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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 12.1867

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https://doi.org/10.11588/diglit.13559#0313

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Preis des Journals pro Quartal l’/3 Thlr. Bei Pränumeration auf den ganzen Jahrgang erhalten die Abonnenten ausserdem das photographische
Künstler-Album in vierteljährlichen Lieferungen gratis. (Redaction der Dioskuren: Berlin, Hohenzollernstr. 9.)

Inhalt.

Abhandlung: Erinnerungen von einer Schweizerreise. VI. FreiLurg. (Schluß.) Kunstgeschichte: Maler Johann Heinrich Namberg. (Eingesandt.)
Korrespondenzen: f. München, Mitte Oktober. (Ausstellung des Kunst- Kunstiileratur und Album: Ueber die Ausnahme der Vaterländischen Bau-
Vereins.) — [?] Düsseldorf, Mitte Oktober. (Die Konkurrenz für denkmale in Preußen u. s. f. — lieber den Begriff der Kunst u. s. f. —

die Ausschmückung des Crefelder Rathhaussaales u. s. f.) — f Nord- Der Begriff des Schönen u. s. f. — Album: Deutsche Volkstrachten

hausen, Mitte Oktober. (Von unserm Kunstverein.) u. s. s. — Deutsches Leben im Glauben u. s. f.

Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Köln, Frankfurt a. M., Wien, Aiisstclluugskalendcr.

Debreczin, Hamburg, Brüssel, Paris, London. Anzeige der Expedition, betreffend das „Künstler-Album".

Erinnerungen von einer Schweizerreise. (Schluß.)

VI. <freiburg.

^uch in früherer Zeit schon hat man sich
an dem Chore versündigt; so durch
einen an der Episielseite über dem
Chorgestühle vorspringcnden Orgelbau
im frostigsten Renaissancestyl und mehr
noch durch einen Rokoko-Hochaltar mit
einer theatralisch posenden Madonna
auf dem Tabernakel. Ein schön ge-
schmiedetes gothisches Eisengitterwerk
schließt den Chor ab. Im Schiffe
wacht sich noch ein modernes Grabdenkmal mit einer weißen
Marmorbüste und der Inschrift: „A Moser ses coucitoyens“
bemerklich. Es war hier offenbar auf eine Verschmelzung der
Antike mit der Gothik abgesehen; allein diesen beiden Herren
kann man nun einmal nicht zugleich dienen, zumal an einem
und demselben Werke. Der Lakonismus der Inschrift mag zu
ber antikisirenden Marmorbüste passen; beide passen aber gewiß
uicht zur Kirche und ebenso wenig zu der, überdies auch nichts
weniger als kunstgerecht gebildeten, gothischen Zuthat. Tausend

Mal lieber echter Zopf, wie er in den Seitenkapellen sich hier
breit macht, als mißverstandene, mit disparaten Elementen ver-
setzte Gothik!

Ich habe früher bemerkt, daß die St. Nikolaskirche nicht
aus einem Gusse sei. Meines Erachtens ward das gothische
Schiff, ähnlich wie im straßburger Münster, an einen roma-
nischen Chor angebaut, welcher letztere dann später gleichfalls
in den gothischen Styl übertragen und mit dem reichen, auf
Konsolen sich stützenden Netzgewölbe überspannt ward, dessen
Schlußsteine, mit den vorspringenden Figuren darauf, schon
ein gewisses Ueberwuchern des dekorativen Elementes über das
struktive zu erkennen geben. Auswärts springt, ähnlich wie in
Bern und an vielen französischen Kirchen, vor das Hanptportal
eine Vorhalle (Porclie) vor; die auf dem Tympanum des Por-
tals befindlichen Skulpturen, deren Derbheit übrigens an's Rohe
grenzt, stellen das jüngste Gericht dar, welches durchweg auf der
Westseite der Kirche entweder an dem Hauptportal oder durch
Glasmalerei in dem großen Fenster abgebildet ward. Den Ab-
schluß gedachter Vorhalle bildet wieder ein grundhäßliches mo-
 
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