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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0193

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Inhalt.

Abhandlung: Peter von Cornelius und seine Stellung zur neueren deut- Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Wien, Paris.

scheu Kunst. Forts.) Kunstgeschichte: Erinnerungen von einer Schweizerreise, von Dr. A. Reichen-

Korrespondcnzcn: Hannover, Ende Mai. (Das Hermanns-Denkmal. sperger.

Fr. Kaulbach.) — 8r. Bremen, im Mai. (Kunstleben und Kunstwerke Kunstkritik: Der künstlerische Nachlaß und die Schüler des Pros. Schievelbein.
in Bremen. Forts.) Briefkasten.

Jeter von Cornelius und seine Stellung zur neueren
deutschen Kunst.

(Fortsetzung.)

Zunächst was die technische Fort-
bildung betrifft, so macht diese
den eigentlichen Inhalt der Kunst-
entwicklung des 16. und 17. Jahr-
hunderts aus. Die Technik, ge-
zeitigt durch das Feuer des geisti-
gen Inhalts, der die Form zum
höchsten, reinsten und vielseitigsten Organ
des Ausdrucks herangebildet hatte, war in der
höchsten Blüthezeit der Malerei auf eine ebenso hohe
Stufe der Vollendung gebracht wie der Inhalt selbst.
Aber Raphael und seine großen Zeitgenossen gelten uns nicht
deshalb als große Künstler, weil sie große Techniker waren:
sondern sie waren große Techniker geworden, weil sie große
Künstler waren; dies aber waren sie geworden durch die Idee
^ud ihre Begeisterung dafür. Aber schon in ihren nächsten
Nachfolgern, die diese gewordene Technik als fertiges Vorbild
übernahmen, zeigt sich das die Idee bei Seite lassende Streben,

die Kunstmittel als solche, als Zweck zu knltiviren, für wel-
chen der Inhalt nur noch beiläufig vorhanden war.

Dies war der erste Schritt zur Verderbniß, weil an die
Stelle des künstlerischen Schaffens die technische Virtuosität ge-
setzt wurde. Es kann hier auf die großen Techniker des
17. Jahrhunderts, auf Rubens, van Dyck, Rembrandt rc.
nicht näher eingegangen werden: das aber dürfte, bei aller Be-
wunderung vor ihren eminenten Leistungen, doch wohl von Nie-
mand bestritten werden, daß, gegen Raphael, Dürer, Michel
Angelo — von den früheren zu schweigen — gehalten, der
Schwerpunkt ihrer Größe nicht in den ideellen Inhalt ihrer ,
Schöpfungen, sondern in ihre Kraft des Darstellens, kurz in
die gewaltige Meisterschaft ihrer Technik fällt. — Soviel über
die formale Seite jener bedeutungsschweren Frage.

Was nun die gedankliche Seite betrifft, so trat bald nach
Raphael, besonders aber in den Akademikern, eine Indifferenz über-
haupt gegen den Inhalt zu Tage, außerdem aber wurde für den bis
dahin vorwiegend religiösen, mythologisch-historischen, allegorischen
 
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