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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0049

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Inhalt.

Abhandlung: Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Gegen- Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Weimar, Düsseldorf, Bremen,
wart. LVII. Ingres. (Forts.) Heilbronn, Brüssel. Venedig, New-Aork.

Korrespondenzen: Paris, Ende Januar. (Die Vorbereitungen für die Kunstkritik: Berliner Kunstschau.

Weltausstellung u. s. f. — □ St. Petersburg, Ende Januar. Kunstlitcratiir und Album: I. Kunstliteratur. Die Trachten der Völker re.
(Unsere akademischen Zustände. Forts, aus Nr. 2.) — b. München, (Forts.) — II. Album. Um Lieb' und Kunst, von Alw. Schrödter.

im Januar. (Ausstellung des Kunstvereins. Schluß.) Ausstellungskalender. — Briefkasten. —

Studien zur Charakteristik bedeutender Künstler der Hegenwart.

LVII. Ingres.

(Fortsetzung.)

u den bedeutsamsten Werken von In-
gres gehört ohne Zweifel das im
Jahre 1827 vollendete große Altar-
Blatt in der Kathedrale von Autun,
welches den „Märthrertod des heili-
gen Symphorian" darstellt. Der
heilige Symphorian ist als ein edler,
gottbcgeisterter Jüngling aufgefaßt,
welcher, von einem theils Haß und
und Mordlust theils Mitleid bezeugenden, aufge-
regten Volkshaufen umringt, durch römische Likto-
ren zum Tode geführt wird. Von der Stadtmauer
herab ruft ihm noch in tiefem Weh, aber auch mit
erhabenem Heldenmuth seine Mutter zu, der heiligen Sache des
Glaubens treu zu bleiben. Symphorian vernimmt den Ruf
und blickt begeistert zu ihr hinauf, indem er seine Hand zum
Schwur seiner Treue und Unerschütterlichkeit gen Himmel streckt.
Finster blickt der römische Prätor auf ihn, indem er ihm ge-
bietet fortzuschreiten, um den Zug nicht aufzuhalten. Hinter
dem Märtyrer erblickt man einen Römer, welcher die Gesetzes-

Tafel mit dem Edikt des Kaisers Diokletian, das Symphorian
verletzt hat, trägt.

Ungeachtet einzelner Mängel, die vornehmlich in zu strenger
Detaillirung, in zu gedrängter Fülle der Figuren, sowie in einer
gewissen Monotonie des Kolorits bestehen, gehört dieses Gemälde
zu den vorzüglichsten kirchlich-religiösen der Neuzeit. Das Kunst-
wesen Ingres' zeigt sich hier von seiner edelsten Seite und in
einer seltenen Reinheit und Erhabenheit des Styls. Der
ganzen Auffassung nach ernst und würdevoll, und aus tiefster
Innerlichkeit entsprungen, zeigt es in Allem eine tiefergreifende
Macht der Ueberzeugung und Gewissenhaftigkeit. Wohin wir
blicken, überall tritt uns ein tiefes Berständniß, eine mit klarem
Bewußtsein abwägende Kritik, eine strenge, mit logischer Gründ-
lichkeit ordnende Energie entgegen: Eigenschaften, die allerdings
dem Ganzen etwas Doktrinäres, Akademisches geben, allein doch
zu einem ernsten, mächtig wirkenden historischen Style zusam-
menschmelzen. Ingres hat in vielfacher Beziehung sehr Recht,
wenn er sagt: „Fuyons l’öelat, le fraeas des sujets, et
tirons un clicf-d’oeuvre de celni-ci qui est simple eomrae
une image de deux sous; le martyre de saint Sympho-
 
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