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Beilage zum Diözesan-Archiv von Schwaben — 1889

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https://doi.org/10.11588/diglit.20707#0005
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eilage ?utn Hiözesan-Krchiv

*fc. 24.

von Schwaben.

X889.

Dr. Geiger in Tübingen und die gute Detha in Renke.

„Evangelischer" Ritt und Ausflug in das „katholische" Oberschwabeu.
Zum Nachdenken vorurteilsloser Protestanten und zur Aufklärung zweifelsüchtiger Katholiken
geschildert von einem, der auch einmal zehn Jahre laug au einem evangelischen Wagen ziehen mußte.

(Fortsetzung.)

. Am Schluß dieses Artikels können wir aber die sich uns
^drängende Frage nicht abweisen, was hat denn Geiger Le-
> "nmt, für seinen evangelischen Ritt ins katholische OLer-
ichwaben die Vorreiter ans weiter Ferne zu beziehen, zwei
^eva,Fetische" Wahrheitsfreunde, die bezeugen, daß die Aus-
t ?5u,!S in seinem Sinne die gebildeten und höchst gebildeten
Acholischen Kreise ergriffen habe? War es wirkliche, wahr-
hs>Mge Freude an dem Fortschritt der katholischen Verstandes-
.^ung, oder Schadenfreude darüber, daß diese Aufklärung
gebildeten und höchst gebildeten katholischen Kreise auf ge-
tunten Fuß stellt mit der römischen Kirche? Wir sind keine
Hkrzenskenner wie Geiger, noch weniger verstehen wir, wie
'F' das hat er an der guten Betha bewiesen — Herz und
JSrc« zu prüfen. Mag es Freude an der Wahrheit oder
a ch^enfreude gewesen sein, wir gönnen ihm beides, aber das
^ En ^ wir ihm zu bedenken, daß der Nationalismus im
als - tantismus unvergleichlich mehr Schaden angerichtet hat
111 der katholischen Kirche und daß seine Konsequenzen
zersetzende und anflösende Element in die protestantischen
inn r? ^gte, wogegen sich die katholische Kirche durch ihr
Mbares Lehramt schützt.

"üis die Vorreiter im Geigerschen Ritt und Ausflug folgt
der Jammerwagen!

iinc3uf demselben sitzen Helden stark im Feld und Männer
dewe?den katholische Zeitgenossen der guten Betha. Wir
w1 en darunter den Grafen Eberhard den Greiner, den
ftäbte611 ^eöeu gkgen die sog. „Martinsvögel" und die Reichs-
einzig'»..^!^ feinen in der Schlacht bei Döffingen gefallenen

^'berü" Ulrich, sodann zwei Schleglerkönige, den Grafen
der 6den Wolf von Wunnenstein, gefährliche Gegner
weist . n ^e»n Württemberg, auf der einen, und den Bürger-
^ünst ""dwig Kraft von Ulm, der den Grundstein zum
Bür-, 6r Ö.eJeöt hat, und den Städtehanptmann Konrad Besserer,

hv,. ^ ov Vvu/ uuu vcu wuivicijviuj.’uuium ovuuiuv

^chlar?^^ev von Ulm, der gleichfalls tapfer kämpfend in der
weist?? Döffingen gefallen ist, nebst den beiden Bau-
s^geu^^^ Münster zu Ulm Ulrich und Heinrich von En-

dri

Nl ain

.aus der andern Seite.

Sie machen mißmutige, ver-

hjfiven )V®e1^ter, ^ lvcnu Unterwelt entstiegen

Und ? „ dlmnut macht sich auf ihren Stirnen bemerkbar,

^raur?f?"^res Wesen, das von Niedergeschlagenheit und
^ Teit »ougt, ist über das Gesicht eines jeden ansgebreitet,
‘^tcioen ">an, daß sie den Mund öffnen, um in laute
fcefaimt ?^Zubrechen und uns mit der Ursache ihres Jammers
..?u machen, da kommt ihnen Geiger zuvor, denn die
diel sw^nneu unb dürfen nicht reden, woran Geiger besonders
Uest^ "-'egen der gllten Betha gelegen ist. Er erklärt uns
^ubenr??ntmer mit den Worten: alle diese Männer und Helden
^ lu,r zn menschlichem Ruhm und menschlicher dank-

barer Erinnerung gebracht. Heilig oder nur selig gesprochen
wurde keiner von ihnen allen. Hinc illae lacrymae. Wir
bemerken hier mit Genngthnung, daß Geiger, abgesehen vom
Spott, auf den wir bald zn sprechen kommen, seine schwäbi-
schen Helden stark im Feld und seine schwäbischen Männer im
Frieden gut- als unbefriedigt und verdrossen mitführt, weil sie
es nur zn menschlichem Ruhm und menschlicher dankbarer
Erinnerung gebracht aber von der katholischen Kirche schnöde
verachtet nicht der Ehre der Heiligsprechung oder gar nur der
Seligerklärung gewürdigt worden sind. Solche Ehre für seine
Männer wäre ihm schon recht, da käme bei ihm selbst die
katholische Kirche wieder zu Ehren, wenn sie solchen Heilig-
und Seligsprechnngsprozeß möglichst schnell ohne Beiziehnng
des Advokaten des Teufels abschließen würde. Aber das ge-
rade fehlt noch, daß die katholische Kirche dem Kultus des
Genius huldigt. Würde sie das thun und hätte sie dies schon
früher gethan, dann wäre das Einschieben des Jammerwagens
in den Geigerschen Zug ins katholische Oberschwaben nicht
notwendig gewesen. Nun ist er aber einmal da und für den
Jammer der auf ihm sitzenden im Feld starken Helden und
im Frieden guten Männer giebt es wenigstens doch den Trost,
daß sie es zu menschlichem Ruhm und menschlicher dankbarer
Erinnerung, oder mit anderen Worten zur Selig- und Heilig-
sprechung der Welt, wenn auch nicht der katholischen Kirche,
gebracht haben. Und mehr will selbst Geiger nicht, wenn er
gleichwohl sagt: heilig oder selig gesprochen, nämlich von der
katholischen Kirche, wurde keiner von ihnen allen. Zwischen
dem Kult, welchen die Welt, und zwischen dem, welchen die
katholische Kirche ihren Heiligen erweist, ist ein großer Unter-
schied. Die Welt verehrt unb stellt hoch hervorragende Leist-
ungen des Verstandes und der Willenskraft im Krieg und
im Frieden, ans den verschiedenen Gebieten des Wissens, der
Knust und der Gewerbe von Staatsmännern, Helden des
Kriegs, Forschern und Entdeckern, Unternehmern und Erfin-
dern , Baumeistern und Bildhauern, Malern, Dichtern und
Musikern. Wir lassen ihr das, weil wir das Wort des Apostels
nicht umstoßen: Ehre, wem Ehre gebührt. Wir leugnen die
Berechtigung der Welt nicht, der Intelligenz, dem Genie und
deren Leistungen Ehre zu erweisen, aber wir gestatten es auch
nicht, uns zu verbieten, darauf aufmerksam zu machen, welche
Ungerechtigkeiten sich oft die von der Welt gepriesenen Cele-
britäten erlaubt haben, welche sittlichen Schwachheiten sie an
sich gehabt, welch grober Verstöße gegen das göttliche Gesetz
sie sich schuldig gemacht haben. Die Kirche urteilt, wenn sie auch
all die genannten hervorragenden Leistungen der Intelligenz, des
Genies anerkennt, ganz anders. Ueber all das ehrt und schätzt
sie unendlich höher die sittliche Größe und Höhe. Was ein
Mensch auch nach seiner natürlichen geistigen Ausstattung,
nach seiner angeborenen Intelligenz, nach seinem in der Welt
 
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