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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0201

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Inhalt.

Abhandlung: Peter von Cornelius und seine Stellung zur neueren deut- Kunstgeschichte: Erinnerungen von einer Schweizerreise, von vr. A. Reichen-
schen Kunst. Forts.) sperger. (Forts.) — II. Basel.

Korreshondenzen: -s-Karlsruhe, 4.Juni. (Ausstellung des Kunstvereins.) Knnstlitcratur und Album: Kostnmkunde u. s. f. vvn Hermann Weiß. —
— f. München, Ans. Juni. (Kunstverein. Neue Standbilder.) „Johannes Huß" u. s. s., gez. von I. Scheitle.

Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Weimar, Düsseldorf, Mann- Kunstinstitutc und Küustvereinc: Wissenschaftlicher Kunstverein in Berlin,
heim, München, Triest, Wien, Pest, Warschau, Stockholm, Paris, London. Ausstcllimgskakciidcr. — Briefkasten.

^eter von Lorneüus und seine Stellung zur neueren deutschen Kunst.

(Fortsetzung.)

>ie steht nun Cornelius zu allen die-
sen Kunstbewegungen? Mit dieser
Frage bahnen wir uns das Verständniß
seiner Richtung und seiner Leistungen.
Durch nichts kann man die Größe seines
Genius deutlicher zum Verständniß bringen als
durch die Anführung der einfachen Thatsache,
daß er an allen diesen divergirenden Rich-
tungen des Idealismus Theil genommen und
doch zugleich in keiner einzigen aufgegangen ist. Wenn er mit
Carstens sich in den Geist der Antike versenkt und in seinen
großartigen Wandgemälden der Glyptothek den ganzen Jdeen-
kreis des Alterthums in erhabenster Weise zur Erscheinung ge-
bracht, so hat er nicht minder sich mit dem romantischen Geist
des Nibelungenliedes und des Faust erfüllt und wiederum die
tiefsten Ideen des christlichen Dogma's in seinen gewaltigen
Kompositionen der Ludwigskirche und des Campo santo in Ber-
lin versinnbildlicht.

Und noch mehr: nicht nach einander ging er von dem
einen Jdeenkreise zum andern über, so daß etwa eine bestimmte

Periode seines künstlerischen Strebens dem Alterthum, eine fol-
gende dem romantischen Mittelalter, eine dritte der christlichen
Idealwelt gewidmet gewesen wäre, sondern, wenn auch seine aus-
geführten großen Schöpfungen — von der Casa Bartholdy und der
Villa Massimi in Rom beginnend, sodann in der Glyptothek und in
der Ludwigskirche zu München und- endlich für das Camposanto
in Berlin — scheinbar große und bestimmte Abschnitte bilden, so
sind diese doch nur durch die Größe der Aufgaben und die darauf
zu verwandte Zeit bedingt, in Wirklichkeit aber beschäftigte er
sich fortdauernd und gleichzeitig mit dem Alterthum wie mit dem
Mittelalter, mit der antiken Mythologie wie mit dem christlichen
Dogma.

So finden wir schon aus seinen Jugendjahren neben
einer altbiblischen Komposition „Jakob segnet seine Söhne" eine
andere altrömische „Brutus läßt seine Söhne hinrichten", und
während er seine herrlichen Fresken „aus der Geschichte Jo-
sephs" in der Villa Bartholdy ausführte, zeichnete er zugleich
seine merkwürdigen Illustrationen zu den „Nibelungen". Ja,
selbst als sein Geist ganz und gar von den großartigen Ent-
würfen für das Camposanto erfüllt zu sein schien, hat er das
 
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