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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 7.1890

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Fugger, Raimund Graf: Anmerkungen so bei beliebiger Erneuerung der alten Kirche des hochlöblichen Gotteshauses Wiblingen nach meinem geringen Gutachten zu beobachten
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Originelles Gemälde eines deutschen Künstlers, Professor Ludwig Seitz, in der Galleria de' Candelabri im Vatikan
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20201#0024
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belangend nach meiner Kalkulation ein gutes über 3000 ft.
erstrecken würden, anzuwenden und es zu ertragen, erbiete ich
mich, den vollkommenen Riß mit allen seinen Ornamentis und
sämtlichen Altären besonders auszuzeichnen. Wofern man sich
aber vielmehr (welches ich selbst für das Notwendigste und
Nützlichste erachte) zu einer neuen Kirche, vielleicht etwa nach
meinem schon gegebenen Abriß geneigt erklärte, wollte ich, so
es beliebig, mit der Scenographie der neuen Kirche samt ihren
Ornamentis und allen Altären auch besonders aufwarten. Er-
warte demnach nur die gnädige Resolution zum einen oder
zum andern.
XL. Es ist noch zu merken, daß, so es beliebig wäre,
bei Erneuerung der alten Kirche in den Turm auch noch
eine oder andere größere Glocke beizusetzen, und außerdem
wird verlangt, daß man, so es möglich ist, das Geläut höher,
nämlich in den obern Turm bringe, was weit besser passen
würde und allerseits weiter und besser gehört würde; es wäre
daher vonnöten, daß man das alte Glockengestühl veränderte,
und zwar also, daß es so hoch gebaut würde, daß es sich über
die ersten Läden des oberen Turmes erstreckte und man den
darüber stehenden Boden mit einigen auf das Glockengestühl
untersetzten, aufrechten kurzen Balken befestigte, jedoch so, daß
der Glockenstuhl an keine Mauer anstoße, sondern überall
freistünde, indem sonst der obere Turm in Gefahr stünde, von
dem schweren Geläut erschreckt und erschüttert zu werden.

Originelles Gemälde eines deutschen Künstlers,
Professor Ludwig Seih,
in der Galleria de' Candelabri im Vatikan.
Papst Leo XIII. ließ als Mäzen der Kunst in der von
großen Marmorleuchtern sogenannten Galleria de' Candelabri
ganz in der Nähe der vatikanischen Ausstellungsräume geringere
italienische Pinselarbeit auslöschen und — gewiß eine hohe
Ehre — durch unsern Landsmann, Professor L. Seitz, seinem
Lieblingsheiligen, dem Heros der Wissenschaft, St. Thomas
v. Aquin, ein herrliches Monnmentalgemälde schaffen. Eine
erhabene Frauengestalt als Mittelbild, von Engelgestalten
umschwebt, Personifikation der Kirche, spricht zu St. Thomas,
der seine Werke überreicht: „Du hast gut über mich ge-
schrieben." Ihr zu Füßen, seine Werke anbietend, sitzt
Aristoteles. Zwei Seitenbilder stellen den Einfluß des
hl. Thomas auf Wissenschaft und Kunst dar. Die Trägerin
der hl. Wissenschaft in ihrer wundervollen himmelblauen Ge-
wandung trägt in der einen Hand das Kreuz als Zeichen der
Heiligkeit, in der andern einen Zweig des Oelbaumes, von
dem die Repräsentantin der weltlichen Wissenschaft beseligt
Blätter pflückt. Den segensvollen Einfluß der hl. Wissen-
schaft auf das Leben sinnbilden jubelnde Kinder mit den
Gesetzestafeln.
Auf der andern Seite ruht die Personifikation der
heidnischen Kunst auf Tempelruinen. Den Zirkel in der
Hand lehrt letztere der christlichen Kunst ihre wahren
Prinzipien.
Engel tragen im Triumphe die Lummn contra, ^entiles,
sein Meisterwerk gegen den Unglauben überhaupt, seinen
Kommentar zur hl. Schrift gegen die teilweise Leugnung der
christlichen Offenbarung und seine Lurnma tdeoloZicu gegen
die falsche Auslegung derselben.
Tief und geistreich ist die Wirkung der Gnade nach dem
genialen Lehrer derselben dargestellt im Kampfe und Siege

der hl. Kirche und im Lebenskämpfe der einzelnen Christi
(speziell der Heiligen). ^
In Anerkennung dieser idealen und originellen KE
schöpfung hat Papst Leo XIII. diesen deutschen Kunst'
ler zum Inspektor aller päpstlichen Gemälde
galerien erhoben.

Miszellen.
Zur Geschichte von Ravensburg. Die „Forschungen^
deutschen Geschichte" brachten in ihrem 24. Bande (2. Heft 1884 S- m
bis 230) eine interessante Arbeit von Oberstndienrat W. Hem , ,,
Stuttgart, als Nachtrag zu ähnlichen früheren Studien desselben Z
fassers (Levantehandel re.) über „den Verkehr süddeutscher Städte '
Genua." Nach den Ausführungen Hehds bestanden schon vor her7,,
gierungszeit Kaisers Sigismund (1411—37), welcher ans poliüst'i
Gründen den deutschen Handel von Venedig ablenken wollte, Beziehung
der deutschen, namentlich der süddeutschen Kaufmannschaft zu T
Republik Genua. So unterhandelte im Jahre 1398 der schwäbw)
Städtebund mit der Republik Genua über die Herstellung eines rege))
kommerziellen Verkehrs. Von Städten des Bundes, welche regelumst st
Verbindungen mit Genua unterhielten, werden Augsburg, Ulm,
berg und die Bodenseestädte, namentlich Ravensburg, woselbst ft,
Patriziergeschlechter Huntpiß, Möttelin und Mnmprat im >U
hundert eine große Handelsgesellschaft hauptsächlich zur Betreibung "
Linnenhandels gegründet hatten, Konstanz und Lindau genannt. ^
diesen Kreisen scheinen sich die Handelsverbindungen weit über
Zeiten Sigmunds hinaus forterhalten zu haben, bis die innere
rüttung Genuas die Sicherheit des Verkehrs gefährdete. Als dem" ^
Sforza die Ruhe wieder hergestellt, suchten die schwäbischen Städte ^
früheren Beziehungen mit Genna zu erneuern, lieber das Ergeh'
dieser Unterhandlungen, welche im Jahre 1466 Heinrich Frh " .
Konstanz, Mitglied der Hcmdelscvmpagnie Huittpiß-Möttelin-Muust"^
führte, geben drei von Heyd veröffentlichte Schriftstücke interesst"'
Aufschlüsse. Diese Handelstrias versammelte sich alljährlich zu Rave';
bürg, wo sich u. a. im Jahre 1431 ergab, daß ein Kapital von 30000 ß
und ein Gewinn von 100 000 fl. vorhanden war, und dauerte "
1523; sie hat sich u. a. im Jahre 1461 durch die Stiftung einer enAftj
hl. Messe in Ravensburg verewigt. Die Möttelin, welche Ursprung',
aus Memmingen stammten und sich seit 1440 nach dem unweit
St. Gallen ob Goldach gelegenen Schlosse von Nappenstein gen. V^tn ^
schrieben, sowie die Mnmprat waren mittlerweile aus Ravensburg)^
zogen, letztere nach Konstanz, wo sie ebenfalls sofort ins PZÄZ
rezipiert wurden, erstere zunächst nach Lindau, woselbst sie glemstst^,
ein großes Etablissement hatten, sich aber nicht halten konnten um
das Jahr 1485 wegen argen Wuchers und anderer Dinge in. ^
schlimmen Handel verwickelt wurden. Das Lindauer Geschäft ^
Möttelin ging später in die Hände der Huntpiß über, welche bis
des 16. Jahrhunderts auch im Lindauschen Bürgerrechte standen- ^
Huntpißsche Geschlecht überlebte lange die mit ihm verwandten nN),.
erloschenen Geschlechter der Möttelin und Mnmprat, starb daun '
schließlich im Jahre 1813 mit dem Freiherrn Franz Konrad von A)°
ried gleichfalls aus, nachdem es längst schon von Ravensburg ))):
zogen war und sich in verschiedene Linien, wie die von H.-Wa'U'^
und die von Ratzenried geteilt und auswärts da und dort, so zEftifi
mont und Brochenzell re., Besitzungen erworben hatte. Die He''''ft,,j!
Ratzenried hatte es im Jahre 1455 von Walther von Hirn heim ist ,,,j!
und darauf den Namen und das Wappen der alten Ratzenriede)' ^
seinem — nunmehr gevierteilten auf zwei Feldern drei laufende
über einander, ans den zwei anderen eine Rose enthaltenden —
Allssterben des Hnntpißschen Gesam^,

Wappen vereinigt. Nach dem

ging die Herrschaft Ratzenried auf die ihm verwandte vom Seeüft^l
am Vierwaldstüdtersee stammende gräflich Beroldingensche FamiR
in deren Besitze sie heute noch ist. Ob das H.siche Geschlecht ^
Waltramser Linie, wie da und dort behauptet wird, in Waltraud.
bei Weitnau im bayerischen Allgäu in Wirklichkeit verbauert noch ko-
existiert, wissen wir nicht. Das Hnntpißsche Geschlecht (auch Humbilst ft,ft
biß u. s. w.), dessen Gedächtnis noch in zahlreichen Stiftungen, einer eM
Straße (früher auch in einein nunmehr abgebrochenen Torkel) fortlem-^,1
die erste Patrizierfamilie Ravensburgs und wohl auch eine der altera'
und verdient wegen seiner reichen Verdienste um das Gemeittwestft
iil dankbarem Andenken gehalten zu werden. tlec

Stuttgart, Bnchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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