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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0249
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S Zwölfter Jahrgang, l'
^ 1- oa ^

1- Jfjt. oO. j.

Herausgegeben und redigirt von

Dr. Nlax 8chaster.

kreis des Journals pro Quartal l'/3 Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Redaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)

Inhalt.

Abhandlung: Peter von Cornelius und seine Stellung zur neueren deutschen Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Köln, Genf, Paris, St.

Kunst. II. „Die künstlerische Entwickelung je." (Schluß.) Petersburg.

Korrespondenzen: (U St. Petersburg, Ende Juli. (Gcheimraths Ton Kunsttechnik: Ingenieur und Architekt, von Prof. Bohnstedt. (Schluß.) —
Dienstaustritt :c.) — 8r. Bremen, im Juli. (Kunstleben und Kunst- Technische Notizen: Holzguß. Künstlicher Stein,

werkein Bremen. Forts.) — F. Altenburg, Anfang Juli. (Pflege Lotterie-Plan, betreffend die Erbauung eines Gallerie - Gebäudes in

und Ausübung der bildenden Kunst rc. Schluß.) Breslau.

NH. In Gemässheit der bei der Vergrössernng unsers Journals (Anfang 1866) getroffenen Einrichtung zeigen wir unsern geehrten
Lesern hiemit ergebenst an, dass, da mit dem heutigen Tage die Ferien desselben beginnen, die nächste No. (31) am 1. September
ausgegeben wird. Die Expedition der Dioskuren.

^elcr non Hornelius und seine Stellung zur neueren deutschen Kunst.

II- -Die fiünflfeiifdje Entwickelung von Cornelius und seine Persönlichkeit".

(Schluß.)

etcr Cornelius zeichnete gewöhnlich
bis nach elf Uhr und machte dann,
wenn es das Wetter irgend zuließ,
einen einsamen Spaziergang entweder
auf dem großen Platze, an welchem sein Haus
lag, in der Richtung nach dem Kroll'schen
Etablissement hin, oder in den anstoßenden
i Gängen des Parks. Zuweilen suchte ich ihn
dort auf und wanderte mit ihm auf und ab.
Er sprach dann nicht viel, außer wenn ihn
etwas tiefer bewegte, aber dann in seiner-
ruhigen und energischen Weise und mit großer Bestimmtheit.

So kamen wir einmal, ich weiß nicht mehr durch welche
Gedankenverbindung, auf die verschiedene Stellung des
Katholicismus und des Protestantismus zur Kunst

zu sprechen, und ich fragte ihn, ob es wahr sei, wie Manche
glaubten, daß die bekannte Figur in dem Predigertalar unter
den Verdammten des „Jüngsten Gerichts" in der Ludwigskirche
zu München Luther darstellen solle.

„Und was wäre Ihre Ansicht darüber, wenn es sich so
verhielte?" fragte Cornelius dagegen.

„Aufrichtig gesagt, ich würde es nicht billigen."

„Natürlich, Sie sind ja Protestant," bemerkte er.

„Nicht deshalb, sondern weil bei einem Werke von dieser
tiefreligiösen, allgemein-christlichen und zugleich allgemein-mensch-
lichen Bedeutung eine einseitig konfessionelle Opposition der Art
von Ihrem Standpunkt aus mir kleinlich erscheinen würde."

„Von meinem Standpunkt aus! Was wissen Sie, was
weiß die Welt von meinem Standpunkt? Ich bin Katholik,
und aus voller Ueberzeugung."
 
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