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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 18.1900

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Kramer, Joachim: Die Reichsabtei Weingarten O. S. B. im französischen Ueberfall, [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.15870#0190
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183 —

Pfister hat der Kommissär Pieot-Belloc
die fernere Einliefernng ins Spital einstweilen
verboten, Pfister hat also wenigstens etwas
geliefert. Die Artikel zum täglichen Ge-
brauch nach Lindau und die Requisition
nach Bregenz hat Herr Pfister für uns
eingeliefert.
Bei der auf 24. Sept. anberaumtcn
Konferenz darf Weingarten nicht erscheinen,
sagt der Kommissär ausdrücklich; aber was
wird daraus entstehen? Wird man uns
besonders requirieren wollen? Wenigst
werden wir starke ciouceurs bezahlen sollen
und Herr Ebnetter spricht schon von
40 Louisdor. Wir können für jetzt nickts
anderes Ihn», als den Ausgang der Kon-
ferenz und die Beilegung der Streitigkeiten
zwischen dem Kommissär, dem Margaine
und dem mit hineingezogenen Pfister aD
warte»; dann erst läßt sich deliberieren,
was wir zu thnn haben.
Am 2l. Sept. kommt eine Strohrequi-
sition von 20 000 Zentner für den schwäbi-
schen Kreis, mit Ausschluß von Württem-
berg und Baden, vom Konnte an, alles
soll zur Hälfte in fünf, zur andern Hälfte
in zehn Tagen nach Augsburg geliefert
werden. Jud Levi von Ems will den
Zentinr für 1 fl. 40 Tr. liefert» Wein-
garten soll liefern 377 Zentner 52 Pfund.
Gestern kam der Landammann von
Blumenegg an und brachte bei 1300 fl.
per Abschlag für die Natnralreqnisitionen,
welche man für sie durch einen Accord
lieferte. Zn Blumenegg liegt dermals eine
Compagnie von etlich 80 Köpfen mit 4
Offizieren. Man muß wieder einige Vik-
tualien hinaufschicken, besonders Wein, in-
dem die Offiziere den Blnmenegger nicht
trinken wollen. Manchmal bekommt Herr
Pater Statthalter von Generalen und
Offizieren Besuche zum Mittagessen. Die
Weinlese fangt man Heuer beinahe durch-
gehends zur nämlichen Zeit an; gestern
wurden die Hosstätte in Hagnau gewimmelt,
morgen fängt man insgemein an, auch in
Markdorf: die Trauben sind zeitig. Der
Wein sollte allem Ansehen nach ganz be-
sonders gut werden, aber die Quantität
ist außerordentlich gering; die zweite Hälfte
des Monats Mai und die erste des Juni
waren zu naß und kalt, darauf folgte eine
große Hitze und Trockene, so daß alles
ausdorrte.

Abends nach 9 Uhr schickt Pater Ambros
noch einen Wagen, um Bier zu hole».
Er hatte seine Leute dadurch verderbt, daß
er ihnen statt Wein täglich .13 oder
14 Tr. gab; nun da er ihnen mit Bier
aufwarten will, lärmen die Kerls entsetzlich,
so daß der Platzkommandant von Buchhorn
entscheiden muß.
Am 22. Sept. reist Herr Hilte nach
Memmingen, um den ersten Termin der
neulieben Natnralreqnisition nach Mem-
mingen und Mindelheim zu bezahlen und
weiters zu accordiere». Herr Fezer be-
sorgte heute die unterm 19. bemerkte Hen-
nnd Strohliefernng nach Walbsee; weil
er keinen Haber mitbrachte, war er nicht
angenehm: man machte Ausstellungen,
murrte, drohte und noch ehe Fezer nach
Hause kam, war schon ein Husar hier,
welcher mit Ungestüm auf mehr drang
oder gleich morgen sollten 50 Husaren
als Exekution einrücken rc. Er wollte
aus nichts hören, bis endlich der Skribent
des Gardemagazin von Ravensburg in der
Kanzlei ankam und dem Husaren und
seinem Kommandanten Perceval ihr un-
befugtes Ansinnen mit dem Beisatz ver-
wies, er solle nur bei ihm in Ravensburg
Fonrage fassen; er nahm auch den Husaren
mit sich zum Platzkommandanten, welcher
nachher »»ferm Herrn Oberamtsrat sagte,
wir sollten solche unbefugte Postulanten
gleich in Arrest nehmen und zu ihm
führen.
Mau antwortet ganz offenherzig nach
Waldsee, wir seien dorthin zu liefern gar
nicht verbunden, bloß ans Nachbarschaft
habe man bei 70 Zentner Heu und 44
Zentner Stroh zur Aushilfe auf Abrech-
nung nach Waldsee geschickt. Wir würden
daher von nun an für das dortige Depot
um so weniger mehr etwas leisten als der
hiesige Stand seit dem 20. Praireal wenigst
um 900 Zentner Heu und 100 Säcke
Haber überliefert habe und doch noch ein
Infanterie- und ein Pferdedepot nebst einer
in Hofen seit 15 Wochen existierenden in-
Urmeris ckeo cllevnux cl'nrtillerie von
100 — 150 und 200 Pferden verpflegen
müsse.
Am 23. Sept. wird an Herrn Frings
geschrieben und schicken wir ihm von der
Landschaft 2738 fl. 12 Tr. wegen accor-
dicrtem Fleisch für den Jud Levi, welcher
 
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