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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 20.1902

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Beck, Paul A.: Der Name Lorenz (Laurentius) in Deutschland
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https://doi.org/10.11588/diglit.18298#0147
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dächtnistag des Heiligen, am 10. August
1557, gewann er den großen Sieg von
St. Quentin über die Franzosen, die
ebenda i. I. 1871 am 19. Januar auch von
den Deutschen unter Göben geschlagen wor-
den, und nun führte Philipp im Nordwesten
von Madrid in der Form eines Rostes
ein kolossales Schloßgebäude auf, das den
Namen Escorial führt. Kloster und
KönigSburg sind hier in riesenhafter Aus-
dehnung vereinigt. Unter der prachtvollen
Klosterkirche befindet sich die spanische
Königsgruft. Aber auch in Deutschland
wurde der Heilige viel angerufen und
verehrt, und ist seine häufige Wahl zum
Kirchenpatron, als solcher er in der Diö-
cese Rottenburg in den Pfarrkirchen von
Aichelau, Blitzenreute, Deißlingen, Ditzen-
bach, Donaustetten, Enkenhofen, Hail-
fingen, Leupolz, Mietingen, Oggelshausen
(zus. mit hl. Agatha), Neichenhofen,
Sulgen und Waldstetten erscheint, und
seine zahlreiche Verehrung wohl darauf
zurückznführen, daß eine der sieben Haupt-
kirchen Roms von ihm den Namen trägt,
nämlich St. Laurentius außerhalb der
Stadtmauer, welche, mit Ablässen vergabt,
von allen Romfahrern besucht wurde.
Diese vielen deutschen Nompilger verbrei-
teten dann auch den Laur:ntiuökult in
ihrer Heimat, woselbst aus diesem Heiligen-
namen der im Spätmittelalter auch
vielfach als Geschlecbtsname vorkommende
Lorenz, abgekürzt bezw. zusammenge-
zogen Lenz, entstand. Lenz appellativ
gebraucht, giebt einen faulen Lenz oder
Faullenz. Ein Gedicht von Hans
Sachs von 1554 führt den Titel: „Ein
Gespräch mit dem faulen Le ritzen,
welcher ein Hanptmann des großen faulen
Haussen ist." Seb. Brants Narren-
schifs hat die Mahnung: „O du fauler
Lenz, gehe zur Ameiß und lehre von
ihr!" Im Volksmunde sind mehrfach
Sprichwörter und Redensarten üblich, in
welchen der Name Laurentius, deutsch
Lorenz, vorkommt. Ein altes Sprichwort
sagt: „Der Faullenz und das Lüderli
sind zwei Zwillingsbrüderli" (Simrock,
Sprichwörter, § 106). Von Faullenz
abgeleitet stammt das Zeitwort faul-
lenzen. Der „Lenzteufel", den
Abraham a Lanta Clara in seinem
„Judas, der Erzschelm" (IV, 310) neben

andern Teufeln der Weiber aufzählt, ist
nichts anderes als der Faulheits- oder
Müßiggangsteufel. Melanchthous
Bruder, Georg Schwarzerdt in
Breiten, schrieb i. I. 1525 anläßlich der
Plünderung des Klosters Gottesau
O. 3. Lened. und des Cistercienserklosters
Maulbronn durch die Bruhrainer und
Pfinzthäler Bauern eine (im Jahrgang
1879 des Kollektaneenbl. für die Geschichte
Bayerns von Würdinger veröffentlichte)
„Nachricht von dem Bauernaufruhr oder
bäurischen Krieg". Hier heißt es, nach-
dem erzählt ist, wie die Bauern von Sulz-
feld, Zaifenhausen, Steruenfels:c. in der
Zeit nach dem 17. April den Pfleghof des
Cistercienserklosters Herrenalb in Dec-
kungen plünderten, u. a. weiter: „lieber
etlich Tagen zogen sie nach Maul-
bronn, nahmen das ein, zerrissen viel
gute Bücher in der Liberey, plünderten
sonst was sie Guts fanden, hielten freien
Hof allda und war L awrenz Ke ller,"
was so viel bedeuten möchte, daß jeder
Plünderer bezw. Durstige selbst Keller-
meister war, sofern es damals überhaupt
keinen solchen bezw. keinen Eigentümer
des Klosterkellers mehr gab, falls, was
immerhin auch nicht ganz allsgeschlossen,
diese Redensart nicht einen rein lokalen,
dem Gedächtnis der jetzigen Welt längst
entschwundenen Untergrund hat. Eine
andere und bessere, im „Schwabenland"
a. a. O. Nr. 21 S. 333 von a. Seite
veröffentlichte Erklärung dieser sprichwört-
lichen Redensart, deren Sinn jedenfalls
nicht sein kann, der damalige Klosterkeller-
meister habe Lorenz geheißen, lautet:
„Der hl. Laurentius war Schatzmeister
der römischen Christengemeinde. Nach der
Legende wurde ihm bei einer Christenver-
folgung i. I. 258 befohlen, die Schätze
der Kirche auszuliefern, als solche er dann
die Armen und Kranken der Gemeinde be-
zeichnet habe. Wirkliche Schätze hatte er
also nicht, diese hatte er an die Armen
verteilt, so daß Kasse und Schatz leer
war. Aehnlich war's im Kloster, wo in-
folge der Plünderung durch die Bauern
Keller und Kasten geleert waren." — Die
Redensart: „Jetzt ist Lorenz" (d. h.
Laurentiustag) rührt daher, daß nach dem
Beginn der Ferien am gen. Tage kein Unter-
richt, kein Lehrer, keine Schulgesetze sowie
 
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