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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 22.1904

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Vor 100 Jahren - aus einem alten Neresheimer Klostertagebuch etc., [18]
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https://doi.org/10.11588/diglit.18334#0039
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— 31 —

den. Nehmen Ew. Hochw. nun die Spät-
linge so freundlich auf, als in ihrem Stifte
schon so oft empfange» wurde. Regens-
burg, den 8. Febr. 1802. Ihre Wohl-
geneigteste Therese, Erbprinzessin v. Taxis,
geb. Herzogin von Mecklenburg." Auf dem
Rande des Papiers dieses Briefes war
oben und an den vier Ecken Amor ab-
gebildet und mit einer Devise umgeben.
Im zweiten äußerte der Herr Pfarrer von
Flochberg seine Sorgen sür das Schick-
sal der Klöster und Klostergeistlichen und
tröstet mich am Ende damit: „Daß mir
ja im Falle, daß es schlimm mit NereS-
heim gehen sollte, sein Haus und alles,
was er habe, zu Diensten stehe." Der
gnte Mann! — Den 15. Febr.: Iii der
heutigen Kanzleikonserenz las H. Kanzlei-
rat von Keller den ihm (s. 18. Jan.) auf-
getragenen Plan zu einem Armeninstitnte
vor. Der Herr Oberamtmann begleitete
ihn mit einigen Zusätzen und Erläute-
rungen. Der Plan war genehmigt. Znr
Ausführung und Handhabung desselben
soll unverzüglich eine Armeninstitutskom-
mission zusammentreten. Ich sollte bei
dieser Kommission den Vorsitz führen.
H. Oberamtmann aber, und H. Kanzlei-
rat sollten das ganze wichtige Geschäft
mit mir teilen. Ich sehe aber voraus,
daß bei der dermaligen Ungewißheit unserer
ferneren Existenz, die Kommission so bald
nicht in Tätigkeit gesetzt werden dürste.
Der Abt erbot sich, ein Kapital von
12 OVO st. zu dem Armeuinstitnt anzu-
weisen. Möchten doch die Fortdauer
unserer Existenz und ruhigere und bessere
Zeiten die Ausführung dieses gute» Werkes
befördern I Wie gerne wollte ich nicht
das meinige mit allen Kräften dazu bei-
tragen! — Den 22. Febr. Heute trat
eine gelinde Witterung ein, es fing an
zu regne», der tiefe Schnee schmolz stark.
Nach der Vesper bemerkte ich, daß das
Wasser bis an die Malerei der großen
Kuppel in die Kirche ober dem Peter- und
Paul-Altar eindringe. Ich visitierte das
Kirchendach an diesem Platze, fand den
Ort, wo das Wasser hereindrang und ließ
mehrere Gefäße unterstellen, um das weitere
Eindringen des Wassers auf die Kuppel
und Malerei zu verhindern. Es ist übri-
gens immer ein schlimmer Umstand, daß
unsere Kirche nicht mit Kupfer gedeckt

und das Dach zu stach ist, woraus mit
der Zeit notwendig Schaven an den Kup-
peln und Malereien entstehen muß. Der
Abt machte heute noch eine Schlittenfahrt
nach Ziertheim und kam abends wohl
durchnäßt uach Hause. — Den 24. Febr.:
Schulvisitatiou in Kleinknchen. — Den
26. Febr.: Konferenz in der Abtei, in
welcher aber nichts von Bedeutung vor-
kam. — Den 1., 2. März: Fastnacht.
Unsere H. Beamten mit ihren Franen und
einige andere Bürger machten sich in den
Fastnachttagen und -Nächten sehr lustig.
Den ersten Tag machten sie dem Prälaten
in der Abtei als Masken ihre Anfwartnnz
und wurden darauf zur Tafel eingeladen.
Ich, der ?. Gastmeifter und der?. Keller-
meister mnßten auf Befehl des gnädigen
Herrn mit ihnen im neuen Zimmer speisen.
Den letzten Tag erlaubte der Abt einer
großeu Maskengesellschaft, sich bei der
Abendtafel im Konvent zu zeigen. — Am
14. März: Schulvisitation in Auernheim
und Kleinkuchen. — Den 15. März: Ein
neuer Lärmen, welcher dieser Tage wegen
der bevorstehenden Säkularisationen ent-
stand, veranlaßte den gnädigen Herrn
heute, das Kapitel zusammenzurufen, in
welchem ausgemacht wurde: 1. daß
12 OVO fl., welche die Abtei auf der Herr-
schaft stehen hat, dem zu errichtenden
Armeninstitnt als ein Beitrag geschenkt
werden soll; 2. daß zweckmäßige Sorge
sowohl für nns selbst als unsere Beamten und
audereu Bediensteten des Klosters getroffen
werden möchte. Die Art und Weise dieser
Fürsorge wurde dem gnädigen Herrn über-
lassen. Der früher schon entworfene Plan
in dieser Beziehung bekam durch dieses
Kapitel einige Modifikationen. — Den
20. März: Der Herr Pfarrer von Groß-
kuchen ließ sich anf sein eigenes Risiko
einen neueu sogenaunten Danzerischen
Sparhafen samt Feuerherd unter Anleitung
des H. Mettenleiter errichten. Er fiel sehr
gut aus. Ich besah ihu heute und fand,
daß er, besonders der Herd, seinem Zweck,
welcher auf Holzerfparuis, Bequemlichkeit
und Eleganz hinausgeht, vollkommen ent-
spreche. Das ganze Werk kostete 55 fl.
Ich machte ihm dazu einen Beitrag von
22 fl. Hingegen fällt der alte Ofen der
Oberheiligenpflege anHeim. — Den 21.
März: Benediktnsfest. ?. Gregor pre-
 
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