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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0265

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Preis des Journals pro Quartal IV3 Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Redaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)

Inhalt.

Abhandlung: Erinnerungen von einer Schweizerreise, von Dr. A. Reichen- Kunstlitcratur und Album: Der deutsche Peintre-Graveur, oder die deutschen
sperger. IV. Luzern, Sarnen, Jnterlaken, Thun. (Forts.) Maler re., von A. Andresen u. R. Weigel. — Ornamente aller

Korrespondenzen: — Wien, Ende August. (Die Entscheidung über die klassischen Epochen re., von W. Zahn.

Konkurrenzpläne zum Mnseumsbau sc.) KilNstinstitute und Kunstvereine: Königliche Akademie der Künste in Berlin.

Kunst-Chrotttk: Lokalnachrichten aus Berlin, Köln, Dessau, Weimar, Leipzig, (Schluß.) — Breslauer Kunstausstellung.

Dresden, Frankfurt a. M., Pest, Venedig, Neapel. Ausstellungskalender.

Erinnerungen von einer Schweizerreise.

Von Dr. A. Reichensperger.

IV. Luzern. Samen. Onterfafeen. Thun.

(Fortsetzung.)

emnächst ging es über den Brü-
nig, dem Brienzer See zu. Die
an den Berg-Abhängen aller-
wärts umhergestreuten Sennerhütten, die fast wie
Schwämme dem Boden entwachsen zu sein schei-
nen, mögen schon bei manchem fortschrittlichen
Touristen Kopfbrechen veranlaßt haben, wie den
darin lebenden Leuten beizukommen ist, da der
obligatorische Volksunterricht und alle sonstigen
staatlichen Erleuchtungs-Apparate in solcher Dia-
spora kaum zu fungiren vermögen. Meines Er-
achtens sind die Alpen in gewissem Sinne für die Schweiz,
was für England das Meer ist, eine Pflanzschule nämlich für
echte Mannhaftigkeit, für Charaktere, die noch ein festes Gesetz
in sich tragen, weil sie ein höheres über sich anerkennen, von
welchem der Phrasenqualm der Sophisten ohnmächtig abprallt,
die nicht erst aus ihrer Zeitung von Tag zu Tag Belehrung

darüber zu schöpfen brauchen, was sie zu glauben, zu thun und
zu lassen haben. Die Erfindung der seuersesten Geldschränke
ist gewiß eine schöne Sache; allein die Welt hat, um gesund
zu bleiben, Leute, und zwar sehr viele, nöthig, welche von der-
selben zu profttiren nicht in der Lage sind.

In einem Orte, durch welchen ich passirte, ward eben
ein Schützenfest in Scene gesetzt und waren Anstalten getroffen,
demselben einen imponirenden Anstrich zu geben. Ein groß-
mächtiger, aus Pappdeckel geschnittener, grau in Grau bemalter
Teil hatte dabei die Hauptrolle zu spielen. Immer also doch
wenigstens noch eine Reminiscenz an die alten malerischen Volks-
feste, wie sie in Flandern mit ihrer ganzen Formen- und Farben-
pracht fortleben, während in unserem „intelligenteren" Deutsch-
land solch' ein Fest ausschließlich durch Knallen, Trinken und
Randaliren begangen wird. Wären unsere Künstler, wie vor-
dem, überall umhergestreut und lebten sie das Leben des Volkes
mit, statt sich um die sogenannten Akademien herum zu konglo-
 
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