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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0089

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Inhalt.

Korrespondenzen: arWien, Ende Februar. (Die Februarausstellnng des
österr. Kunstvereins. Forts.) — (?) D ü s s e l d o r f, Ende Februar.
(Das Neueste aus unseru permanenten Kunstausstellungen. Schluß.)
Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Köln, Dresden, München,
Florenz, Paris.

Kunstgeschichte: Das Grundsystem der deutschen Baukunst re., von E. Wulff.
(Fortsetzung.)

Kunstlitcratur und Album: Deutsche Volkstrachten. Originalzeichnungen von
Alb. Kretschmer. — Die Anfänge der Buchdruckerei in Bild und
Schrift. Erläutert von T. O. Weigel und vr. Ad. Zestermann.
(Schluß.)

Kunslinstitutc und Kunstvcreine: Wissenschaftlicher Kunstverein in Berlin.
(Versammlung am 15. Februar.)

Ausstcllungskalciider.

Korrespondenzen.

icn, Ende Februar. (Die Februarausstellung
des österreichischen Kunst-Vereins. Forts.)
Da noch inimer die liebe Gewohnheit herrscht, alle
Figurenbilder, die nicht ausdrücklich als Genrebilder
oder als Portraits auftreten — mögen sie sonst
darstcllm, was sie wollen — zur „Historie" zu
rechnen, namentlich wenn sie in größeren Dimen-
^onen ausgcführt sind (als ob sich der historische Sthl mit der Elle
wissen ließe!), so werde auch ich nicht wohl umhin können, mich
diesem Gebrauch zu fügen und, ehe ich zum eigentlichen Genre über-
6che, einige Werke anzuführen, unter denen es wenigstens eins giebt,
^vmit ich mich am liebsten gar nicht befassen möchte: ich meine Paul
^ießliug's „Mädchen aus der Fremde". Denn etwas Häßlicheres,
Unanständigeres, ja geradezu Gemeineres ist mir in der That in der
Malerei noch nicht vorgckommcn. Stellen Sie sich vor... *) Nun,

*) Wir erlauben uns hier, den geehrten Korrespondenten zu unterbrechen
nnd djx weitere Beschreibung dieses säubern Machwerks zu unterdrücken. Er
bat offenbar vergessen oder übersehen, daß wir dies Bild bei Gelegenheit der
jährigen Kunstausstellung der berliner Akademie seinem wahren Werthe
^^hinlänglich gewürdigt haben. (Siehe Nr. 35, S. 280 und Nr. 36,
. ° 294), wobei wir als Kuriosum nicht unerwähnt lassen wollen, daß es
Katalog als „Venus erscheint einem jungen Paar" bezeichnet war, wäh-
^ind ez früher bei Karfunkel schon als „Mädchen aus der Fremde" debü-

und trotz allem Denl hat — es ist in der That unbegreiflich —
der Kunstverein dieses Scheusal von Bild angekauft. Der glückliche
Gewinner mag sich gratuliren!

Doch genug davon. Gehen wir zu erquicklicheren Dingen über.
Da ist denn noch ein anderes Bild, welches — obschon ich weit
entfernt bin, es mit Herrn Kießling's Produkt in Vergleich stellen
zu wollen — ebenfalls zu jenen Werken gehört, die man zur „Histo-
rie" rechnen muß, weil sie eben nirgend anderswo hinpassen: ich
meine Canon's „Eva". Man wäre, nach dem allgemeinen Ein-
druck zu urtheilen, fast versucht, es für ein modernes Portrait zu
halten, im Styl der alten Meister gemalt, wenn nicht der Umstand,
daß diese Dame im Renaissancekostüm aus einer Fruchtschaale dem
Beschauer einen Apfel darreicht, die Absicht des Bildes verriethe.
Eine kuriose Eva freilich. Was mag sich der Künstler dabei gedacht
haben? DaS ist der erste Gedanke, welcher dem Beschauenden bei

tirte. — Was die obige sehr richtige Bemerkung über die Elasticität des Be-
griffs „Historie" betrifft, so geht es der armen „Historie" ganz ähnlich wie
der „Philosophie" als Fakultätsname auf den Universitäten. In diesen großen
Topf wird auch Alles hineingeworfen, was nicht in den Kram der Brot-
studien passen will: Mathematik und Statistik, Staatsökonomie und Geo-
graphie, Chemie, Astronomie, Mineralogie, Geologie und alles Mögliche.
Alle diese Fächer müssen einmal „philosophische" sein, weil sie weder zur
Theologie noch zur Medicin noch zur Jurisprudenz gehören. D. Red.
 
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