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Die Dioskuren: deutsche Kunstzeitung ; Hauptorgan d. dt. Kunstvereine — 14.1869

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https://doi.org/10.11588/diglit.13561#0283
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Inhalt.

Abhandlung: Etwas über Bildhauerei in Beziehung ans den modernen Kunst-Chronik: Lokalnachrichten aus Berlin, Weimar, Köln, München,
Kunstgeschmack, von einem Bildhauer. Prag, Wien, Parma, Florenz, Paris.

Korrespondenzen: f München, im September. (Die Ausstellung alter Kunstkritik: Die internationale Kunstausstellung zu München. (Forts.)

Gemälde. Forts.) — □ St. Petersburg, im September. (Hiesige Kunst-Institute und -Vereine: Aus den Jahresberichten der Kunstvereine.

Kunstzustände. Forts.) (Forts, aus Nr. 12 d. I.)

Ltwas über AMIjauerei in Beziehung auf den modernen Kunstgeschmack.

von einem üildhauer.

gelten pflegt ein praktischer Künstler zur
Feder zu greifen, um Das, was er in
seinem Innern als wahr und noth-
wendig erkennt, in zusammenhängender
Ordnung darzulegen. In der That liegt
auch eine gewisse Gefahr für ihn darin;
nicht in äußerlicher Beziehung — obgleich man
schnell bei der Hand zu sein pflegt, solchen aus
einem inneren Drange entspringenden Aeuße-
rungen fremde Motive unterzulegen — sondern
in der innerlichen, daß er durch solche Reflexio-
nen die Lebhaftigkeit und Schärfe seines Anschauens beeinträch-
tigt. Ein wahrer Künstler, kann man sagen, müsse mit dem
Pinsel und dem Modellirholz, d. h. in Farben und Formen —
denken, nicht in Worten; thue er aber das Letztere, dann er-
bleichen die Farben in ihm und die Formen lösen sich in nebel-
hafte Unbestimmtheit auf. Dies ist richtig für den Fall, daß sich
sein Denken auf den Inhalt Dessen, was er schafft, auf die künst-
lerische Idee selbst richtet. Nichts ist gefährlicher für die Frische
der künstlerischen Anschauung als das Reslektiren über Ideen,

namentlich aber möchten wir jeden Künstler vor dem Aestheti-
siren warnen. Im glücklichsten Falle kommen einige richtige,
aber meist halb oder ganz mißverstandene Gedanken zu Tage,
welche gewöhnlich schon von Anderen viel besser und vollständiger
gesagt sind. Da die Künstler im Allgemeinen wenig lesen, am
wenigsten wissenschaftliche Werke und unter diesen wieder am aller-
seltensten solche, die ihr eignes Gebiet betreffen, so wissen sie
eben auch meist nicht, was über gewisse Fragen bereits von
Andern gedacht und gesagt ist, und verfallen daher, in der Mei-
nung etwas ganz Neues vorzubringen, in Trivialitäten. Das 116
sutor ultra crepidam gilt auch von der Aesthetik. Der Künst-
ler soll unmittelbar aus seiner künstlerischen Anschauung heraus
schaffen, nicht aber Reflexionen über „Schönheit", „Ideal" rc.
anstellen. Dies ist Sache des Aesthetikers, der mit dem Ge-
danken schafft oder wiederschafft, was der Künstler in seiner
Phantasie schaut und gestaltet.

Anders aber verhält es sich, wenn ein Künstler über die
praktischen Requisite des von ihm vertretenen Kunstgebiets
sich äußert. Hier, wo er völlig zu Hause ist, gilt sein Wort vor-
zugsweise. Die Früchte seiner Erfahrung sind mit Dank an-
 
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