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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0289

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^ Zwölfter Jahrgang.

% M 35.

Herausgegeben und redigirt von

Dr. OTtii|; 8chaster.

29. September
1867.

1:

Preis des Journals pro Quartal l'/3 Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Kedaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)

Inhalt.

Abhandlung: Erinnerungen von einer Schweizerreise, von vr. A. Reichen- Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Marienwerder, Karlsruhe,
,perger. V. Bern. (Forts.) Reutlingen, Tübingen, München, Wien.

Korrespondenzen: w. Antwerpen, Ende September. (Ein großes Histo- Kunstkritik: August Riedel und dessen Gemälde „Die badenden Mädchen",
rienbild von Pauwels.) — 8r. Bremen, im September. (Kunstleben Eine kritische Studie,

und Kunstwerke in Bremen: Kunsthalle rc. Schluß.)

UÜWÄtzk«MLAW.

Die vierte I^ieferunK des „Künstler-Albums“, enthaltend das photographische Portrait von Karl Piloty nebst Text,

wird mit der nächsten Nummer ausgegeben.

Lrimiermigen von einer Schweizerreise.

Von Dr. A. Reichensperger.

V. 35 c r n. (Forts.)

nweit des „Kindli-Fressers" erhebt
sich noch ein anderer merkwürdiger
Zeuge des alten Bern, der oben
im Vorbeigehen bereits genannte
,Zeitglocken-Thurm". Sein
■ Name rührt von einer in ihm
befindlichen kunstreichen Uhr mit
Glockenspiel her, in deren Mechanismus ebenwohl
wieder Bären in ziemlicher Zahl eine Hauptrolle
spielen. Vor jedem Stundenschlag halten diesel-
ben auswärts vor einem sitzenden bärtigen Alten
ihren Umzug, nachdem vorerst der oberhalb des letzteren befind-
liche Hahn mit den Flügeln geschlagen und gekräht hat. Mit dem
Stundenschlag dreht der Alte ein Stundenglas, welches er in
der Linken hält, um und zeigt durch Heben und Senken des

Scepters in seiner Rechten und Oesfnen des Mundes, wie ein
neben ihm stehender Bär durch Auf- und Abbewegen des Kopfes,
die Zahl der Stunden an, welche ein Hanswurst mit dem
Hammer auf eine Glocke schlägt. Ein dritter gellender Schrei
des Hahnes bezeichnet den Schluß der jedesmaligen Aufführung.
Auf die Gefahr hin, von allen „Gebildeten" beachselzuckt zu
werden, lege ich hiermit das offene Geständniß ab, daß ich wohl
eine Viertelstunde, in Erwartung des Schauspieles, gaffend vor
dem Thurme gestanden habe und daß mir die endlich folgende
Pantomime mehr Freude gemacht hat, als jemals ein Solo-
Ballet in einer großen Oper, bekanntlich der sublimste Triumph
moderner Virtuosität. Der „Fortschritt" scheint in Bern nicht
das Ruder geführt zu haben, als die benachbarte Eisenbahn-
station errichtet ward, die prächtige Gelegenheit hätte sonst nicht
unbenutzt bleiben können, mit dem unnützen Thurm und dem
 
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