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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0241

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Inhalt.

Abhandlung: Peter von Cornelius und seine Stellung zur neueren deutschen Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Breslau, Dresden, Leipzig,
Kunst. II. „Die künstlerische Entwickelung rc." (Forts.) München, Paris.

Korrcspondenzcn: ^ ffiien, Ans. Juli. (Verschiedenes aus dem hiesigen Kunstgeschichte: Erinnerungen von einer Schweizerreise. III. Zürich. (Schluß.)
Kunstleben rc. Schluß.) — Sr. Bremen, im Juli. (Kunstlcben und Kunsttechnik: Ingenieur und Architekt, von Prof. Bohnstedt.

Kunstwerke in Bremen. Forts.) — F. Altenburg, Anfang Juli. Kunstinstitute und Kunstvcrcinc: Museumsbau in Wien. — Westlicher

(Pflege und Ausübung der bildenden Kunst rc.) Kunstvereins-Cyklus. — Ausstellungskalendcr.

^eler von Gorneüus und seine Messung zur neueren deutschen Kunst.

II. „Die küuslkeiische (Eiüroicliefung von Cornelius und seine Persönlichkeit".

(Fortsetzung.)

ach dieser gedrängten Rück-
schau auf das Leben und
die künstlerische Thätigkeit
von Cornelius gestatten
Sie mir nun noch eine

kurze Schilderung seiner
Persönlichkeit, sowie die
Mittheilung einiger Ge-

spräche, die ich mit ihm
geführt, und welche für
die Charakteristik des Cornelius als Künstler und
Menschen sehr bedeutungsvoll sind, da er ge-
wohnt war, seine Ansichten — falls er überhaupt
sie äußerte — in seiner geraden und energischen
Weise auszudrücken.

Es war ein Jahr nach seiner Rückkehr aus
Italien, d. h. im Frühjahr des Jahres 1862, als ich zum

ersten Mal mit ihm zusammentraf. Ich hatte längere Zeit

in den Paterreräumen seines Hauses neben dem Raczhnski'schen
Palais am Exercirplatz verweilt, um den in denselben aufge-
stellten Cartons zum Camposanto eine freie Stunde ruhigen
Studiums zu widmen, als er plötzlich hereintrat. Ich hatte
ihn früher noch nicht gesehen, erkannte ihn aber auf den ersten
Blick: eine kaum mittelgroße Gestalt, aber trotz seiner 74 Jahre
ungebeugt, wenn auch schon etwas langsam in den Bewegun-
gen; auf dem etwas kurzen Halse ein seltsamer, wie aus Granit
gehauener Kopf; die schlichten und noch völlig schwarzen Haare
zu Seiten einer Stirn fallend, die, ohne gerade sehr hoch zu
sein, durch ihre mächtige Breite und Wölbung die Welt von
Gedanken ahnen ließ, die sich dahinter verbarg; eine entschieden
vorspringende Nase von kraftvoller Bildung; ein Mund, dessen
Unterlippe ein wenig Vorstand, während rings Falten von cha-
rakteristischer Modellirung herumlagen: so schritt er langsam,
in einen langen, mit Pelz gefütterten Oberrock gehüllt, auf mich
zu und erwiderte mit gewinnender Freundlichkeit meinen ehr-
furchtsvollen Gruß.
 
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