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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 19.1901

DOI Artikel:
Schön, Theodor: Geschichte des Theaters in Ulm, [18]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18109#0176
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Cs läßt sich Wehl nicht leugnen, daß
seit Karl Hains letztem Direktionssahr
die Ulmer Bühne sich im Niedergang be-
fand. Direktor wechselte ans Direktor.
Hunde und Tierdarsteller betraten die Bühne,
Lämmer wurden ausgespielt. Statt eines
guten Ensembles half man sich mit Gast-
spielen durch.
Im Jahre 1832 erscheint endlich unter
den Direktoren ein Mann, I. D arde n n e,
dem es Vorbehalten war, die Ulmer Bühne
wieder zu heben. Vom 23. September
1832 bis zum 30. Dezember 1832 spiel-
ten nämlich in Ulm Dr. Fr. Lorenz,
I. Dardenne und Hermann Haas
mit ihrer Gesellschaft, 12 Herren (dar-
unter wieder Maximilian v. Hoxa r),
6 Damen, 1 Kind. Die Negie führte die
Direktion selbst. Musikdirektor war
H e s s e l s ch w er d t. Statt wie bisher 1,
waren 2 Theaterdiener da.
Am 23. September 1832 wurde die
Bühne eröffnet mit „Die Weihe der
Dichtkunst", Festspiel in 1 Akt von Dr.
Fr. Lorenz. Am 27. September sprach
zur Feier von Königs Geburtstag Madame
Dreves einen Prolog, auch wurde am
1. Januar 1833 von letzterer ein von
Dr. Fr. Lorenz gedichteter Prolog ge-
sprochen, ebenso am 5. März 1833 zur
Vorfeier des Geburtstages des Kron-
prinzen.
Im Schauspiel wurde gegeben die
Walpurgisnacht von Charlotte Birch-
Pfeiffer, Hans Sachs, dramatisches
Gedicht in 4 Akten von Deinhard-
stein, Charlotte Corday, Schauspiel in
5 Akten von Lndw. Meyer, Leonore
und Koscinsko der alte Feldherr von
Holtet, Hamlet von Shakespeare,
Das Leben ein Traum nach Calderon,
Die Ahnfran von Grillparzer, Die
Räuber, Wallensteins Lager, Macbeth,
Tnrandot von Fr. Schiller. In der
Oper wurden gegeben Werke von K. M.
v. Weber, Boieldien, Mehnl. Auch
wurde am 17. März 1833 gegeben der
Alpenkönig und der Menschenfeind von
Raimund. Leider erschien wieder am
17. Dezember 1832 „Der Hund des Aubry
de Montididier", Melodrama in 3 Akten
von Castelli. Aubrys Hund wurde vom
Pudel eines gewissen M ü l ler ans Kassel
mit Beifall dargestellt. Der Hund war

unter dem Namen Fido Mnnito Savant
allgemein bekannt. Er trat auch am
19. Dezember auf, an welchem Tage sich
ein Indianer mit Jonglenrkünsten pro-
duzierte. Auch gab am 3., 5., 7., 10.
Februar 1833 die Familie Chiarini
akrobatische Vorstellungen. Der Musen-
tempel wurde also noch einmal herab-
gewürdigt.
Am 13. März 1833 wurde wieder ein
Werk eines einheimischen Autors: Haus
Dampf und Compagnie, Posse in 1 Akt
von Or. pllil. Johann Georg Schln m-
berger (geb. 3. Mai 1803, ch 13. Mai
1870), gegeben.
Vom 1. Januar bis znm 17. März
1833 hatte übrigens Dr. Fr. Lorenz
die Direktion allein.
Vom 10. bis zum 16. Juni 1833
spielte in Ulm Jakob Winter mit seiner
Schauspieler- und Operngesellschaft, 10
Herren und 7 Damen. Er gab als
Novität am 16. Juni Fra Diavolo, Oper
von Anber.
Vom 6. Oktober 1833 bis znm
16. März 1834 spielte in Ulm Hermann
Haas mit seiner Gesellschaft, 10 Herren,
6 Damen, 2 Kinder, 1 Souffleuse. Am
6. Oktober wurde die Bühne eröffnet mit
einem von Spindler gedichteten, von
Hermann Haas gesprochenen Proloa.
Im Schauspiel wurden gegeben Stücke
von K. Toepfer (Freien nach Vorschrift,
Nehmt ein Cxempel daran), Lessing
(Emilia Galotti, Minna von Barnhelm),
Fr. S ch i l l e r (Don Carlos), Th. K oe r-
ner (Hedwig).
Mit der am 18. Dezember gegebenen
Lokalposse in 1 Akt von Beckmann:
„Der Eckensteher Narrte im Verhör" wurde
die Berliner Posse in Ulm heimisch.
Wieder einmal wurde ein Stoff an-
geblich aus der Vergangenheit der Reichs-
stadt arif die Bretter gebracht, am 27. Nov.
1833 und 13. Januar 1834: Ulms Be-
lagerung im Jahr 1325, Schauspiel in
5 Akten von Ziegler. Leider gehört
diese Belagerung der Sage an.
Im J'hre 1833 fertigte der Spengler
Grim m für den Direktor Hermann
Haas einen Kronleuchter auf Verlangen
mehrerer Theaterbesucher auf dessen Privat-
kosteu. Da aber Haas mit deu fälligen
52 fl. nicht herausrückte, bot Grimm
 
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