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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0113

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NB. Mittheilungen, die den Inhalt des Journals betreffen, sind an die Redaction (Hohenzollernstr. 9, Berlin), alle anderen an die
Expedition (ebend.) oder an die Nicolai’ sehe Verlagsbuchhandlung (Brüderstr. 13) zu richten.

Inhalt.

Abhandlung: Ueber Wandmalerei, mit besonderer Beziehung auf Berlin rc. Kunst-Chronik: Lokalnachrichtm aus Berlin, Kiel, Kopenhagen, München,
Von Dr. Max Schasler. (Schluß der ersten Abtheilung.) Augsburg, Paris.

Korrespondenzen: München, Ende März. (Die Arbeiten für die pariser Kunstgeschichte: Das Grundsystem der deutschen Baukunst rc., von E. Wulff.
Weltausstellung.) (Forts, u. Schluß.) — Ansstellungskalender.

Ueber Wandmalerei, mit besonderer Beziehung auf Berlin.

(Schluß der ersten Abtheilung.)

leim wir nun, nach Feststellung des ästhe-
tischen Gesichtspunktes, unter dem das
Wandgemälde allein richtig zu würdigen
ist, unfern Blick auf die Wandgemälde
Berlins richten, so ist natürlich der „Tod-
tentanz" in der Marienkirche das erste,
weil älteste, Werk, welches hier zu erwähnen
wäre. Eine nähere historisch-kritische Unter-
suchung werden Sie hier, wo ich in den klei-
^en Raum einer knapp zugemessenen Zeit die Uebersicht über
le gesammten Wandgemälde Berlins zusammenzudrängen ge-
's^^hlgt bin, über dies merkwürdige und in unserer Residenz
kotzt einzig dastehende Denkmal der Malerei aus dem Mittel-
or uon erwarten. Ohnehin ist der „Todtentanz"

or Marienkirche bereits mehrfach kritisch beleuchtet und beschrie-
J;tt' namentlich von Lübke in seiner bekannten Monographie.

will ich denn nur kurz in Erinnerung bringen, daß dies
Ewalde, welches, von dem Pfeiler links vom Hauptcingange
Westseite der Kirche beginnend, sich in einer Länge von
ev ^2 Fuß und in einer Breite von etwas über 6 Fuß mit

Einschluß des Schriftstreifens, auf der Vorderseite bis über den
zweiten Wandpfeiler fortsetzt, im Jahre 1860 von Stüler
unter einer zu verschiedenen Zeiten mehrfach erneuerten Kalk-
tünche entdeckt und nach sorgfältiger Ablösung der letzteren bloß-
gelegt worden ist. Ganz abgesehen von den aus der Bau-
geschichte der Marienkirche zu schöpfenden historischen Daten,
deutet der ganze Styl, in welchem die alternirende Reihe von
menschlichen Figuren und Todtengerippen, welche eine Art
Reigen oder Kette bilden, aufgefaßt ist, auf eine sehr frühe
Zeit, jedenfalls auf die zweite Hälfte des 15. Jahrhunderts.
Zugleich aber erscheint die Anordnung als eine so schematische,
ja so Zusagen konventionelle, namentlich wenn man sie mit der
in andern bekannten Todtentänzen jener Zeit, z. B. dem lübecker
und baseler, vergleicht, daß man daraus mit Sicherheit schließen
kann, die Darstellung von Todtentänzen sei zu jener Zeit schon
lange in Gebrauch gewesen und gewissermaaßen typisch-traditionell
geworden. Wenn dies aber der Fall war, so kann ich — so
hoch ich auch unfern Todtentanz als historisches Denkmal schätze
— nicht umhin, die Vermuthung auszusprechen, daß er keines-
wegs von einem hervorragenden Künstler, sondern von einem
 
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