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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0411

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377

Kunstliteratur.

iflcfNjetili.'— Geschichte. — Technik.

cschichtc der christlichen Malerei in ihrem Ent-
wicklungsgänge dargestellt von H. G. Hotho, Prof,
an der k. Friedrich-Wilhelms-Universitat und Direktor
der Kupferstichsammliiug der k. Museen zu Berlin.
1. Lieferung. — Stuttgart. Verlag von Ebner und
Seubert. 1867.

lieber ein wissenschaftlich so schwer wiegendes Werk, wie
das obenverzeichnete, welches für eine große und trotz Allem reiche Entwick-
luugsepoche der Kunstgeschichte, worüber bis jetzt nur sehr allgemein gehaltene
oder aber monographische Untersuchungen existiren, die bisherigen knnftlite-
rarischcn Forschungen eineslheils in ihrem Resultate zusammensaßt, andern-
theils in vielen wichtigen Punkten rektificirt, endlich aber sie zu einem organisch
gegliederten, gedanklich begründeten Ganzen gestaltet, ist es noch schwieriger
als sonst wohl, ein eingehenderes Urtheil sich zu bilden, wenn das Werk
selbst nicht als abgeschlossenes Ganze« sich darbietet. Hier stellt sich die
Sache allerdings etwas anders. Zwar liegt uns erst die erste Lieferung
vor, allein sie bildet doch einen ziemlich stattlichen Band (von 238 Seiten)
utid, was noch wesentlicher ist, umfaßt bereits die ganze erste Periode der
al,christlichen Malerei von 300—1300, d. i. denjenigen Abschnitt dieser in
ihrem Entwicklungsgänge und dessen tiefer liegenden Quellen so dunkeln und
unfern modernen Bewußtsein so fremdartig erscheinenden Epoche der mittel-
alterlichen Kunstgeschichte, von welchem wir bis jetzt nur auf einzelnen Ge-
biete» einigermaaßen zusammenhängende, im Ganzen aber sehr fragmentarische
Kenntniß besaßen. Dieses Dunkel beginnt mit dem 14. Jahrhundert all-
mälig in jenes Zwielicht überzugehen, welches als die Vorläuferin der im
15. Jahrhundert anbrechenden Morgenröthe eines höheren Kunstbewußtseins
betrachtet werden darf, allerdings zugleich mit der größeren Klarheit der
Thatsacheu auch einen stets höher anwachsenden Reichthum an solchen offen-
barend. Dennoch dürste — um dies vorweg zu bemerken — gerade au die
wissenschaftliche Kritik des Verfassers jener zweite Abschnitt, d. h. die Kunst-
geschichte des 14. und 15. Jahrhunderts, gegenüber den bisherigen Bear-
beitungen fast noch ernsthaftere und umfangreichere Ansprüche erheben, als
die erste Periode; Ansprüche, denen wir ihn übrigens vollkommen gewachsen
glauben und die er gewiß in vollem Maaße erfüllen wird, falls er sich nicht
durch Bedenklichkeiten irgend welcher Art daran hindern läßt, ihnen volles
Genüge zu thnn. —

Wenn demnach die vorliegende erste Lieferung allerdings eine in sich
abgegrenzte Phase der gesammlen Kunstentwicklung des Mittelalters zum
Abschluß bringt und insofern auch ein zusammenhängendes Ganzes der Be-
urtheilung als Objekt darbietet, so ist doch andrerseits zu berücksichtigen, daß
dies erste Heft zugleich die Basis für das Gesammtwcrk bildet, indem es
nicht nur eine kritische Ueberstcht über die Gliederung des Gesammtstoffs,
sondern auch die ästhetischen und historisch-kritischen Prinzipien entwickelt,
welche für die Bearbeitung des Ganzen maaßgebend gewesen sind. Ehe wir
daher den spcciellen Inhalt des ersten Hefte« betrachten, haben wir uns zu-
nächst mit diesen Principien zu beschäftigen, welche, wie wir schon jetzt sagen
dürfen, die eines echten Forschers sind. Unter einem solchen verstehen wir
aber nicht einen jener nur Daten auf Daten häufenden Notizenkrämer, die
heute zu Tage leider da« große Wort zu führen Pflegen, sondern einen mit
dem geistigen Blick für das Wesentliche und Historisch-Bedeutsame begabten
Philosophen, der allen Reichthum an Daten nur so weit schätzt, als in dieser
Menge der Details das innere gedankliche Band der Gesammtentwicklung
sich offenbart, welches gleichsam den rothen Faden in dem weltgeschichtlichen
Gewebe „auf dem Wcbstuhl der Zeiten" versinnbildlicht.

Wir haben hiemit schon, des allgemeinen Eindrucks wegen, das eigent-
lich Charakteristische der Hotho'schen Darstellung bezeichnet und es erübrigt
für diese Seite unsrer Kritik nur, die einzelnen konkreten Momente des prin-
cipiellen Standpunkts des Verfassers darzulegen. (Forts, folgt.)

Wissenschaftliches System der Mimik und Physiogno-
mik von Dr. Theodor Piderit. Mit 94 photolilho'graphifchcn
Abbildungen. — Detmold, Klingenberg'sche Buchhandlung. 1867.
(Schluß.)

Wir könnten noch mancherlei Derartiges in der philosophischen Betrach-
tungsweise des Verfassers urgiren, verzichten jedoch um so lieber darauf,

al« darin durchaus nicht der eigentliche Schwerpunkt der Untersuchung liegt.
Der ganze Abschnitt „Psychologisches" (S. 21—27) könnte fehlen, ohne daß
dadurch die Bedeutung deö Werkes laugirt oder der weitere Inhalt auch nur
weniger verständlich und schätzenswerth würde. Dieser umfaßt in, ersten
Theil (Mimik) noch fünf Abschnitte, welche die „Mimik der Augen", die
„Mimik des Mundes", die „Mimik cer Nase", das „Lachen und Weinen"
und ein „Resnmö der mimischen Bewegungen der GesichtsniuSkeln" behan-
deln. Die verschiedenen Arten des mimischen Ausdrucks hat der Verfasser
durch einfache, schematische Zeichnungen anschaulich gemacht, die denselben
Kopf — ohne irgend welche äußerliche Zuthaten, wie gesträubtes oder herab-
hängendeS Haar u. f. f., sondern lediglich in den Gesichtszügen — durch die
verschiedenartigsten Affekte bewegt zeige». Mit Recht hält der Verfasser solche
Typen um so verständlicher, je bestimmter und schematischer sie sind. Durch
sie werde» dem Künstler mit Hülfe der betreffeitden Erläuterungen die Mit-
tel an die Hand gegeben, jeden beliebigen GesichtsauSdrttck gleichsam mit

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mathematischer Genauigkeit zu konstrniren. In der That hat der Verf. bei
de». Entwerfen dieser Köpfe absichtlich eilt Verfahren eingeschlagen, was den-
selben die Deutlichkeit geometrischer Figuren verleiht, indem er die Schablone
einer und derselben Physiognomie für jeden Kopf genau kopirte und dann
durch wenige prägnante, aber darum um so charakteristischere Lineamente
den mimischen Ausdruck hineinlegte. Natürlich beschränken sich diese Jllu-
ftrationen auf die Darstellung einfacher Seelenzustände und deutlich ausge-
sprochener Leidenschaften; die feineren und mannigfaltigen Niiancirnngen, welche
durch die Unterschiede des Geschlechts, des Alters und der besonderen Ge-
sichtsbildung für jeden einzelnen Fall sich ergeben, müssen begreiflicher Weise
der verständnißvollen Hand des Künstlers überlassen bleiben, nm so mehr,
als sie gar nicht für jeden einzelnen Fall vorauszubestimmeu sind.

Interessant nnd beherzigeuswcrth ist der Vorschlag des Verfassers, daß
ein intelligenter Künstler es unternehmen möchte, nach diesen schematischen
Zeichnungen Gypsköpfe anzufertigen, welche in den Kunstschule» zum
Unterricht dienen könnten. Daß solche plastisch-mimische Modelle, welche sich
in den verschiedensten Stellungen betrachten lassen, zum Studium geeigneter
sind als einfache Zeichnungen, ist einleuchtend.

Der zweite Theil behänd ——
auch in ähnlicher Anordnung, ' =_
was in der Mimik als Aff
Stimmung im mimischen Aust E
in iE als dominirender Gesichts E-
betrachtet wird. Die beide» — ^

Material" und „Literarisches E
ausgefallen ist und füglich H8^^
zweite, obwohl Das, was der =_r
beibringt, auch nicht der Rede E.

Buch gehört. Wenn der Verf. E °
für seine eigenen Leistungen nö E
Lichte gestanden. Wichtiger is E"

Sichler beurtheilt. Dann fc E-^
deren Charakteristik höchst gef EL
scheint es uns, als ob der Ve E m
Phrenologie und namentlich d E
selbst es als Fundamentalsatz E-
male nur an Theilen suchen l = s
thätigkeit stehen; diese Theile a -
zahlreichen und beweglichen Mi E"
hinzusügt: „Die vorübergehend! E—
mimischen Züge werden durch \ E.
mischen Zügen und ein phystog E w
bituell gewordener mimischer An E
liehen Thema über, die Phyysii E-
suchungen zusammenzustellen, urE-?

Hierin ihm im Einzelnen zu |E_
schon ausgedehnten Anzeige hi! E n
Leser auf den mannigfaltigen u E
des ganzen Buches aufmerksam E-
eingehende Studium desselben z E c>i

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