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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0345

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JuiistgeMrkilirke UollM.

Köln. Nachdem der eine Thcil der vom verstorbenen Kon-
servator des Museums Ramboux hinterlassenen Sammlungen, be-
stehend in 400 byzantinischen und italienischen Gemälden, sowie an-
deren Kunstsachen, wie wir zu seiner Zeit berichteten, int Mai d. I.
durch die bekannte Heberle'sche Kunsthandlung zur Versteigerung ge-
bracht ist, soll nun der anderweitige künstlerische und kunstliterarische
Nachlaß desselben in zusammen 3561 Nummern am 27. December
ebenfalls unter den Hammer kommen. Namentlich sind die Ram-
boux'schen Mappen von ungewöhnlichem Kunstwerth, denn als selbst-
thätiger Künstler und Restaurator hatte er sich auf seinen langjäh-
rigen Reisen zu einem der ersten Kenner der älteren Kunst herange-
bildet. Die Bibliothek, im Ganzen 724 Nummern, enthält über
hundert alte Drucke, Holzschnitt- und Kupferwerke: wir heben nur
hervor: das duydsehe Passionail, gedruckt zu Köln im Jahre 1485,
eine Heiligenlegende in kölnischem Dialekt, reich illustrirt durch sehr
charakteristische Holzschnitte; ferner eine Bilderbibel aus 1458 mit
390 Kupferstichen von Künstlern der Zeit, ein Missale Romanum
aus 1497 rc. Die Sammlung der Manuskripte, 37 an der Zahl,
ist ebenfalls höchst werthvoll, die meisten sind mit Miniaturen und
Initialen verziert. Ein Gebetbuch in hochdeutscher Sprache enthält
34 Miniaturen von Lucas Cranach; ein Manuskript, aus dem An-
fänge des 15. Jahrhunderts, kurz vor der Erfindung der Buchdrucker-
kunst, bezeichnet der Katalog als einen interessanten Vorläufer der
Holztafeldrucke, da es, doppclspaltig geschrieben, über jeder Seite
zwei bildliche Darstellungen enthält. Ferner viele Handzeichnungen,
Aquarellen und Skizzen von seinen großen Reisen nach Palästina,
Italien, der Schweiz, Frankreich rc. Das werthvollste Werk bleibt
aber seine Sammlung von Umrissen zur Geschichte der christ-
lichen Kunst des Mittelalters, sie enthält nicht weniger als
zweitausend Abbildungen und Durchzeichnungen nach alten Bildern
und Fresken, nach Skulpturen, Mosaiken, Glasfenstern, Ornamen-
ten rc., während eines Zeitraumes von vierzehn Jahren in Italien
angefertigt. An Kopien n^ch Gemälden altitalienischer Meister sind
50 Blätter vorhanden. Auch an alten Holzschnitten und Stichen
ist die Sammlung sehr zahlreich; unter Anderem befinden sich dar-
unter 200 Holzschnitte Dürers und 120 Stiche nach Raphael.

Weimar. Die Kunstschätze der Wartburg sind unlängst durch
das trefflich erhaltene Brustbild des Landgrafen Philipp des Groß-
müthigen von Hessen von der Meisterhand Lucas Cranach's ver-
mehrt worden. Das Bild, welches den berühmten Förderer des Re-
formationswerks in natürlicher Größe darstcllt, ist das einzige authen-
tische, gleichzeitige Portrait dieses Fürsten. Es befand sich Jahr-
hunderte hindurch im Besitz einer altadligen Familie in Hannover
und wurde erst durch seinen letzten Besitzer an das Licht der Oesient-
lichkeit gezogen. Dem Eigenthümer wurden für das merkwürdige
Gemälde erhebliche Summen von Kunstsammlern des Auslandes an-

geboten, er zog es jedoch vor, dasselbe Deutschland zu erhalten, und
bot es erst den hessischen Fürstenhäusern zum Verkauf an. Als die
Erwerbung von dieser Seite jedoch abgelehnt wurde, kaufte es die
kunstliebende Großherzogin Sophie von Weimar zum Geschenk für
ihren Gemahl.

München. Die A. A. Z. macht in Betreff der Dürer-
Sammlung des Hrn. Alex. Posonyi in Wien, welche bekanntlich
am 11. d. Mts. hieselbst zur Versteigerung gelangen sollte, einen
leider wohl post festum kommenden Vorschlag, dem wir durchaus
beistimmen. Sie sagt: „Diese in ihrer Art einzige und vielleicht nie
mehr von Privaten zu erreichende Sammlung von Handzeichnungen,
plastischen Arbeiten, Kupferstichen, Radirungen und Holzschnitten
unseres größten deutschen Meisters sollte unter allen Umständen für
dessen Vaterland, ja womöglich für dessen Vaterstadt Nürnberg, fest-
gehalten werden, und es sollte als Ehrensache gelten, solche nicht der
Zersplitterung oder dem Auslande preiszugeben. Findet sich nicht
ein deutscher Fürst oder ein reicher Privatmann, dieses herrliche Mo-
nument deutscher Kunst zu erwerben, so mögen sich die deutschen
Kunstvereine, Kunstfreunde und Künstler dazu vereinigen, wie sie einst
ihres großen Meisters Gedächtniß bei dessen 300jährigcm Jubiläum
und der Enthüllung seines Standbildes zu Nürnberg gemeinsam
feierten. Es wäre dies eine schöne That, die nicht nur für die Mit-
welt, sondern für alle Zeiten sich lohnen würde. Ueber eine höchst
geeignete Aufstellung der Sammlung in Nürnberg würde man aber
am wenigsten verlegen sein; denn wo anders als in den Räumen
des Germanischen Museums, dieses echt deutschen Nationalinstituts
und Nationaleigenthums, könnte diese Sammlung wohl die Bedeutung
als deutsches Gesammteigenthum haben. Hier möge ein besonderes
Dürer-Zimmer geschaffen werden, wo nicht nur diese treffliche Samm-
lung, sondern auch Kopien seiner übrigen Kunstwerke, namentlich der
Handzeichnungen, der Ansicht und Benutzung dargeboten werden.
Schon ist in ähnlicher Weise die kostbare Bibliothek eines berühmten
Zeitgenossen Dürer's, Christoph Scheuerl's, in einem eigenen Zimmer
ausgestellt. Ein Hauptverdienst des Germanischen Museums ist cs,
dergleichen Literatur- und Kunstschätze dem großen deutschen Vater-
land als Gemeingut zu bewahren und nutzbar zu machen." — In-
zwischen ist, wie uns aus Paris mitgetheilt wird, die Sammlung
daselbst en bloc verkauft worden, also wahrscheinlich Deutschland
verloren gegangen. (S. d. Inserat in d. Nr.)

Paris. Die Akademie der schönen Künste hat an des
verstorbenen Malers Ingres Stelle den Historienmaler Alexander
Hesse zum Mitgliede gewählt.

Amsterdam. Am 4. Oktober ist hier die von dem Bildhauer
Roher ausgeführte Statue des holländischen Dichters Vondel,
welcher 1587 zu Köln geboren ist, enthüllt worden.
 
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