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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 13.1895

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Schröder, Alfred: Dionysius von Rehlingen, Reichsprälat von Wettenhausen 1658 - 1692, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15914#0074

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daS Zeugnis eines vi§iinntissimu3 6ecemu5,
vir spectabilis, sagt cs weiter von ihm,
in rebus a§en6is na trnctnirckis mnturus,
6i3cretus na pruckentissimus. Ausfuhr-'
lichere Nachrichten über seine Persönlichkeit
und seine Unternehmungen erhalten wir
indes erst von der Zeit ab, da er zum
Prälaten des NeichSstifteS Wettcnhauseu
berufen wurde; das war am 23. Juli
1658.
Wetteuhausen, damals gleichfalls ein
Augustiuer-Chorhcrrenstift, liegt etwa acht
Kilometer südwestlich von Bnrgau au dem
Flüßchen Kamlach in reichgesegucter Ge-
gend, welche durch den Wechsel von Hü-
gelland und breiten Thälern, von Wald
und Flur und durch die zahlreichen Ort-
schaften, welche dieser fruchtbare Landstrich
nährt, dem Auge einen lieblichen Anblick
darbietct. Um das Jahr 1130 gegründet,
hatte sich das Kloster aus kleinen An-
fängen heraus unter wechselndem Geschicke
entwickelt, zu Zeiten glanzvoll dastehend
durch die klösterliche Disziplin, die dort
herrschte, und durch die Pflege, die man
der Kunst dort widmete, zu Zeiten dem
Untergange nahe infolge eingerissener
Zuchtlosigkeit und übcrhandnehmendcr
Schulden — je nach der Gunst oder Un-
gunst der Verhältnisse und nach der Tüch-
tigkeit oder Unfähigkeit der Vorsteher.
Welches war nun der Stand der Dinge
in Wetteuhausen zur Zeit, als der Dekan
von Hl. Kreuz, Dionysius von Rehlingen,
dorthin als Prälat berufen ward? DaS
17. Jahrhundert war für daS Kloster
Wetteuhausen, das seit 1566 ein dem hl.
römischen Reich unmittelbar unterstehendes,
also ein Neichsstift war, gut inauguriert
worden. Stand es doch unter der treff-
lichen Leitung des Propstes Hieronymus
Roth, welchen eben zu Beginn jenes Jahr-
hunderts Papst KlemcnS VIII., mit dem
Ehrennamen eines zweiten Gründers dcS
Klosters ausgezeichnet und für seine Ver-
dienste durch Verleihung des Rechtes von
Insul und Stab belohnt hatte. In der
That, Hieronymus hatte während seiner
30jährigen Negierung (1575—1606) daS
Stift vom Abgründe des Verderbens ge-
rettet und während 1572 der Bischof von
Augsburg sich ernstlich mit dem Gedanken
trug, daö Kloster gänzlich anfznhcben, weil
keine Hoffnung mehr vorhanden schien,

dem moralischen und materiellen Ruin Ein
halt thnn zu können: stand Wetteuhausen
in den ersten Jahrzehnten dcS 17. Jahr-
hunderts als ein Muster der Disziplin
da, so daß für mehrere auswärtige Klöster,
wie für Berchtesgaden, St. Nikolaus in
Passan, Triefcnstcin im Würzburgischen
von Wetteuhausen her Mönche zur Reform
berufen wurden, welche sich ihrer Aufgabe
auch mit Erfolg entledigten. — Auf Hie-
ronymus war als Propst gefolgt Jakob
Flcxle, welcher sich im Jahre 1628 zur
Abdankung genötigt sah. Hatte er die
Güter dcS Klosters nicht zerstreut, so hatte
er doch auch nicht gesammelt und als am
21. Oktober 1628 Bischof Heinrich von
Augsburg die Wahl eines neuen Propstes
leitete, da war im Kloster Mangel am
Nötigsten, so daß der Weihbischof Peter
Wall das damals gang und gäbe Wort
über Tisch dem Bischof gegenüber in den
Mund nehmen konnte: „Nichts im Täschle,
nichts im Fasste, nichts anf'm Kästle."
Jakobs Nachfolger, der tüchtige Ulrich
Mack, stand zu kurz dem Kloster vor, um
dauernden Nutzen schaffen zu können;
nach vier Jahren schon raffte der Tod
ihn dahin — er war erst 36 Jahre alt.
Unterdessen war die schwedische Kriegs-
und Brandfackel auch in die gesegneten
Fluren Schwabens geworfen worden und
Verheerung und Elend, Seuche und Blut
bezeichneten ihren Weg. Wir besitzen von
den Schicksalen des Klosters Wetteuhausen
in den Jahren 1632—35, welche für
Schwaben am meisten verhängnisvoll waren,
eine gleichzeitige .Ausschreibung a»S der
Feder des damaligen Dekans von Wettcn-
hauscn Bernhard Meichelböck. ES genüge,
aus derselben hcrvorznheben, daß wieder-
holt der gesamte Konvent, um sich vor
thätlichen Mißhandlungen sicher zu stellen,
flüchtig gehen und Kloster und Kirche wehr-
los dem Feinde prciSgebcn mußte, daß
innerhalb der Jahresfrist von April 1632
bis wieder April 1633 allein an Kontri-
butionen bei 10 000 sl. an die schwedische
Armee abgeliefert werden mußten, daß im
Jahre 1635, als der feindliche Schrecken
nachlicß, der Hunger seinen Einzug hielt
und den Konvent nach allen HumnstS-
richtnngen bis hinunter nach Oesterreich
zerstreute, da die Mitglieder in ihrem
Kloster dem sichern Huugcrtodc wären ans
 
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