche dreiteilige Anlage mit Portalbau, Ehrenhöfen und Thronsälen.
Literatur: Das grundlegende Werk für die syrischen Winterschlösser ist: Die Provinzia Arabia von
R. E. Brünnow und A. v. Domaszewski; 3 Bde., Straßburg, Trübner 1904—09; über Mschatta vgl. Bd. II,
 
Annotationen